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Teamchef Vasseur unter Druck: Steht Ferrari kurz vor dem großen Knall?
Ferrari steht nach dem schlechten Saisonstart vor einem möglichen Umbruch: Reißt Teamchef Frederic Vasseur das Ruder noch herum oder wird er schon bald abgelöst?
(Motorsport-Total.com) - Steht Ferrari nach dem enttäuschenden Saisonstart kurz vor einem entscheidenden Umbruch? Zwar liegt die Scuderia in der Konstrukteurs-WM aktuell auf dem zweiten Platz, doch die Momentaufnahme täuscht. Hinter den Kulissen scheint es bereits zu brodeln, und der große Knall ist offenbar nicht mehr weit!

© LAT Images
Wie lange ist Fred Vasseur als Ferrari-Teamchef noch im Amt? Zoom
Die Geschäftsführer John Elkann und Benedetto Vigna hatten Vertrauen in das Projekt von Teamchef Fred Vasseur gesetzt: Der Franzose, der seit Januar 2023 im Amt ist, sollte im letzten Jahr der Ground-Effect-Ära den WM-Titel nach Italien holen, bevor im kommenden Jahr das neue Reglement in Kraft treten wird.
Doch die Saison 2025 entwickelte sich für Ferrari bisher zum Desaster. Der SF-25 hinkt von Beginn an hinterher, zudem kann das Team mit dem Entwicklungstempo der Konkurrenz nicht mithalten. Einzelne Höhepunkte, wie der Sprintsieg von Lewis Hamilton in China, können nicht darüber hinwegtäuschen.
Obwohl das Auto im Vergleich zum Vorgänger zwar grundlegend neu konstruiert wurde und den Aerodynamikern neue Entwicklungsmöglichkeiten bieten sollte, wurden die gesetzten Ziele kläglich verfehlt. McLaren ist so deutlich überlegen, dass der Rückstand bis zum Jahresende nicht aufzuholen ist.
Fehlt Ferrari die richtige Basis für den Erfolg?
Die entscheidende Frage ist daher eine andere: Ist dieses Team unter der Führung von Vasseur überhaupt ausreichend aufgestellt, um den Herausforderungen der Saison 2026, wenn das neue Reglement in Kraft treten wird, angemessen zu begegnen?
Mit Loic Serra hatte im Oktober 2024 ein erfahrener Ingenieur die Rolle des Technischen Direktors bei Ferrari übernommen. Der Franzose kam von Mercedes und wird dort offenbar schmerzlich vermisst. Allerdings war Serra dort nur als Performance-Direktor angestellt.

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Loic Serra kam im Oktober 2024 von Mercedes zu Ferrari Zoom
Bei der Scuderia vertraute ihm Vasseur direkt eine Führungsposition an und damit einen Posten, den der Franzose zuvor nie innehatte. Ein Fehler? Es ist das eine, ein einzelnes Projekt erfolgreich zu begleiten, aber etwas ganz anderes, eine technische Abteilung zu führen. Serra fehlt offenbar das nötige Charisma, um das Team mitzureißen, heißt es.
Nach dem Rennen in Imola, das nach einem schlechten Qualifying recht gut verlief, hatten die Verantwortlichen schnellere Fortschritte bei den Updates gefordert, doch der erhoffte Befreiungsschlag blieb bislang aus. Auch die letzte Hoffnung auf einen Fortschritt wurde in Barcelona zuletzt enttäuscht.
Nach Barcelona: Kommt jetzt der große Knall?
Denn Ferrari hatte gehofft, im Zuge der strengeren Belastungstests für die Frontflügel wieder dichter an die Konkurrenz, allen voran McLaren, heranzurücken. Der Große Preis von Spanien ließ alle Hoffnungen endgültig zerplatzen. Ferrari wirkt derzeit wie eine Raubkatze mit stumpfen Krallen.

