• 17.09.2001 13:25

Flavio Briatore im Kreuzfeuer der Kritik

Nach seinem Verhalten vergangenes Wochenende scheuen sich die Formel-1-Beteiligten nicht, Briatore hart zu kritisieren

(Motorsport-Total.com/dpa) - Nach dem Großen Preis von Italien herrscht offener Streit im Formel-1-Zirkus. Der erste Sieg des BMW-Williams-Piloten Juan-Pablo Montoya wurde in Monza nicht nur von den Terroranschlägen in den USA und dem schrecklichen Unfall auf dem Lausitzring überschattet, sondern auch von gegenseitigen Beschimpfungen im Fahrerlager. "Gift, Angst und Drohungen", titelte der 'Corriere dello Sport' am Montag über das "schwarze Rennwochenende", an dem vor allem Benetton-Chef Flavio Briatore die Wut von Fahrern und Teams auf sich zog. Der Teamchef hatte zusammen mit Arrows-Chef Tom Walkinshaw das von den Piloten vereinbarte Überholverbot verhindert. Die beiden BAR- Piloten Jacques Villeneuve und Olivier Panis wollten ebenfalls ein "normales" Rennen.

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore

Flavio Briatore hat sich an diesem Wochenende keine Freunde gemacht

Michael Schumacher hatte in den ersten beiden Schikanen nach dem Start ein Überholverbot vorgeschlagen, um an einem von Tragödien überschatteten Wochenende ein Zeichen zu setzen. Damit sollte zumindest ein Unfall wie im letzten Jahr verhindert werden, als der Streckenposten Paolo Ghislimberti von einem bei einer Massenkarambolage abgerissenen Rad tödlich getroffen worden war. Bis auf Villeneuve unterschrieben alle Fahrer das "Stillhalteabkommen".

Das auch für Jaguar-Teamchef Niki Lauda "unverständliche" Ausscheren des "ewigen Querulanten" aus der Fahrergemeinschaft allein hätte die Aktion noch nicht vereitelt. Erst Briatore und Walkinshaw verhinderten die Geste. Der Benetton-Chef drohte seinem Duo Giancarlo Fisichella und Jenson Button mit Rauswurf, sofern sie sich an das Abkommen halten sollten.

Andere Teams empfanden Briatores "Rennbefehl" als skandalös. Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug hatte die Aktion der Fahrer ebenso begrüßt wie die Rennställe Sauber und Ferrari. Dort hatte Teamchef Jean Todt sogar Schumacher die Entscheidung überlassen, ob er in Monza überhaupt starten wolle. "Ich habe großen Respekt vor der Meinung der Piloten, aber keinerlei Achtung vor jemandem, der für die Fahrer spricht, aber selbst noch nie in einem Rennauto saß", kritisierte Todt Briatore.

"Briatore ist ein obszöner Mensch, der seine Piloten bedroht und zum Fahren zwingt", empörte sich Jordan-Honda-Pilot Jean Alesi gegenüber italienischen Zeitungen. "Zum Glück ist dies Alesis letztes Jahr in der Formel 1", konterte der Beschimpfte. Alesis Manager Mario Miyakawa warf Briatore daraufhin vor, "er benehme sich wie ein Mafioso". Peter Sauber, dessen Team mit Ferrari-Motoren fährt, beschimpfte der Benetton-Chef nach einem Bericht von 'La Repubblica' als "Ferrari-Sklaven". Bei der "Scuderia" selbst gebe ohnehin Schumacher die Befehle.

Der viermalige Weltmeister beteiligte sich nicht an den gegenseitigen Beschimpfungen. Sichtlich deprimiert verlies Schumacher mit seinem Bruder Ralf Monza: "Es ist sehr traurig und enttäuschend, dass die Piloten etwas entscheiden und einige Teammanager ihre Fahrer zu etwas anderem zwingen", sagte er.