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Fernandes: "Mussten unsere Zukunft sicherstellen"
Teamchef Tony Fernandes über den baldigen Namenswechsel seines Rennstalls, die Ziele für die neue Saison und die Aussichten für 2011
(Motorsport-Total.com) - Noch vor dem Ende der ersten Saison des neuen Lotus-Teams steht fest: Pünktlich zum zweiten Rennjahr wird der Rennstall den Namen der ursprünglichen Lotus-Mannschaft übernehmen, was Teamchef Tony Fernandes für einen wichtigen Meilenstein hält. Der malaysische Geschäftsmann möchte 2011 an die erste Formel-1-Saison seiner Crew anknüpfen und erhofft sich durch den Namenswechsel nicht zuletzt eine gesicherte Zukunft. Im Interview hält er fest, weshalb.

© xpb.cc
Tony Fernandes brachte Lotus zurück in die Formel 1 - und hat nun auch den Namen
Frage: "Tony, war es schon zu Beginn des Formel-1-Projekts dein Ziel, den Namen Lotus zu bekommen?"
Tony Fernandes: "Ja, für mich war das ein Ziel. Es gab aber keinen Grund zur Eile, denn ich wollte dieses Jahr dazu verwenden, um mir Respekt zu verschaffen. Es gibt so viele Bereiche beim Team Lotus - die Chapman-Familie, David Hunt, die Fans, Norfolk. Die Geschichte dieses Rennstalls ist wirklich umfangreich."#w1#
"Und wer bin ich, zu sagen 'Ich bin Team Lotus.'? Wir sind diese Sache langsam und gewissenhaft angegangen. Wir wollten unsere Taten lauter sprechen lassen als Worte. Ich fühle, dass wir nun intensiv in Investment und Engagement einsteigen - und da fühlte ich mich nicht wohl dabei, eine Lizenz von jemand anderem zu haben. Wir mussten unsere eigene Zukunft sicherstellen."
"Wir haben das zu Beginn versucht, wollten es aber nicht erzwingen. Ich hatte Clive Chapman schließlich noch nie vorher getroffen und kannte David Hunt nicht wirklich. Ich dachte mir also, wir sollten das auf 2010 verschieben. Das waren meine Gedanken im Hintergrund. Eigentlich hatte ich mir das für Abu Dhabi vorgenommen. Letztendlich haben wir uns schon früher geeinigt."¿pbvin|512|2465|lotus|0|1pb¿
Fernandes hatte keine Eile
Frage: "Schon vor rund einem Jahr gab es Diskussionen bezüglich des Namens, doch damals kam es nicht soweit. Weshalb hat es nun geklappt?"
Fernandes: "Ich denke, das liegt zum Teil an der kommerziellen Seite - und der Preisvorstellung. Außerdem kannten wir uns nicht und dann gab es auch die Frage, wem was gehört. Diesbezüglich machten viele Gerüchte die Runde."
"Das musste klargestellt werden und dabei haben wir äußerste Sorgfalt walten lassen. Darüber hinaus wusste David nicht, ob er uns das anvertrauen könnte, was 16 Jahre lang in seiner Obhut war. Er ist sehr stolz darauf, sich dieser Sache angenommen zu haben. Er hat sich in vielerlei Hinsicht sehr ehrenhaft verhalten, indem er uns als Lotus Racing nicht in die Quere kam."
"Ich denke, all diese Aspekte kamen zusammen. Wir haben eine gute Beziehung aufgebaut. Wir haben ihn an die Strecke eingeladen und das gesamte Thema nicht forciert. Wir sagten ihm: 'Komm vorbei, schau uns über die Schulter und sage uns, was du davon hältst. Du bist ein Teil der Familie.' Meiner Meinung nach hat er ein sehr gutes Gefühl mit uns."
Frage: "Kannst du bestätigen, dass sich der offizielle Teamname verändern wird?"
Fernandes: "Bernie wird den Rennstall sicherlich 'Lotus F1 Team' nennen wollen. Das Chassis wird nach wie vor auf den Namen Lotus hören."
Frage: "Das würde bedeuten, die anderen Teams müssten dieser Namensänderung nicht zustimmen, oder?"
Fernandes: "Genau, denn das Chassis stammt bereits von Lotus. Für die FIA sollte das eine recht einfache Angelegenheit darstellen. Wenn sich das Unternehmen verändern würde, müsste ich bei der Formel-1-Kommission vorstellig werden. Der Name an sich sollte kein Problem sein."
