Ferrari, Lotus, Mercedes: "Wer umsetzt, wird Zweiter"
33 Punkte trennen Ferrari, Lotus und Mercedes vier Rennen vor Schluss beim Kampf um Platz zwei hinter Red Bull, weshalb der Druck allmählich wächst
(Motorsport-Total.com) - Ferrari, Lotus oder Mercedes. Das ist die große Frage im Endspurt der aktuellen Formel-1-Saison. Denn obwohl Red Bull (445 Punkte) rein rechnerisch noch nicht durch ist, zweifelt kaum jemand ernsthaft daran, dass der österreichisch-britische Rennstall auch in diesem Jahr die WM-Krone der Konstrukteurswertung gewinnt. Der Kampf um Platz zwei ist aber alles andere als entschieden.

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Fernando Alonso und Ferrari sind auf dem zweiten WM-Platz nach Indien gereist Zoom
Ferrari (297), Mercedes (287) und Lotus (264) liegen geschlossen innerhalb von nur 33 Punkten. Bei vier noch zu fahrenden Rennen ist also noch vieles möglich. Entsprechend motiviert gehen die Teams in die finale Phase des Jahres. Und gemäß dem Motto "The Trend is Your Friend" fühlt sich Lotus ohnehin bestens - in Südkorea und Japan haben Eric Boullier & Co. reichlich an Boden gutgemacht.
Der Lotus-Teamchef strotzt vor dem Großen Preis von Indien regelrecht vor Zuversicht: "Ich denke, wir haben nun das beste Paket, wenn wir über die schiere Leistung reden. Die Reifen funktionieren bei uns und die anstehenden Strecken sollten uns entgegenkommen. Außerdem befinden wir uns jetzt in der Rolle des Jägers. Das ist wesentlich besser, als unter Druck zu stehen", meint Boullier.
Mercedes holt zum Gegenschlag aus
Ross Brawn, dessen Mercedes-Team im "Sandwich" zwischen Lotus und Ferrari liegt, muss sich nach den zuletzt nicht berauschenden Ergebnissen ohnehin etwas strecken. Daraus macht der Brite keinen Hehl: "Wir waren zuletzt nicht besonders gut in Form. Ich denke nicht, dass wir die möglichen Punkte mitgenommen haben. Es liegt also an uns, in den letzten Rennen nochmals ordentlich zu fahren."
Doch das ist leichter gesagt als getan, denn mit Updates ist nicht mehr zu rechnen. "Wenn wir etwas hätten, um das Auto schneller zu machen, würden wir es einsetzen. Das ist aber nicht der Fall", sagt Brawn. "Ich rechne auch nicht damit, dass die Anderen noch zulegen können. Die Frage ist also, wer es am besten umsetzen kann. Entschieden wird es durch das Team, die Strategie und die Fahrer."
"Die drei Teams nehmen sich nicht viel. Es kommt wohl einfach darauf an, wer am effizientesten vorgeht", meint der Mercedes-Teamchef. Und dabei stehen Brawn und seine Mannschaft auf dem Prüfstand, wie Sportchef Toto Wolff bei 'APA' erklärt: "Das Team soll um den zweiten Platz kämpfen, wie es um den ersten kämpfen würde." Soll heißen: Attacke bis zur letzten Zielflagge des Jahres.
Ferrari rechnet mit Attacken der Gegner
Dergleichen hat sich aber auch Ferrari vorgenommen. "Uns ist klar, dass Mercedes und Lotus sehr konkurrenzfähig sind. Wir dürfen da nicht selbstgefällig agieren", sagt Teamchef Stefano Domenicali. Er fügt hinzu: "Wir mögen zwar derzeit Zweiter sein, doch wenn wir unsere Rivalen schlagen wollen, dann müssen wir weiterhin mit beiden Fahrern und natürlich als Team eine gute Leistung zeigen."
"Es dürfte aber bis zum Saisonende sehr eng zugehen. Alle haben ja schließlich das gleiche Ziel. Und einfach wird es nicht, zumal Mercedes und Lotus zuletzt noch einmal zugelegt haben. So viel ist aber sicher: Wir werden bis zum Schluss kämpfen", verspricht der Italiener. Ein bisschen Wehmut schwingt aber bei allen Beteiligten mit, denn WM-Spitzenreiter Red Bull scheint derzeit eine Klasse für sich zu sein.
"Wenn sie schneller sind, was kannst du dann schon tun?", fragt Lotus-Fahrer Romain Grosjean. Mit einer gewissen Portion Resignation fügt er hinzu: "Es wäre halt schön gewesen, das Auto, das ich heute habe, so schon in Melbourne gehabt zu haben. Wir geben aber trotzdem einhundert Prozent. Und dann sehen wir, wo wir damit hinkommen." Platz zwei, Platz drei, Platz vier - alles ist möglich.

