• 17.09.2001 10:46

  • von Fabian Hust

Jenson Button in der Kritik

Nach seinem aggressiven Start und der Kollission mit Trulli steht Benetton-Pilot Jenson Button in der Kritik

(Motorsport-Total.com) - Es war ziemlich ironisch, dass ausgerechnet Jenson Button in der ersten Schikane einen Unfall verursachte, als er nach einem sensationellen Start vor der ersten Schikane zu spät bremste und Jordan-Honda-Pilot Jarno Trulli umdrehte. Denn es war Benetton-Teammanager Flavio Briatore gewesen, der seine Fahrer dazu aufforderte, ganz normal die ersten zwei Schikanen anzufahren, nachdem Michael Schumacher die Fahrer gebeten hatte, in den zwei ersten Schikanen freiwillig nicht zu überholen, um Unfälle zu vermeiden.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button wird Monza 2001 wohl schnell abhaken

Sauer zeigte sich David Coulthard nach dem Rennen, dessen Teamchef Ron Dennis seinen Fahrern die freie Wahl gegeben hatte, für oder gegen die Idee von Michael Schumacher zu stimmen: "Benetton war ganz klar entschlossen dazu, ein paar Punkte zu holen, aber das brachte weder Jenson noch ihnen selbst etwas", so der Schotte, der selbst durch die Ereignisse in der Schikane abkürzen musste und über Trümmerteile fuhr.

Auf der linken Seite gestartet schoss Button wie ein Geschoss auf die rechte Seite der Fahrbahn und versuchte dann auch noch dank seinem Geschwindigkeitsvorteil in der ersten Schikane ein paar Autos zu überholen, was tüchtig in die Hose ging: "Es ist doch lächerlich", fährt Coulthard fort, "selbst wenn du die Leute warnst, denken sie immer noch, dass sie zehn Meter später bremsen können als im Qualifying. Er ist einfach zu schnell in die erste Schikane gefahren. Das konnte ich sehen. Da hat er einen Fehler gemacht."

Während sein Teamkollege Giancarlo Fisichella wegen technischer Probleme an seinem Einsatzauto aus der Boxengasse hatte starten müssen, beendete Button zu allem Übel noch ausgerechnet das Rennen seines zukünftigen Teamkollegen Jarno Trulli. Vielleicht war Button zu sehr unter Druck, denn vor dem Rennen hatte sein Teamchef Flavio Briatore ganz offen ausgesprochen, dass er mit den Leistungen Buttons nicht zufrieden ist und er ihn gerne loshaben möchte.

Der 21-jährige Brite meinte nach dem Rennen zu seiner Entscheidung, im Rennen sich nicht an die Absprachen zu halten und aggressiv zu fahren: "Ich arbeite für das Team, da es mich für meine Arbeit bezahlt, aus diesem Grund tue ich das, was mir meine Chefs sagen." Für Ferrari-Pilot Rubens Barrichello unverständlich: "Es ist schlecht, wenn man eine Vereinbarung hat und dann nur ein Kerl diese nicht einhalten möchte, aber so ist das Leben nun einmal."

Wäre das Manöver von Button gut gegangen, wäre er vielleicht der Held gewesen, doch jetzt dürfte sich Briatore noch bestärkter in seiner Entscheidung fühlen, Button nach Möglichkeit schon 2002 gegen Fernando Alonso auszutauschen, denn die Aktion kostete Button den Frontflügel und damit unabhängig von dem späteren Motorschaden das Rennen. Eigentlich schade, denn der WM-Achte des vergangenen Jahres hatte sich als Siebter seinen besten Startplatz der Saison geholt und stand damit auch vor seinem Teamkollegen. Ebenfalls ironisch: Als einziges Auffangteam für Button bei einem möglichen Rauswurf gilt Jordan-Honda?

Button hatte keine Chance, den Unfall noch zu verhindern, als er zu spät gebremst hatte und zu allem Überfluss auch noch seine Vorderräder blockierten. Trulli gab sich dementsprechend verärgert: "Ich hatte einen wirklich guten Start und behielt meine Position in der ersten Kurve, als mir plötzlich Button ins Heck fuhr, mich dadurch umdrehte und mein Rennen beendete. Er hat sich ganz eindeutig beim Bremsen verschätzt, denn ich war ja bereits in der Kurve. Ich bin wieder einmal enttäuscht, denn ich konnte erneut ein Rennen nicht beenden und konnte nichts für die Umstände, die mich aus dem Rennen warfen."

Jenson Button glaubt allerdings nichts, etwas falsch gemacht zu haben: "Dieses Wochenende hat so gut begonnen und ich war für ein gutes Rennen richtig eingestellt. Ich hatte einen tollen Start, blieb jedoch in der ersten Kurve zu weit auf der Innenseite, wo es schmutzig und ölig war. Ich bremste genau zu dem gleichen Zeitpunkt wie alle anderen, jedoch konnte ich Trulli nicht mehr ausweichen. Ich fuhr auf ihn auf, verlor dabei meinen Frontflügel und beendete dadurch sein Rennen, was mir sehr Leid tut. Das Team wechselte den Frontflügel dann sehr schnell, jedoch ging dann in der fünften Runde der Motor hoch."

Jenson Button entschuldigte sich nach dem Rennen für die Probleme, die er seinen Kollegen bereitet hat, sieht aber keine Schuld bei sich, da er so früh wie alle anderen auch gebremst habe. Das eigentliche Problem sei dadurch entstanden, dass seine Vorderräder blockierten: "Ich denke, das ist deshalb passiert, weil auf der Strecke etwas Öl vom zuvor stattgefunden Porsche-Rennen lag", so Button.

Eddie Jordan, der an Jenson Button vor allem wegen Hauptsponsor Benson&Hedges interessiert sein soll, hat den Wert des Briten nach dem Rennen wohl drastisch nach unten korrigiert: "Dass Jarnos Rennen zu einem so frühen Zeitpunkt vorbei gewesen ist, vor allem weil der Zwischenfall in der ersten Kurve verhindert hätte werden können, hätte Button nicht versucht das Rennen gleich in der ersten Kurve zu gewinnen, ist wirklich enttäuschend."