Zwist im Hause Lotus?
Frage: "Es gab einige Berichte über angebliche Reibereien zwischen der Lotus-Gruppe und dem Lotus-Team. In Bezug auf die Pläne von Dany Bahar gibt es einige Fragezeichen - möglicherweise steht euch ein Scharmützel ins Haus? Kannst du diese Situation erläutern?"
Fernandes: "Wir haben Dany kürzlich in Malaysia getroffen."
"Dany will, dass die Lotus-Gruppe wie Ferrari wird, aber das ist sie nicht. Ich habe sie nicht so aufgebaut, sondern so, wie es Colin Chapman angestellt hat. Es gibt gewissermaßen zwei große Ausgangslagen: das Team Lotus und die Lotus-Gruppe."
"Das Team Lotus hat keine Autos gebaut und niemals haben wir in einer unserer Presseaussendung behauptet, dass wir Esprits- oder Elan-Fahrzeuge bauen würden. Die Lotus-Gruppe hat ihrerseits keine Renngeschichte, weil sie nicht an Rennen teilgenommen hat. Das ist klar."
"So habe ich das Unternehmen nicht aufgebaut, denn auf diese Weise hat man das Unternehmen eben aufgestellt. Ferrari war immer alles in einem - Dany würde es wohl gerne ebenfalls so haben. Das ist zumindest das Gefühl, das ich bekommen habe. Das ist aber nicht mein Ding."
Frage: "Im Augenblick hat das Team aber noch eine Lizenz der Lotus-Gruppe?"
Fernandes: "Ja. Wir werden diese Lizenz aber aufkündigen."
Frage: "Hat dieser Prozess bereits begonnen?"
Fernandes: "Ja."
Frage: "Wie siehst du in diesem Zusammenhang das Engagement der Lotus-Gruppe, die nun beim GP2-Team ART eingestiegen ist? Hältst du das für eine Verschleierung der Marke?"
Fernandes: "Nein, so denke ich nicht. Dany wollte sich im Rennsport engagieren und davon wussten wir nichts."
"Er war seinerseits nicht im Bilde, dass wir uns um das Team AirAsia bemühten. Es macht keinen Sinn und wir sollten versuchen, aus der Sicht des Business eine Zusammenarbeit anzustreben. Es gibt einige Dinge, die man bei der Lotus-Gruppe aussortieren müsste, statt sich bei einem GP2-Team zu engagieren."
Fernandes: Wichtig ist die Zukunft
Frage: "Werdet ihr aufgrund des Namens 'Team Lotus' etwas mehr Kontrolle über die Zukunft haben?"
Fernandes: "Ja, natürlich. Das war die Hauptmotivation dabei. Wenn du 55 Millionen Pfund (rund 64 Millionen Euro; Anm. d. Red.) pro Jahr ausgibst, ist es doch etwas erschreckend, wenn jemand anders dein Schicksal kontrolliert."
Frage: "Sprechen wir über AirAsia: Wie ist die Situation mit Williams für 2011?"
Fernandes: "Wir haben einen Vorschlag eingereicht und schauen uns die Sache an. Ich werde mich selbst aus diesen Verhandlungen heraushalten, weil ich hin- und hergerissen bin. Es wird also ein unabhängiger Vorstand darüber entscheiden. Das ist nicht meine Sache."
Frage: "Wie ist es um die Sponsorensituation des Team Lotus für 2011 bestellt?"
Fernandes: "Es sieht prima aus. David Hunt wird in diesem Bereich ebenfalls einiges an Arbeit für uns übernehmen. Er ist sehr aufgeregt und überaus erfreut, wieder mit dabei zu sein."
Frage: "Wie wird sich das Team 2011 aufstellen? Kannst du etwas zu den Motorplänen, den Fahrern und den Fortschritten am Auto sagen?"
Fernandes: "Ich habe ein gutes Gefühl, aber das ist nur eine Sache - Ergebnisse sind etwas ganz anderes."
"Ich bin immer ein bisschen vorsichtig. Wir haben die nötigen Bausteine an ihren Platz gebracht und alles richtig in die Wege geleitet. Jetzt liegt es an ihm. Ich kann kein schnelles Auto bauen. Das ist nicht mein Expertengebiet."

