Drink mit Eddie Irvine: 2000 beinahe statt Coulthard zu McLaren

"Ein Drink mit Eddie Irvine": Wie er 2000 statt bei Jaguar beinahe bei McLaren gelandet wäre und warum man Gerüchte in der "Silly Season" niemals dementiert

(Motorsport-Total.com) - In unserer neuesten Folge der Kult-Videoserie "Ein Drink mit Eddie Irvine", lose inspiriert durch die legendäre "Zigarette mit Helmut Schmidt" in der Wochenzeitschrift Die Zeit, enthüllt der ehemalige Ferrari-Teamkollege von Michael Schumacher, dass er im Jahr 2000 beinahe bei McLaren gelandet wäre. Letztendlich kam der Sensationstransfer aber nicht zustande und er wechselte zu Jaguar.

Titel-Bild zur News: Eddie Irvine

Eddie Irvine spricht auf seinem Boot mit Chefredakteur Christian Nimmervoll Zoom

Nach Schumachers Unfall mit Beinbruch in Silverstone war Irvine 1999 plötzlich völlig überraschend Ferraris beste Chance auf den ersten WM-Titel seit Jody Scheckter 1979, und tatsächlich hielt er das Titelrennen bis zum letzten Grand Prix offen. In jenem Sommer war Irvine eine der heißesten Aktien auf dem Fahrermarkt, was ihm letztendlich einen Jaguar-Vertrag einbrachte. Das Projekt scheiterte zwar sportlich, war finanziell aber höchst lukrativ. Insgesamt soll er in drei Jahren 35 Millionen Euro verdient haben.

Beinahe wäre aber alles ganz anders gekommen: "Ich hatte mich mit McLaren getroffen. Ron Dennis wollte mich haben, Adrian Newey auch, aber Mercedes aus irgendeinem Grund nicht. Also hat das nicht geklappt", erinnert sich Irvine bei einem gemütlichen Drink auf seinem Boot. Und er verrät, dass er nicht anstelle von Mika Häkkinen, im Sommer 1999 noch amtierender Weltmeister, kommen hätte sollen, sondern: "Sie wollten Coulthard auswechseln." Der galt immer schon als Protege des damaligen Mercedes-Sportchefs Norbert Haug.

Ursprünglich wollte Irvine Ferrari aber nicht in Richtung McLaren, sondern in Richtung Honda verlassen: "Honda war ein Team, zu dem ich wollte, denn ich war ein großer Fan der Japaner und ein großer Fan von Honda." Die Japaner planten 1999 die werksseitige Rückkehr mit einem eigenen Team, aber als Mastermind Harvey Postlethwaite bei Testfahrten in Barcelona eine Herzattacke erlitt und an deren Folgen verstarb, wurde das Projekt begraben. Und Irvine war um eine Transferoption ärmer.

Zu dem Zeitpunkt musste er ein politisches Spielchen spielen, denn Jaguar band er den Bären auf die Nase, er sei bei Ferrari für 2000 gesetzt, wohingegen die Scuderia in Wahrheit schon längst entschieden hatte, ihn durch Rubens Barrichello zu ersetzen. Aber Irvines Manager Enrico Zanarini rang Ferrari einen Kompromiss ab: Wir wehren uns nicht gegen die Vertragsauflösung, dafür gebt ihr die Ferrari-Fahrer 2000 noch nicht bekannt, bis wir mit Jaguar einen millionenschweren Deal unter Dach und Fach gebracht haben.

"Es ist ein bisschen wie Poker spielen: Da wird auch geblufft", sagt Irvine heute über solche Spielchen, die während der sogenannten "Silly Season" in der Formel 1 regelmäßig stattfinden. "Als ich von Ferrari zu Jaguar wechselte, musste ich viel bluffen, um meinen Dreijahresvertrag zu bekommen. Es war ein Bluff mit hohem Einsatz, denn für das dritte Jahr standen zehn Millionen Dollar auf dem Spiel. Es war nervenzerfetzend, aber ich hatte eine Strategie, die funktionierte."

Auch das Spiel mit den Gerüchten ist in der "Silly Season" ein beliebtes. Nicht selten kommt es vor, dass ein Manager einem Journalisten erzählt, sein Fahrer habe bei einem bestimmten Team schon so gut wie unterschrieben. Die Wahrheit ist dann aber oft, dass mit entsprechenden Medienberichten nur ein anderes Team, mit dem man gerade verhandelt, verunsichert werden soll, damit am Ende mehr Gage fließt. Wichtige Lektion daher bei Vertragsverhandlungen: Nie ein Gerücht dementieren, auch wenn es gar nicht stimmt!

Aber: "Meistens haben die Gerüchte gestimmt, man musste also nicht mitspielen. Zu meiner Zeit konnte man fast alles, was man so hörte, tatsächlich einigermaßen glauben. Wo Rauch ist, da ist auch Feuer", betont Irvine und ergänzt: "Wir haben nie ein Gerücht losgetreten. Die Gerüchte beginnen von selbst. Die Journalisten sehen alles. Wenn du mit jemandem sprichst, vielleicht auch nur darüber, dich am Abend zu treffen, liest du am nächsten Morgen, dass du einen Zweijahresvertrag bei Jordan unterschrieben hast."

Die siebte Folge von "Ein Drink mit Eddie Irvine" gibt's übrigens im Video-Bereich auf unserem Internetportal und auf YouTube in voller Länge zu sehen.