• 27.10.2015 13:20

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

FIA plant verschärfte Randsteine: "Wir wollen abschrecken"

Mit Doppel-Randsteinen oder dahinterliegenden Gräben wie in Austin will die FIA die Einhaltung von Tracklimits durchsetzen - Auch Drucksensoren im Gespräch

(Motorsport-Total.com) - Die als "Parkplätze" verschrienen neuen Grand-Prix-Kurse sind den Piloten wie den Fans ein Dorn im Auge, weil ständig über die so genannten "Tracklimits" diskutiert werden muss. Die FIA, die mit der Einführung flacherer Randsteine und verschärften Sicherheitsstandards ungewollt ihren Teil zu der Problematik beigetragen hat, will sich dem jetzt Thema annehmen. Am Rande des US-Grand-Prix in Austin stellte der Automobil-Weltverband mechanische und elektronische Lösungen vor.

Titel-Bild zur News: Randsteine in Austin

Randsteine in Austin: Hier sollen sich andere Streckenbetreiber etwas abschauen Zoom

Vielversprechendster Vorschlag auf dem Tisch ist ein doppelter Randstein. Dabei bleibt die erste Begrenzung auf dem aktuellen Standardniveau von 25 Millimeter über dem Boden, dahinter wird jedoch eine zweite mit 50 Millimetern Höhe installiert. Das Überfahren des Randsteins führt nicht sofort zum Aushebeln des Fahrzeugs und zur Gefahr eines Überschlags. In der MotoGP wurde im spanischen Aragon eine solche Konstruktion erfolgreich eingesetzt, wie Charlie Whiting erklärt.

Der FIA-Rennleiter erklärt weiter: "Es könnte mit Motorrädern und Autos funktionieren." Stimmt das, wäre es für die Streckenbetreiber ein großer Vorteil, weil sie nicht ständig zwischen Events mit zwei und vier Rädern umbauen müssen, was auch Whiting berücksichtigen will. Er ahnt, dass die Formel-1-Stars ordentlich durchgeschüttelt werden: "In Aragon haben sich die Fahrer sehr glücklich gezeigt. Wenn man mit einem Auto zu weit hinaus fährt, kann es für Piloten unbequem werden."

Fährt jemand mit zwei Rädern über den Doppel-Randstein hinaus, ist er gezwungen, wieder in Richtung Fahrbahn zu steuern. Sich heraustragen zu lassen und Schwung mitzunehmen ist dann nicht mehr möglich. "Es wirkt abschreckend - und genau das wollen wir", unterstreicht Whiting.

Die elektronischen Lösungen beschränken sich darauf, die Einhaltung der Streckenbegrenzung zu überwachen. Zu massenhaften Zeitenstreichungen könnte es also nach wie vor kommen. Obwohl über den Einsatz von GPS nachgedacht wird, bezeichnet Whiting die Ortung via Satellit als zu ungenau und denkt lieber über Drucksensoren hinter den Randsteinen nach, die die Rennleitung warnen. Anschließend müsste noch via Hochgeschwindigkeitskamera kontrolliert werden.


Fotos: Großer Preis der USA


Es könnte jedoch auch sein, dass nichts Neues eingeführt wird, sondern die in Austin verwendeten Randsteine an mehr Strecken aufgebaut werden. Über Schweller, die im 90-Grand-Winkel zur Strecke installiert sind und einen kleinen Graben hinter sich haben, äußert sich der Rennleiter lobend, obwohl sie nicht universell einsetzbar sind. "Sie sind für Motorräder flach und werden für uns auf 50 Millimeter sowie für die V8-Supercars auf 125 Millimeter angehoben. Eine gute Lösung, die funktioniert. So etwas sollten wir uns in Zukunft ebenfalls genauer ansehen", findet Whiting.