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Ferrari ist aktuell nicht in der Spur, fährt der Konkurrenz hinterher Zoom
Ist das Problem rein technischer Natur oder liegen die Ursachen tiefer? Verwunderlich ist, dass der Drei-Jahres-Vertrag von Vasseur zum Ende des Jahres ausläuft und es bislang keine öffentlichen Gespräche über eine Verlängerung gab, die dem Team eine gewisse Stabilität verliehen hätten.
Möglich, dass die Verhandlungen im Stillen geführt werden, doch Beobachter haben zunehmend den Eindruck, dass für Vasseur inzwischen eine Phase der "großen Kälte" vonseiten der Geschäftsführer angebrochen ist - eine ähnliche Atmosphäre wie einst beim Abschied von Mattia Binotto.
Kein Wunder also, dass sich der Teamchef weiterhin an ein Potenzial des aktuellen Autos klammert, das sich bislang nicht gezeigt hat, während Lewis Hamilton empfiehlt, das Jahr 2025 aufzugeben und sämtliche Energie in die kommende Saison zu investieren.
Coletta als möglicher Vasseur-Nachfolger?
Ob Vasseur vielleicht schon weiß oder zumindest ahnt, dass er 2026 nicht mehr dabei sein wird? Von außen ist das schwer zu beurteilen. Doch wenn Elkann tatsächlich erwägt, die aktuelle Führung auszutauschen, scheint es dafür eigentlich schon zu spät zu sein.
Gerüchte über ein Interesse an Christian Horner wurden vom Red-Bull-Teamchef selbst dementiert. Er verteidigt entschlossen seine Position in Milton Keynes. Wer könnte also, sofern es zu einem Wechsel käme, mitten in einer technischen Revolution die Leitung der Scuderia übernehmen?

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Ahnt Ferrari-Teamchef Vasseur schon, dass seine Zeit abgelaufen ist? Zoom
Ein Name fällt dabei immer wieder: Antonello Coletta. Der Italiener kümmert sich als Chef der Langstrecken- und GT-Programme von Ferrari bereits seit einiger Zeit um das Engagement in der Langstrecken-WM (WEC) und ist bei den Italienern kein unbeschriebenes Blatt.
Vor einigen Jahren wurde ihm als Nachfolger von Binotto schon einmal die Position des Teamchefs angeboten, doch Coletta lehnte ab und wollte sich lieber auf den Langstreckensport fokussieren. Mittlerweile stehen zwei Le-Mans-Siege auf seiner Liste und der WM-Titel in der WEC ist 2025 zum Greifen nahe.
2026 in Gefahr? Ferrari sollte schnell handeln
Es wäre also nicht unwahrscheinlich, dass man ihn nun erneut bitten würde, sich mit der Formel 1 zu beschäftigen. Der Vorteil: Coletta kennt die internen Abläufe und die handelnden Personen. Er wüsste genau, wo er ansetzen müsste, um der Scuderia aus dem Inneren heraus eine neue Prägung zu geben.

© Francesco Corghi
Antonello Coletta verantwortet aktuell das WEC-Programm von Ferrari Zoom
Dass Coletta das Potenzial dazu hätte, stellte er schon einmal zu Beginn der Ära Marchionne unter Beweis. Damals wurde er als Berater geholt und hatte das Team so geschickt umstrukturiert, dass bis dahin ungenutzte interne Ressourcen identifiziert wurden, noch bevor Maurizio Arrivabene das Amt des Teamchefs übernahm.
Coletta wäre für die Scuderia eine clevere Wahl, allerdings kann er das Team auch nicht allein auf die Erfolgsspur bringen. Ferrari ist noch auf der Suche nach Ingenieuren, um das "Projekt 678", wie der neue Formel-1-Bolide für 2026 aktuell genannt wird, auf den richtigen Weg zu bringen.
Doch die meisten Ingenieure wollen angeblich nicht nach Maranello kommen, wohl auch angesichts der aktuellen Situation bei der Scuderia. Ferrari sollte schnell handeln, um 2026 nicht in Gefahr zu bringen. In jedem Fall steht das Team vor einem entscheidenden Wendepunkt - und vielleicht dem großen Knall.


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