• 08.11.2001 15:23

  • von Marcus Kollmann

Fernando Alonso im ausführlichen Interview

Der Spanier spricht über seine Saison mit Minardi, die Stärken, Schwächen und Zukunft des Teams und über die Formel 1

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Von den dieses Jahr in der Formel 1 ihre erste Saison bestreitenden Fahrern mögen zwar Kimi Räikkönen und Juan-Pablo Montoya das meiste Interesse auf sich gezogen haben, aber Minardi-Pilot Fernando Alonso wusste in dem der Konkurrenz unterlegenem Auto das ein oder andere Mal zu beeindrucken. Der 20-Jährige bewies, dass er den Speed und das Talent hat und verwies in einigen Qualifikationen die eigentlich stärkere Konkurrenz auf die Plätze. Dank seines Langzeit-Vertrags mit Renault, entschied sich der in Oviedo geborene Katalane dann dazu, dass er die Saison 2002 als Testfahrer des französisch-englischen Werksteams bestreiten will. Unmittelbar vor der offiziellen Bekanntgabe seiner Verpflichtung durch Renault, gab Alonso folgendes Interview.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso (Minardi)

Mit seiner ersten Saison bei Minardi ist Alonso zufrieden

Frage: "Fernando, bist du mit dem was du diese Saison mit Minardi erreicht hast zufrieden?"
Fernando Alonso: "Ja, keine Frage. Der Saisonbeginn war ziemlich schwierig für alle im Team, denn die Autos waren für das erste Rennen eigentlich nicht richtig bereit. Wir hatten nur zwei Autos und kein T-Car und darüber hinaus kämpften wir gegen die Zeit alles hinzubekommen. All dies machte es zum Anfang ziemlich hart. Aber zum Ende der Saison hatten wir viele Dinge aussortieren können und in den Griff bekommen. Wir haben uns besser geschlagen als ich das erwartet hatte. Auch besser als die anderen es gedacht hatten, denn Minardi qualifizierte sich für gewöhnlich immer als 21. oder 22. Ich konnte aber meist Startplatz 18 oder 19 herausfahren, was ziemlich gut war. Für mich war die Saison aber auch in Sachen Erfahrungen sammeln sehr gut, denn ich kenne jetzt alle Strecken."

Frage: "Wie siehst du deine eigene Leistung? Bist du damit zufrieden?"
Alonso: "Definitiv. In der Formel 1 kann man einen Vergleich nur mit dem eigenen Teamkollegen anstellen, denn alle Teams haben ja unterschiedliche Autos und das erschwert andere Vergleiche. Verglichen zu meinen Teamkollegen in diesem Jahr, Tarso und Alex, bin ich mit meiner Leistung sehr zufrieden. Ich war immer schneller als die beiden und das hat mir ganz gewiss geholfen ein gutes Jahr zu haben..."

Frage: "Du bist als Neueinsteiger in die Formel 1 in diesem Jahr gekommen. War alles so wie du es erwartet hattest?"
Alonso: "Mehr oder weniger ja. Der Paddockbereich hat mich ein wenig überrascht, denn er ist sehr stark abgeriegelt und dort ist die Atmosphäre ziemlich kalt. Die Zuschauer sind immer draußen, weit weg, nie in Kontakt mit den Fahrern, und das hat mich in Australien, meinem ersten Rennen, schon etwas überrascht. Was die Autos und Teams anbelangt, so fühlte sich das alles normal an."

Frage: "Glaubst du, dass dieses nach außen hin abschotten der Formel 1 negativ ist?"
Alonso: "Ich denke, dass der Paddockbereich manchmal etwas zugänglicher sein sollte. Nicht immer, aber auf jeden Fall ab und zu. Für die Fahrer wäre es sicherlich nicht so gut, denn dann sind wieder so viele Leute da, aber für die Formel 1 wäre es sicherlich besser."

Frage: "Von dem was du in diesem Jahr gesehen und erlebt hast und von dem was du weißt, was für Entwicklungen für 2002 in der Pipeline sind, wie groß denkst du wird Minardis Schritt nach vorne ausfallen?"
Alonso: "Also mit dem neuen Motor wird es viel besser. Der Asiatech-Motor wird eine große Verbesserung bedeuten und die Performance von Minardi wird sich auch ändern. Ich glaube, dass wenn sie ein gutes Auto hinbekommen und die Entwicklungsarbeiten im Windkanal zufrieden stellend verlaufen, dass sie dann ein starkes Team sein sollten. Vielleicht reicht es für Platz 14 oder 15, nicht mehr 21 oder 22. Sie müssen am Chassis arbeiten, denn der Motor wird gut sein."

Frage: "Was ist deiner Meinung nach die Schwachstelle am diesjährigen Auto gewesen?"
Alonso: "Der Motor. Die Leistung die er entfalten konnte war im Vergleich zu den anderen Teams einfach zu gering. Das Auto war ziemlich gut und die Michelin-Reifen haben in ihrem ersten Jahr auch gut funktioniert. Aber allein schon von unserem Speed auf den Geraden war abzusehen, dass die anderen uns ganz einfach überholen können würden."

Frage: "Paul Stoddart treibt das Team ganz offensichtlich nach vorne, aber wie weit kann er es bringen?"
Alonso: "Ich denke, dass es schwierig ist die englischen und italienischen Leute zu vereinen, denn das sind zwei unterschiedliche Gruppen die unterschiedliche Führungen haben. Für das erste Jahr lief es aber meines Erachtens nach gut. Ich weiß nicht wie es in Zukunft sein wird, aber Minardi muss sich verändern. Die letzten Jahre waren ein Desaster und die Einzug haltenden Veränderungen können eigentlich nur gut sein. Meiner Meinung nach führt Paul das Team in die richtige Richtung. Er ist die richtige Person für diesen Job, denn er ist ein wenig verrückt, aber das braucht Minardi meiner Meinung nach."

Frage: "Du bist von vielen Seiten für deine Leistungen in diesem Jahr gelobt worden und alle haben dir eine große Zukunft prophezeit. Wie weit wirst du es bringen, was denkst du?"
Alonso: "Ich denke, dass alle Fahrer den Gewinn der Weltmeisterschaft vor Augen haben. Das ist das Ziel und ganz klar auch meines. Ich bin erst 20 Jahre alt und habe noch viel Zeit, um zu lernen und mich für die Zukunft zu verbessern, aber der Weg ist noch lang. Wir werden sehen. Es ist beinahe unmöglich die Frage zu beantworten. In der Formel 1 benötigt man das beste Auto, um zu gewinnen, und wenn man es nicht hat kann man nicht Weltmeister werden. Wir haben das in den letzten acht Jahren gesehen, zuerst bei Williams, dann bei McLaren und jetzt bei Ferrari. Es ist wie ein Kreislauf den man nur schwer durchbrechen und ändern kann..."