powered by Motorsport.com
  • 21.02.2002 12:04

  • von Marcus Kollmann

Ferrari-Team befürchtet Spionage

Um nicht den Verlust von Know-how zu riskieren, könnte die Scuderia gezwungen sein die Konkursmasse von Prost aufkaufen zu müssen

(Motorsport-Total.com) - In der Formel 1 lauert die Gefahr der Spionage an allen Ecken. Aus diesem Grund decken die Teams schon seit längerem die Front- und Heckflügel bei den Testfahrten und Rennen sorgsam ab. Sichtschutzwände in den Boxen gehören ebenfalls zur Grundausstattung, will man damit doch den neugierigen Blicken der Konkurrenz Einhalt gebieten und den Mechanikern ermöglichen in aller Ruhe arbeiten zu können. In der High-Tech-Welt Formel 1 geht die Angst vor Spionage aber noch weiter. Selbst der Funkverkehr wird verschlüsselt und die größeren Teams beschäftigen sogar Experten, welche jedes noch so kleine Sicherheitsrisiko ausfindig machen und abstellen sollen.

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Ferrari-Sportdirektor Jean Todt ist besorgt

Doch so gut sich die Teams auch versuchen zu schützen, die hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben. Zuletzt schrillten bei Ferrari bei den Testfahrten am 30. Januar in Barcelona die Alarmglocken. Nachdem Michael Schumacher mit seinem F2001 von der Strecke abgekommen war, gab der stark beschädigte Bolide den neugierigen Augen der Beobachter den Blick auf das Innenleben der Heckpartie frei. Nach der Bestätigung des Konkurses des Prost-Teams ist man in Maranello ebenfalls besorgt, denn der Verwalter des französischen Teams will die Schulden des Rennstalls durch den Verkauf des gesamten Equipments begleichen. Unter normalen Umständen wäre das feilgebotene Material bestenfalls für die kleineren Teams von Interesse, aber durch die Zusammenarbeit zwischen Prost und Ferrari könnten auch die Top-Teams daran interessiert sein. Durch den Bankrott des französischen Rennstalls könnte man relativ preiswert in den Besitz von Informationen über den technischen Stand, den Erfindungsreichtum und Detaillösungen Ferraris kommen - vollkommen legal wohlbemerkt.

Auch wenn die von Prost eingesetzte Technik mittlerweile überholt ist, so dürfte sie den Gegnern der Scuderia wichtige Erkenntnisse liefern, denn neben den Motoren lieferte Ferrari auch das Getriebe samt Elektronik an Alain Prosts Rennstall. Um zu verhindern dass die Konkurrenz nun in den Besitz von Ferraris Betriebsgeheimnissen gelangt, arbeitet die Rechtsabteilung in Maranello seit einiger Zeit bereits rund um die Uhr. Man will über die Beschreitung des Rechtsweges verhindern, dass Ferrari-Eigentum ebenfalls versteigert wird. Sollten alle Stricke reißen, könnte man sogar dazu gezwungen sein die Konkursmasse des Prost-Teams selbst aufkaufen zu müssen. So würde man nämlich auch sicherstellen, dass das eigene Know-how nicht in die falschen Hände gelangt.