Fighten Renault und McLaren-Mercedes um den Titel?

Angesichts des bisherigen Verlaufs der Tests könnte es im Titelkampf genau wie im Vorjahr zu einem Duell zwischen Renault und McLaren-Mercedes kommen

(Motorsport-Total.com) - Genau neun Punkte lagen am Ende der vergangenen Saison zwischen Weltmeister Renault und McLaren-Mercedes, was angesichts der 342 Zähler, die ein Team theoretisch hätte erringen können, nicht viel ist. In der bevorstehenden Saison könnte es durchaus zu einer Neuauflage dieses so spannenden Duells kommen.

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya und Fernando Alonso

McLaren-Mercedes und Renault zählen auch 2006 zu den großen WM-Favoriten

Bei den bisherigen Wintertestfahrten sah der neue Renault zwar insgesamt wesentlich besser aus als der neue "Silberpfeil", doch Kimi Räikkönen deutete mit einer beeindruckenden Bestzeit am Freitag in Valencia lautstark an, dass auch mit seinem Team wieder zu rechnen ist. McLaren-Mercedes war nicht vom ersten Tag der Saisonvorbereitungen an schnell, scheint sich aber nun ganz offensichtlich relativ rasch zu rehabilitieren.#w1#

Surer traut Mercedes einen Leistungssprung zu

'F1Total.com'-Experte Marc Surer hat jedenfalls keine Zweifel daran, dass die Vizeweltmeister aus dem Vorjahr rechtzeitig zum Saisonauftakt am 12. März in Bahrain in Form kommen werden: "Ich gehe davon aus, dass sie es rechtzeitig hinbekommen, denn das Team ist groß genug und Mercedes hat ausreichend Ressourcen", spricht er die bisherigen Motorenprobleme von Mercedes an, auf die inzwischen mit einer Ausbaustufe reagiert wurde.

"Ich gehe davon aus, dass sie es rechtzeitig hinbekommen..." Marc Surer

"Letztes Jahr hatten sie einen starken Motor, also wissen sie, wie man einen Motor baut. Der V8 ist ganz neu", so der Schweizer weiter. "Mario Illien hat sicher als Initialzündung gefehlt, denn das ist ein guter Mann. Ich gehe davon aus, dass er ersetzbar ist, aber sie scheinen noch Probleme zu haben, was den Motor angeht. Sogar Cosworth hat mit weniger Ressourcen einen Motor gebracht, der von Anfang an funktioniert, auch BMW - nur Mercedes hat Probleme. Für mich ist das unverständlich."

Bereits zuvor hatte sich Räikkönen abschätzig über das FO108S-Aggregat geäußert: "Das größte Problem ist der Motor", sagte er im Januar. Auf die Frage, wie lange es dauern werde, dies in den Griff zu bekommen, zuckte er nur ratlos mit den Achseln: "Ich weiß es nicht. Das muss man Mercedes fragen! Sie sind nicht dort, wo sie sein sollten, und sie müssen sich steigern. Wir testen schon lange, machen aber keine Fortschritte. Der Motor ist definitiv unser Schwachpunkt."

Mercedes fand 50 PS und 800 Umdrehungen pro Minute

Mercedes reagierte auf diese Kritik zunächst mit harter Arbeit, denn binnen weniger Wochen wurde ein stark überarbeiteter Motor vorgestellt, der um 50 PS und 800 Umdrehungen pro Minute stärker sein soll, und Sportchef Norbert Haug nahm die Verantwortung für die Anlaufschwierigkeiten offen auf seine Kappe: "Wir sind nicht dort, wo wir im Februar sein wollten. Bei uns ist noch Mitte Dezember", wurde er Anfang dieser Woche von 'auto motor und sport' zitiert.

"Wir sind nicht dort, wo wir im Februar sein wollten. Bei uns ist noch Mitte Dezember." Norbert Haug

Renault erlebte indes - von einem beunruhigenden Heckflügelbruch einmal abgesehen - einen verhältnismäßig reibungslosen Testauftakt, denn der R26 war von Anfang an nicht nur zuverlässig, sondern auch konkurrenzfähig. Fernando Alonso und Giancarlo Fisichella fühlten sich in ihrem neuen Arbeitsgerät auf Anhieb wohl und bestätigten immer wieder, dass sich der R26 wie eine konsequent verbesserte Version des weltmeisterlichen R25 anfühle.

Allerdings hängt auch ein großes Fragezeichen über dem französisch-britischen Rennstall: Alonso hat bereits Ende 2005 für 2007 einen McLaren-Mercedes-Vertrag unterschrieben und wird somit nach der bevorstehenden WM-Saison ausgerechnet zum Erzrivalen überlaufen. Viele Experten befürchten daher, dass der Spanier von Renault in der zweiten Jahreshälfte nicht mehr in alle Entwicklungsprogramme eingebunden werden könnte.

Surer findet, dass Renault auf Alonso setzen muss

Surer sieht dies aber anders: "Wenn Alonso eine Chance hat, die Weltmeisterschaft noch einmal zu gewinnen, wäre Renault schön blöd, nicht auf ihn zu setzen", hält der 'F1Total.com'-Experte fest. "Wenn es aber schief läuft und er am Anfang von den Punkten her nicht dabei ist, dann könnte durchaus ein Wechsel zu Fisichellas Gunsten stattfinden. Grundsätzlich muss Renault aber auf Alonso setzen - und Alonso ist auch stark genug, um sich zu behaupten."

Fernando Alonso

Fernando Alonso ist laut Marc Surer der Mann, auf den Renault setzen muss Zoom

Für den 81-fachen Grand-Prix-Teilnehmer stellt sich stattdessen eine ganz andere Frage: "Warum geht Alonso überhaupt weg? Ich meine: Er weiß etwas, was wir nicht wissen", spekulierte auch er über einen möglichen Rückzug des französischen Automobilherstellers. "Vielleicht wird das Team von Briatore übernommen, als halbprivates Team mit Unterstützung von Renault. Das wäre für mich die einzig logische Erklärung, weshalb Alonso weggeht."

So sehr Surer davon überzeugt ist, dass Alonso mit Abstand der bessere der beiden Renault-Piloten ist, so glaubt er doch, dass man auch den routinierten Underdog Fisichella noch nicht ganz abschreiben sollte: "Fisichella hat letztes Jahr schlechter ausgesehen als er hätte aussehen müssen", meint der 54-Jährige. "Das Auto war zu sehr auf Alonso zugeschnitten, der einen sehr eigenen Fahrstil hat."