• 06.11.2001 16:55

  • von Fabian Hust

Gian Carlo Minardi: "Haben das Potenzial, um zu siegen"

Der Ex-Minardi-Besitzer und jetzige Direktor spricht im Exklusiv-Interview über die Zukunft des Minardi-Teams

(Motorsport-Total.com) - Gian Carlo Minardi bezeichnet Minardi immer noch als "sein Team", auch wenn er den Rennstall Ende des vergangenen Jahres kurz vor dem Bankrott an Paul Stoddart verkaufte. Aber dennoch ist der 54-Jährige immer noch ein Teil des Rennstalls. Als Direktor kümmert sich der Mann aus Faenza vor allem um die Rekrutierung von Nachwuchstalenten für das Team. Auf der Saisonabschluss-Party auf dem 'Cirquito de Santamonica' in Misano Adriatico (Italien) hatten wir vergangenes Wochenende die Möglichkeit, uns mit Gian Carlo Minardi zu unterhalten.

Titel-Bild zur News: Gian Carlo Minardi

Gian Carlo Minardi ist weiterhin optimistisch gestimmt

Gian Carlo Minardi, Sohn von Vater Giovanni, der ein Fiat-Autohaus und eine Agip-Tankstelle betrieb, versuchte sich in seiner Jugend selbst als Rennfahrer, hängte dann aber bald seinen Helm an den Nagel und leitete alsbald ein Formel-Renault-Team, das 1973 sogar den Titel in der Italienischen Formel Renault gewann. In die Formel 1 kam Minardi per Zufall und über den Umweg Formel 2: "Mich hat jemand angerufen und mich gebeten, sein Team zu leiten. Wir sind gemeinsam in die Formel 2 gegangen und dort war ich dann der Konstrukteur des Autos. Das war 1979/1980. Anschließend bekam ich Lust, mich selbständig zu machen und so hat eines das andere ergeben."

"Ich habe das nie bereut"
1985 feierte Minardi das Debüt in der Formel 1. Die ersten Jahre waren eine Katastrophe. So gut wie nie sahen die Autos das Ziel. Zunächst fast immer wegen technischer Problem, später konnte man sich häufig nicht qualifizieren. Heute, nach 271 Grand Prix, vermisst man noch immer den ersten Sieg. Dennoch hat Gian Carlo Minardi seine Entscheidung von damals nicht bereut, ein eigenes Team auf die Beine zu stellen: "Ich habe das keine Minute bereut, niemals. Es hat auch keinen Sinn, etwas zu bereuen, was man nicht mehr ändern kann?"

"Das einzige, was uns fehlt, ist das Geld"
Auch wenn die Ergebnisse eigentlich nichts Gutes verheißen, so kann sich der Italiener doch immer wieder aufs Neue motivieren: "Ich weiß, dass mein Team das Potenzial hat, zu gewinnen. Ich weiß, dass das einzige, was uns wirklich fehlt, das Geld ist um weiter nach vorne zu kommen, aber immerhin sind wir seit über vierzehn Jahren in der Formel 1! Das heißt sicher auch, dass das Team nicht so schlecht ist und dass es eines der besten zwölf in der Welt ist."

Nach Meinung von Minardi fehlt es dem Team also nur am Geld, um den Durchbruch zu schaffen: "Ich glaube, dass das technische Potential des Teams im Prinzip ausreichend ist zu gewinnen, wenn alle nötigen Faktoren zusammenkommen und eben auch das Geld dafür da ist", so Minardi im Gespräch mit F1Total.com. "Wenn einmal der Tag kommen sollte, an dem ich glaube, dass wir das nicht mehr erreichen können, dann sperren wir zu."

Minardi immer noch eine große Familie
So langsam spürt Minardi, dass es mit "seinem Team" aufwärts geht. Man sei besonders im letzten Jahr stark gewachsen, aber dennoch sei man wie eine große Familie, da "die meisten der Leute bereits seit vielen Jahren dabei sind". Im nächsten Jahr erhält man einen neuen Motor, der nach Aussage des Teams mindestens 800 PS leisten wird.

Bereits mit dem letzten Jahr, das man wieder einmal ohne einen WM-Punkt beenden musste, war der ehemalige Teamchef zufrieden: "Es war eine Saison mit sehr vielen positiven Aspekten, auch wenn sie schwierig war, da wir viel zu spät fertig waren und versuchen mussten, sehr viel aufzuholen. Am Ende waren wir aber zufrieden mit dem, was wir erreicht haben. Wir hatten gute Resultate. Alles in allem war es ein positives Jahr."

Minardi will weiter wachsen
Für die kommende Saison stehen noch keine Fahrer fest, dafür ist es bereits jetzt beschlossene Sache, dass man sich durch die Rekrutierung neuen Personals verstärken möchte: "Wir wollen weiter wachsen, das ist unser Ziel. Wir haben die Basis geschaffen, um weiter wachsen zu können: Wir haben einen neuen Motor, sehr viel Enthusiasmus im Team, viele neue Leute im Team, und so hoffen wir, gute Resultate zu erzielen."

Wie gut doch der Geist im Team ist, zeigte jener European Minardi Day, auf dem wir Gian Carlo Minardi trafen. Das Team lässt sich diesen Tag ein stattliches Sümmchen kosten, und das zu Zeiten, in denen es dem Team nicht rosig geht: "Das ist ein Geschenk, das wir allen unseren Freunden, den Sponsoren und den Fans, die bei den Rennen nie so nah dabei sein können, machen wollen. Das ist eine einmalige Gelegenheit, das erste Mal, dass wir so etwas gemacht haben", so Minardi, der im gleichen Atemzug ankündigte, diese Veranstaltung zu wiederholen.

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