"Fast eine Schlägerei" zwischen Speed und Coulthard

FIA-Kommissar Paul Gutjahr ist entsetzt über Scott Speeds Wutausbruch in Melbourne - Speed selbst empfand die Ereignisse als "mindestens surreal"

(Motorsport-Total.com) - Stunk in der Red-Bull-Familie: Immer mehr Details sickern zum Streit zwischen Scott Speed (Scuderia Toro Rosso) und David Coulthard (Red Bull Racing) am vergangenen Sonntag in Melbourne durch. Einem Augenzeugen zufolge soll es zwischen den beiden während der Anhörung bei der Rennleitung sogar beinahe zu Handgreiflichkeiten gekommen sein.

Titel-Bild zur News: Scott Speed

Die Party nach dem Rennen dauerte für Scott Speed nur ein paar Minuten...

Zur Vorgeschichte: Speed hatte Coulthard während der durch seinen Teamkollegen Vitantonio Liuzzi verursachten Safety-Car-Phase überholt und wurde deshalb nachträglich mit einer 25-Sekunden-Zeitstrafe belegt, wodurch er vom achten auf den elften Platz zurückgereiht wurde und den vermeintlich ersten WM-Punkt seiner Formel-1-Karriere verlor. Coulthard, der ihn auf der Strecke nicht hatte besiegen können, rückte dadurch an seiner Stelle auf.#w1#

Kein Protest von Red Bull Racing gegen Speed

Wegen des Zwischenfalls wurden die beiden Halbkollegen nach dem Grand Prix zu einer Anhörung bei der Rennleitung bestellt, um die Situation aufzuklären. Speed ging davon aus, dass Coulthard gegen ihn Protest eingelegt habe, was freilich nicht der Fall war, wie Red-Bull-Berater Helmut Marko später bestätigte. Vielmehr habe die Rennleitung von sich aus die Initiative ergriffen, um den Regeln intervenieren zu können.

"Man kann es gar nicht beschreiben, wie sich Speed vor der Rennleitung aufgeführt hat." Paul Gutjahr

Jungbulle Speed sah jedoch ungeachtet dessen nur noch rot und flippte völlig aus: "Man kann es gar nicht beschreiben, wie sich Speed vor der Rennleitung aufgeführt hat", zeigte sich FIA-Kommissar Paul Gutjahr im Gespräch mit dem 'Blick' entsetzt. "Ungebührlich ist noch das harmloseste Wort für diesen Rüpel! Und als er Coulthard noch 'Fuck you!' sagte, kam es fast zu einer Schlägerei. Zum Glück konnte sich der Schotte zurückhalten und gab Speed mit der Hand nur eins auf dessen Kappe!"

Seitens Red Bull wurde dies gar nicht erst bestritten: "Er war in seiner Wortwahl nicht diplomatisch. Scott ist ein sehr emotionaler Mensch", gab Speed-Förderer Marko wenige Stunden nach dem Vorfall in der 'ORF'-Sendung 'Sport am Sonntag' zu. "Die 5.000 Dollar Strafe (umgerechnet gut 4.100 Euro; Anm. d. Red.) schaden ihm gar nicht! Das soll zu seiner Erziehung beitragen." Ob es auch interne Konsequenzen geben wird, ist nicht bekannt.

Speed war das Überholmanöver gar nicht bewusst

Der Amerikaner rückte im Rennen erst durch den Motorschaden von Jenson Button in die Punkteränge auf: "Ich war eigentlich Neunter. Ich wollte in die Top 10 kommen, vor David bleiben, keinen Fehler machen", erklärte er. "Ich kam mit David direkt hinter mir aus der letzten Kurve heraus und sah eine riesige Rauchwolke, blieb aber voll am Gas. Da war Öl auf der Strecke, auf dem ich rutschte, aber ich konnte das Rennen tatsächlich knapp vor David beenden."

"Für mich war das ein Erlebnis wie ein Sieg." Scott Speed

"Dann sagte mir das Team: 'Scott, du bist Achter!' Der emotionellste Augenblick meines Lebens war, als ich zurück in den Parc Fermé kam und mein ganzes Team am Zaun jubelte, als hätte ich gerade gewonnen! Sie sind total ausgeflippt! Für mich war das ein Erlebnis wie ein Sieg, weil ich sehr hart arbeiten musste, um dieses Ergebnis zu erreichen", gab der 23-Jährige, dem sein Überholmanöver unter gelben Flaggen gar nicht aufgefallen war, zu Protokoll.

Zu den anschließenden Ereignissen mit Coulthard wollte sich Speed erst nicht äußern, gegenüber amerikanischen Journalisten bezeichnete er den Tag mit ein paar Stunden Distanz aber doch als "mindestens surreal", denn "dieser Zwischenfall nach dem Rennen bringt uns nur dazu, mit noch mehr Antrieb und Konzentration darauf hinzuarbeiten, für den Rest der Saison ernsthafte Punkteanwärter zu werden", so der Scuderia-Toro-Rosso Youngster kämpferisch.