• 15.09.2003 09:52

  • von Fabian Hust

Ferrari behält sich Protest gegen Michelin-Siege vor

Ferrari-Rennleiter Jean Todt schließt nicht aus, dass sein Team noch Protest gegen frühere Michelin-Siege einlegen wird

(Motorsport-Total.com) - Das Verhältnis zwischen Ferrari und den Michelin-bereiften Konkurrenten dürfte sich so schnell nicht entspannen. Trotz der zurück gewonnenen Stärke und dem Sieg von Michael Schumacher sagte Ferrari-Rennleiter Jean Todt der versammelten Presse nach dem Rennen in Monza, dass man sich einen Protest gegen die von Michelin mit den angeblich zu breiten Vorderreifen herausgefahrenen Siege vorbehalten wird: "Wir haben die Möglichkeit, den Artikel 179 anzuwenden. Wir können ihn bis zum 30. November in Anspruch nehmen."

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Jean Todt hat das Reifenthema noch nicht abgehakt

Auf die Frage, ob dies die Roten ernsthaft in Erwägung ziehen, meinte Todt: "Manche benutzen gewisse Reifen, manche können gewisse Artikel verwenden. Wir ziehen es aber vor, auf der Strecke zu gewinnen." Ob man den Fall vor Gericht überhaupt gewinnen kann, weiß der Rennleiter nicht: "Wie soll ich selbst sagen können, ob wir gewinnen können oder davon ausgehen, dass wir gewinnen? Zunächst einmal müssen wir uns entscheiden, ob wir diese Möglichkeit nutzen und dann ist es halt eine Herausforderung."

Die Aussage des Franzosen kann natürlich unterschiedlich gedeutet werden. Entweder meint er damit, dass man gegen die Siege Einspruch erheben wird, wenn in den kommenden Rennen klar wird, dass Bridgestone nun wieder siegen kann, seitdem Michelin schmalere Vorderreifen einsetzt oder aber Ferrari möchte nur dann Protest einlegen, wenn man den Titel auf der Strecke gegen Montoya oder Räikkönen verliert ? um ihn dann am "grünen Tisch" vielleicht doch noch zu gewinnen. "Ich will dazu nicht mehr sagen", so Todt weiter.

"Wir wissen, dass wir es tun können, wenn wir wollen. Ob wir dabei Erfolg haben werden, wissen wir nicht." Man werde eine Entscheidung fällen, "nachdem wir analysiert haben, ob es Wert ist, dies zu tun oder nicht." Es sei keine Entscheidung, die man schnell treffen könne. "Manchmal hat man eine schwere Entscheidung zu treffen. Wir werden dies auf höchster Ebene in unserem Unternehmen überdenken und dann werden wir uns entscheiden müssen, welchen Weg wir einschlagen."

Wird die Weltmeisterschaft tatsächlich am "grünen Tisch" entschieden? Erneut wäre es das Ferrari-Team das in einen Skandal verwickelt wäre. "Vielleicht bedeutet das Rot einfach mehr Druck, mehr Spannung", so Todt. "Warum ist Ferrari im Vergleich zu allen anderen Teams eine solche Legende? Wenn sie mich fragen, ich weiß es nicht. Aber es gibt wohl ein paar Gründe. Ferrari ist besonders, vielleicht ist Ferrari deshalb ausfallender, emotionaler. Es ist klar, dass es dann ein paar Teams gibt, die nicht so glücklich darüber sind, das kann ich verstehen. Wenn wir zehn italienische und nur ein britisches Team wären, dann wäre es vielleicht anders."

Weil man seit Jahren das einzige Team ist, das Chassis und Motor "mit viel Emotion" herstellt, müsse man sich selbst verteidigen. "Ob wir das nun gut oder schlecht machen, ich denke, dass wir uns verbessern können in der Art und Weise, wie wir uns selbst manchmal verteidigen. Es gibt im Team keine Kontroversen, viele außerhalb aber das beeinflusst uns nicht. Man kann es nicht schaffen, gleichzeitig geliebt zu werden, erfolgreich und gesund zu sein."