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Fisichella: Erst Ferrari, dann Rücktritt!

Giancarlo Fisichella wird noch fünf Grands Prix für Ferrari bestreiten und dann seine Karriere beenden - Experte Marc Surer: "Ein schönes Ende"

(Motorsport-Total.com) - Giancarlo Fisichella hat die wahrscheinlich aufregendste Woche seines Rennfahrerlebens hinter sich: Erst sicherte er sich am Samstag in Spa-Francorchamps auf Force India sensationell die Pole-Position, dann belegte er im Rennen am Sonntag den zweiten Platz - und heute kassierte er für seine starken Leistungen in Form eines langfristigen Ferrari-Vertrags den Lohn!

Titel-Bild zur News: Giancarlo Fisichella

Mit 36 Jahren fängt das Leben richtig an: "Fisicos" Traum von Ferrari wird wahr!

Der 36-Jährige wird in den fünf Rennen bis zum Saisonende das Cockpit von Felipe Massa übernehmen, dessen Ersatzmann Luca Badoer bei seinen zwei Einsätzen nicht überzeugt hatte. In Abu Dhabi wird "Fisico" am 1. November schließlich seinen letzten Grand Prix bestreiten - um seine Karriere 2010 als Test- und Ersatzfahrer des Ferrari-Teams fortzusetzen! Die entsprechenden Verträge wurden heute Nachmittag in Maranello unterschrieben.#w1#

"Ich fühle mich wie im siebten Himmel", strahlt der zweifache Familienvater, für den gleich heute die Sitzanpassung im F60 vorgenommen wurde. "Ich kann immer noch nicht glauben, dass mein Lebenstraum wahr wird, und ich möchte mich bei Präsident di Montezemolo bedanken. In der vergangenen Woche sind unglaubliche Dinge passiert: Erst die Pole und der zweite Platz in Spa, jetzt darf ich die letzten fünf Saisonrennen für Ferrari bestreiten."

Mitleid mit Badoer

"Ich werde mein Bestes geben, um mich bei der Scuderia für diese einmalige Gelegenheit zu bedanken. Ich weiß, dass das nicht einfach wird, aber ich werde alles dafür tun", so Fisichella, der auch an seinen Vorgänger denkt: "Es tut mir sehr leid für Luca. Ich weiß, wie gerne er in Monza für Ferrari gefahren wäre, denn ein rotes Auto vor den eigenen Fans zu fahren, ist das Schönste, was ein italienischer Rennfahrer erleben kann."

Was viele nicht wissen: Fisichella kam schon einmal in den Geschmack eines Formel-1-Ferraris, als er am 27. September 1995 als einer von vier jungen Italienern in Fiorano einen 412 T2 testen durfte. Die anderen Nachwuchsfahrer waren damals Badoer, Pierluigi Martini und Gianni Morbidelli. Für 2004, damals in Diensten von Ferrari-Kunde Peter Sauber, war ein weiterer Ferrari-Test vereinbart, der an kollidierenden Sponsoreninteressen zweier Mineralölhersteller scheiterte.

"Für Fisichella ist das sicherlich ein schönes Ende seiner Karriere. Nach Renneinsätzen im Ferrari aufzuhören, ist ein schöner Abschied", findet 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer. "Zuletzt ist er ja ein bisschen sang- und klanglos untergegangen, nachdem er mit Renault vor drei Jahren noch Rennen gewonnen hat. So schlecht war er ja nicht - er konnte ab und zu mit Alonso mithalten und ihm Paroli bieten. Und Für Ferrari gab es niemanden auf dem Markt, der besser ist."

So kann sich der Italiener zum Abschluss seiner Karriere noch einmal beweisen: "Fisichella ist dieses Jahr unter seinem Niveau gefahren. Nachdem das Auto wieder nichts war, war deutlich zu sehen, dass er die Lust verloren hatte. Sutil hat ihn regelmäßig gebügelt, was mich überrascht hat - nicht weil ich das Sutil nicht zutrauen würde, sondern weil der Abstand zu deutlich war. Das war schon überraschend", analysiert Surer, früher selbst Formel-1-Pilot.

Chance auf ein großes Ende

Doch von dieser Lustlosigkeit ist nun nichts mehr zu spüren: Mit der Chance, im Spätherbst seiner Karriere doch noch bei Ferrari zu landen, ging ein Ruck durch den Römer. In Spa-Francorchamps bewies er den Entscheidungsträgern in Maranello, dass er es noch kann, wenn die Motivation stimmt. Auch Surer glaubt an starke Fisichella-Leistungen: "Ihm traue ich das zu. Er ist relativ sensibel und könnte durchaus durch so eine Möglichkeit zu neuem Leben erwachen."

Luca Badoer

Luca Badoer wird weggetragen: Der Italiener wäre gerne in Monza gefahren Zoom

"Wir haben uns für Giancarlo entschieden", begründet indes Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali, "weil wir glauben, dass er im Finish dieser unsicheren Saison einen signifikanten Beitrag zu unserem Punktekonto leisten kann. Außerdem haben wir aufgrund seiner großen Erfahrung in der Formel 1 und aufgrund seiner bevorstehenden Renneinsätze seine zukünftige Rolle innerhalb des Teams in Betracht gezogen. Er wird 2010 unser Ersatzfahrer sein."

"Ich möchte mich bei Vijay Mallya und Force India dafür bedanken, dass Giancarlo freigestellt wurde, was ihm ermöglicht, sich einen Traum zu erfüllen", so Domenicali. "Als Team konzentrieren wir uns nun auf Monza, ein besonders wichtiges Rennen für uns. Wir wissen, dass es schwierig wird, die Performance der vergangenen Grands Prix zu wiederholen, aber wir werden unser Bestes geben, um die Tifosi zu unterhalten. Ich hoffe, dass viele kommen und uns anfeuern werden!"

Der letzte Italiener, der einen Grand Prix von Italien in Monza auf Ferrari bestritten hat, war im Jahr 1992 Ivan Capelli. Capelli belegte damals im Qualifying den siebten Platz, schied im Rennen aber wegen eines Drehers aus. Der letzte Italiener, der in Monza auf Ferrari gewonnen hat, war im Jahr 1966 Ludovico Scarfiotti. Ansonsten ist dieses Kunststück nur dem unvergessenen Alberto Ascari (1951 und 1952) gelungen.