Dritter Crash von Stroll: Erneut früher Feierabend bei Williams

Lance Stroll flog am Mittwoch mit dem Williams FW40 bei den Testfahrten in Barcelona erneut zweimal ab - 98 Runden konnte der Rookie absolvieren

(Motorsport-Total.com) - Es sollte nicht der Testauftakt werden, den sich Formel-1-Rookie Lance Stroll gewünscht hat. Nachdem der Kanadier, der 2017 sein Debüt mit Williams gibt, seinen FW40 schon am Dienstag in das Kiesbett abstellte, machte er am Mittwoch (Live im Ticker!) gleich zweimal einen Ausflug in die spanische Flora und Fauna. Beim zweiten Crash kurz nach 16 Uhr konnte Stroll einen Einschlag in die Mauer in Kurve 5 nicht vermeiden. Wieder musste die Mannschaft aus Grove vorzeitig einpacken.

Titel-Bild zur News: Lance Stroll

Dritter Crash an zwei Tagen: Stroll hat seinen FW40 unfreiwillig in Kurve 5 geparkt Zoom

Eigentlich wäre am Mittwoch wieder Felipe Massa bei Williams an der Reihe gewesen, doch da Stroll schon am Dienstag durch seinen Ausritt wertvolle Zeit verloren hatte - Williams hatte keine Ersatzteile für den beschädigten Frontflügel parat -, tauschte man die Einsätze der Piloten. Stroll selbst kommentierte seinen zweiten Tag im Auto überraschend positiv: "Das war ein wirklich guter Tag. Ich konnte mich ans Auto gewöhnen."

Schon am Mittwochmorgen verpasste Stroll rund eineinhalb Stunden, da am Williams noch geschraubt wurde. "Wir haben den kaputten Frontflügel nach England transportiert und bekamen den neuen Flügel, den wir mit einem Privatjet einfliegen ließen, um 9 Uhr", bestätigt Williams-Chefingenieur Rob Smedley. Der 18-Jährige Stroll konnte dann einige Runden auf dem Soft-Reifen von Pirelli drehen. Kurz vor der Mittagspause setzte er mit einer 1:22.351 Minuten seine Bestmarke. Diese reichte am Ende des Tages nur für den neunten Rang, es fehlten rund 2,6 Sekunden auf die Spitze. (Alle Details im Testcenter!)

Williams: Crash war nicht Strolls Schuld

Eine Stunde vor der Pause verursachte er, nach einem Ausritt von Jolyon Palmer am Vormittag, die zweite Rote Flagge am Mittwoch. Er parkte seinen Dienstwagen im Kiesbett. Der Bolide wurde dabei allerdings weniger stark beschädigt als noch am Vortag, wodurch Stroll sein Programm vorerst fortführen konnte. "Das war mein Fehler", gibt der Kanadier zu. "Es war meine letzte Runde des Longruns und mir wurde gesagt, dass ich das Limit finden soll."

Danach spulte der amtierende Formel-3-Europameister reichlich Kilometer ab, ganze 98 Runden konnte er bis zu seinem zweiten Unfall absolvieren. "Am Ende wurde ich Opfer eines Problems am Auto. Dann habe ich das Auto weggeschmissen. Wir müssen erst herausfinden, was genau passiert ist", gibt er sich schmallippig. Er dürfe eben keine Details ausplaudern. Nur so viel bestätigt der Neuling: Der Dreher und der Crash waren "zwei komplett verschiedene Dinge". Der Dreher war sein Fehler, der Unfall hatte einen anderen Grund. Insgesamt dreht Stroll in zwei Tagen 110 Umläufe.


Testfahrten in Barcelona

Smedley stärkt Stroll mit seinen Aussagen bezüglich des Unfalls den Rücken: "Lance war auf einem kalten Medium-Reifen mit viel Sprit an Bord auf der Strecke. Der Reifen hat ihn im Stich gelassen und er war ein unschuldiges Opfer. Dann landete er einfach in der Mauer. Wir haben erwartet, dass so etwas passiert. Es ist nicht seine Schuld", meint der Brite und ergänzt: "Felipe machte am ersten Tag ein oder zweimal den gleichen Fehler, und der Kerl hat 15 Jahre Erfahrung. Wir müssen nun verstehen, wie wir die Balance einstellen müssen, damit die Reifen arbeiten - auch in schwierigen Situationen."

Test am Donnerstag in Gefahr? "Gibt Fragezeichen"

Williams bestätigte am frühen Abend, dass man den Schaden am Auto erst begutachten müsse und daher kein weiterer Einsatz am Mittwoch mehr möglich sei. Ob man überhaupt genügend Ersatzteile für die Reparatur zur Verfügung hat? Stroll winkt ganz cool ab: "Ich weiß es nicht, ich bin nur der Fahrer." Smedley wird schon etwas konkreter und spricht von Schaden an der linken Fahrzeugseite. Ob der Test am Donnerstag gefährdet ist? "Es gibt ein Fragezeichen, aber wir werden unser Bestes geben, um wieder auf die Strecke gehen zu können."

Dass der Sohn von Milliardär Lawrence Stroll über genügend Selbstbewusstsein verfügt, zeigt auch seine Antwort auf die Frage, ob er nun unter Druck stehe: "Druck? Verspüre ich keinen." Er fühle sich bereit für seine Aufgabe als Formel-1-Stammfahrer. "Ich habe alle notwendigen Kategorien absolviert, damit ich jetzt hier fahren kann. Ich habe meine Punkte für die Superlizenz und alles Nötige, um jetzt hier zu sein", stellt er klar.

"Druck? Verspüre ich keinen." Lance Stroll

Williams konnte bisher 223 Runden in Barcelona absolvieren. Am Donnerstag, dem letzten Testtag der ersten Testwoche, wird Felipe Massa das Steuer des FW40 wieder übernehmen. Stroll kommt voraussichtlich am kommenden Dienstag wieder zum Einsatz. "Ich werde den Test in der kommenden Woche noch besser angehen. Ich hatte nun Zeit im Auto und das Eis ist gebrochen. Ich konnte kurze und lange Versuche fahren, außerdem kamen der Soft und der Medium zum Einsatz", schildert er.

Lance Stroll

Druck? Den verspürt Rookie Lance Stroll auch nach drei Crashs nicht Zoom

Smedley ist außerdem froh, dass sich Stroll gut ins Team eingefügt hat: "Er hat sich sowohl im als auch außerhalb des Autos gut akklimatisiert. Wir haben ihm eine Liste an Zielen vorgegeben und er arbeitet diese ganz ruhig und einfach ab. Er macht einen sehr guten Job", freut er sich. "Sein Feedback ist gut. Seine Pace konnten wir nun endlich mit Felipes vergleichen, die war auch gut. Und das Reifenmanagement war wirklich exzellent", betont der Chefingenieur.