Fernando Alonso zeigt Respekt: Hamilton ist ein "herausragender Fahrer"

Fernando Alonso rätselt, warum es bei Ferrari für Lewis Hamilton noch nicht läuft, doch für ihn ist der Brite weiterhin ein herausragender Formel-1-Pilot

(Motorsport-Total.com) - Noch läuft es für Lewis Hamilton bei Ferrari nicht rund. Die hohen Erwartungen nach dem vielbeachteten Wechsel des siebenmaligen Weltmeisters konnten weder Ferrari noch er selbst wirklich erfüllen - über die Gründe herrscht dabei Rätselraten, denn zwar ist auch Teamkollege Charles Leclerc nicht in Siegnähe zu finden, hat Hamilton bislang aber klar im Griff.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso, Lewis Hamilton und George Russell

Alonso und Russell rätseln über die Schwäche von Lewis Hamilton Zoom

2:7 steht es aus Sicht von Hamilton in den Qualifying-Duellen, in den Grands Prix kam der Brite bislang nur ein einziges Mal vor Leclerc ins Ziel. Ist das wirklich nur mit fehlender Eingewöhnungszeit erklärbar?

Fernando Alonso, der selbst mit Ferrari einst nicht den Erfolg hatte, den er sich erhofft hatte, sieht jedoch keinen Unterschied zum vergangenen Jahr, wo George Russell meist die Oberhand hatte. "Es war einfach ein Mercedes, der anscheinend schwer zu fahren war. Und Russell kam ein wenig besser zurecht. Vielleicht ist es dieses Jahr das Gleiche", urteilt der Spanier.

"Aber ohne das ganze Bild zu kennen, ist es schwer, sich eine Meinung zu bilden", betont er und unterstreicht, dass Hamilton dennoch "ein herausragender Fahrer" sei. "Besonders auf Strecken wie hier in Kanada kann er all seine Stärken ausspielen", meint Alonso. "Im Moment tut er sich schwer. Aber ich denke, er kann die Situation ziemlich gut auffangen."

Russell: Wollen Hamilton und Ferrari zu viel?

Auch Hamiltons Ex-Teamkollege Russell kann sich nicht wirklich erklären, warum es für diesen bei Ferrari nicht so gut läuft. Allerdings hat er eine Vermutung: "Ich denke, wenn man siebenmaliger Weltmeister ist, ist alles andere als ein Sieg ein Misserfolg", sagt er.

"Und dann drängt man sich selbst und das Team vielleicht über das Limit hinaus, um mehr zu erreichen, als eigentlich möglich ist, um diese großartigen Ergebnisse zu erzielen. Und das kann unter Umständen eher kontraproduktiv sein", so der Brite.


Ferrari-Fotoshooting 2025 mit Lewis Hamilton und Charles Leclerc

Er selbst weiß aus eigener Erfahrung, wie stark Hamilton auch im hohen Alter noch sein kann. "Wenn er in Topform war, war er ein echter Gegner für mich und ist fantastisch gefahren", lobt er und hebt vor allem den Sieg beim Heimrennen in Silverstone hervor. Und der Sieg im Sprint von China habe gezeigt, dass es möglich ist.

"Aber für uns alle - außer, wenn man im orangefarbenen Auto sitzt - sind die Chancen auf einen Sieg im Moment gering. Und das ist für uns alle frustrierend", ergänzt Russell.

Alonso überrascht von McLaren-Alleingang

Derzeit gibt es gegen McLaren kein Ankommen. Max Verstappen ist an seinen besten Tagen der einzige, der McLaren bislang in dieser Saison Paroli bieten konnte. Doch dass es am Ende eines Regelzyklus ein Team gibt, dass allen anderen so weit voraus ist, ist überraschend - auch für Alonso.

"Ich habe eigentlich einen sehr engen Kampf erwartet", sagt der Spanier. Der Rest des Feldes sei auch so eng zusammen, wie man es am Ende einer Regelperiode erwarten kann - nur McLaren hebt sich derzeit ein bisschen ab. "Vielleicht bin ich darüber überrascht", gibt er zu.

Doch er sagt auch: "Die Meisterschaft ist lang. Wir haben in den letzten zwei Jahren gesehen, dass es nicht garantiert ist, dass auch in der zweiten Saisonhälfte dasselbe Team dominiert. In der ersten Hälfte wird McLaren dominieren. Die zweite Hälfte - das werden wir sehen. Aber sicher ist: Sie sind aktuell die Referenz für alle."

Alonso: Aufmerksamkeit für hintere Teams "künstlich"

McLaren, Red Bull und natürlich auch Ferrari mit Lewis Hamilton - sie dominieren derzeit die Schlagzeilen der Formel 1. Andere Teams wie Alonsos Aston Martin haben es dagegen schwer. Das hat sich für den Routinier seit seinem ersten Jahr 2001 nicht geändert. Schon damals dominierten die Topteams das mediale Geschehen, während die anderen um das Rampenlicht kämpfen mussten.

Heute gibt es dank der Netflix-Dokumentation Drive to Survive zumindest noch einen Fokus auf andere Teams, doch der hält für Alonso nicht unbedingt das, was er verspricht: "Ich weiß, jeder bekommt jetzt ein bisschen Aufmerksamkeit. Es ist ein wenig bekannter geworden. Aber es ist ein sehr künstliches Interesse", sagt er.


"Ich glaube nicht, dass es mehr als ein paar Fahrer gibt, die wirklich bekannt sind und überall am Flughafen oder auf der Straße erkannt werden. Und ich glaube auch nicht, dass mehr als zwei oder drei Teams wirklich die Aufmerksamkeit der Fans bekommen", so der Spanier.

"Es stimmt, dass es jetzt für alle ein wenig offener ist, und jeder ein bisschen mehr in den Nachrichten vorkommt. Aber der Kern des Sports ist immer noch ziemlich begrenzt. Nur die Top-Teams, die Siegerteams, die Teams auf dem Podium bekommen die tiefere Aufmerksamkeit."

Das sei auch das Ziel aller anderen Teams: "Sie müssen aufs Podium", weiß Alonso. "Denn das steigert die Bekanntheit des Teams, die Wahrnehmung unserer Marke, der Sponsoren. Jeder will gewinnen. Und wenn man hinten fährt, bekommt man zwar auch ein bisschen Aufmerksamkeit, aber das ist nur künstlich."

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