• 10.10.2005 08:53

  • von Fabian Hust

Flavio Briatore nimmt Giancarlo Fisichella in Schutz

Nach dem in der letzten Runde verlorenen Duell gegen Räikkönen nimmt der Renault-Boss seinen Fahrer in Schutz und lobt den Finnen

(Motorsport-Total.com) - Eine Menge Kritik musste Giancarlo Fisichella von den Beobachtern des Großen Preises von Japan einstecken, schließlich schnappte ihm Kimi Räikkönen in der letzten Runde den Sieg weg. Dem Italiener wurden gleich zwei Fehler vorgeworfen: Erstens habe er den McLaren-Mercedes-Piloten unterschätzt und habe in Führung liegend zu früh das Tempo raus genommen, zweitens sei er in der letzten Schikane zu früh Kampflinie gefahren, was das Überholmanöver erst ermöglichte, da er beim Herausbeschleunigen auf Start und Ziel schlecht aus der Kurve kam.

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore

Briatore: Das tolle Rennen entschädigt etwas für den verpassten Sieg...

Fisichellas Gesicht auf dem Podium ließ erahnen, was im Kopf des 32-Jährigen vorging, der den Sieg vor Augen wenige Meter vor dem Ziel verlor, als Räikkönen in einem mutigen Manöver am Ende der Start- und Zielgerade an ihm vorbeischoss. Klar hatte der Finne das schnellere Auto, aber der Römer hatte das Rennen in der Hand gehabt, hätte es gewinnen können.#w1#

Vermutlich schoss "Fisico" auch jene Situation durch den Kopf, die letztes Jahr passierte und ihm erst die Rückkehr in das Team ermöglichte. Beim Heimrennen des Renault-Teams in Magny-Cours überrumpelte Rubens Barrichello den damaligen Renault-Fahrer Jarno Trulli ebenfalls wenige Meter vor dem Ziel. Der Verlust des dritten Platzes war der Auslöser für die Entlassung Trullis, der ein paar Rennen später schon im Toyota saß, während Jacques Villeneuve die letzten drei Saisonrennen für das Team bestritt.

Die Parallelen zwischen Trulli und Fisichella sind verblüffend, denn beide hatten einen guten Saisonauftakt und konnten in der ersten Saisonhälfte Rennen gewinnen, dann jedoch brachen sie mit ihren Leistungen stark ein. Muss sich Giancarlo Fisichella jetzt also auch Sorgen um seinen Platz im Team machen, weil er mit seinen Leistungen jenen von Fernando Alonso stark hinterher hinkt? Die Antwortet lautet wohl eher 'Nein'.

"Jeder hat Giancarlos Saison gesehen. Er hatte einen sehr guten Start, danach ging dem Team und Giancarlo das Glück aus, wir hatten ein paar Defekte am Auto und dem Motor und Giancarlo hat ein paar Fehler gemacht", erklärte sein Teamchef schon am Donnerstag in Suzuka. "Es ist das erste Jahr, dass Giancarlo in einem Top-Team wie Renault ist und man muss sich immer an das Team gewöhnen, wenn man zu einem anderen geht."

"Giancarlo hat ein paar Fehler gemacht." Flavio Briatore

"Die Beziehung zwischen uns und Giancarlo ist fantastisch, die Beziehung der Fahrer ist fantastisch. Das ist wichtiger", fährt der 55-Jährige fort. "Beide Fahrer arbeiten für das Team und ich bin mir sicher, dass Giancarlo kommendes Jahr hier sein wird. Die Meisterschaft ist noch nicht gelaufen. Sein Ziel ist es ebenenfalls, Fernando beim Gewinn der Konstrukteursmeisterschaft zu helfen."

Angesichts des spannenden Rennens blieb Flavio Briatore erstaunlich gelassen, er habe das Rennen genossen: "Die Leute, die in Europa dafür aufgestanden sind, werden angetan sein. Es war ein gutes Rennen für die Formel 1. Wir hatten Überholmanöver, dramatische Zwischenfälle und einen Kampf um die Führung, der bis in die letzte Runde ging. Es war ein gutes Rennen für die Zuschauer und wir brauchen jedes Rennen wie dieses."

Fisichellas Teamkollege Fernando Alonso hatte im Ziel nur 15,8 Sekunden Rückstand auf den Römer, dabei war er als 16. gestartet, während Fisichella vom dritten Rang losgedüst war: "Klar war das schmerzhaft, was passiert ist. Ich sage nicht, dass ich glücklich bin, aber so etwas passiert. Giancarlo hat sich korrekt verhalten. Ich war überrascht, dass uns Kimi überholt hat, aber angesichts der Umstände hat es Kimi schlussendlich verdient."

"Ich sage nicht, dass ich glücklich bin, aber so etwas passiert." Flavio Briatore

"Ich denke nicht, dass Fernando Alonso einen guten, sondern einen fantastischen Job gemacht hat, so wie Fisichella auch. Es war ein guter Kampf und ich habe ihn genossen, und vor dem letzten Überholmanöver habe ich alle genossen", so Flavio Briatore, dessen Rennstall vor dem Saisonfinale in China mit zwei Punkten Vorsprung in Führung gegangen ist. Vor dem Rennen in Suzuka hatte McLaren-Mercedes erstmals mit ebenfalls zwei Zählern Vorsprung die Führung übernommen - spannender könnte es nicht sein.