Drei Fragen an Pat Symonds

Der Renault-Chefingenieur über das 'HANS'-System, die Kerben in Imola und die Debatte über ein neues Reifenreglement

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Pat, wie hat das 'HANS'-System bei Fernandos Unfall in Brasilien funktioniert?"
Pat Symonds: "Insgesamt extrem gut. Die Fakten des Unfalls sind, dass nach dem ersten Zusammenstoß mit dem Reifen, der mit 4,5 g relativ leicht ausgefallen ist, der erste Aufprall in die Wand folgte, wo 35 g seitlich und 35 g frontal wirkten, und dann noch ein seitlicher Einschlag mit 60 g. Wenn man bedenkt, dass die Tests bei 40 g durchgeführt werden, zeigt dass das Ausmaß dieses Unfalls. Fernando hatte aber überhaupt keine Probleme mit seinem Nacken, was bei so einem Crash eigentlich üblich ist. Daher kann man sagen, dass 'HANS' einen gewissen Verletzungsgrad verhindert hat, womit wir sehr zufrieden sind."

Titel-Bild zur News: Pat Symonds

Pat Symonds findet nicht, dass es zwei verschiedene Regenreifen geben sollte

Frage: "Brasilien ist die holprigste Strecke auf dem Kalender und in Imola muss hart über die Kerben gefahren werden. Kann man das vergleichen?"
Symonds: "Obwohl es in Brasilien schon manchmal Probleme mit der Bodenhöhe gibt, ist es bei weitem nicht mehr so schlimm wie früher. In Imola müssen die Fahrer aber voll über die Kerben rittern und da brauchen wir ein Auto, das dafür geeignet ist. Bei der Fahrt über eine Kerbe kann die Dämpfergeschwindigkeit bis zu 300 Millimeter pro Sekunde erreichen, was doppelt so viel ist wie bei einer normalen Bodenwelle. Wir haben dieses Phänomen aber in den letzten Wochen bei Simulationen und in der Praxis ausführlich studiert."

Frage: "Letztes Jahr hat es in Imola viel geregnet. Wie habt ihr euch darauf vorbereitet?"
Symonds: "Das Wetter ist in Imola nicht vorherzusehen und nach dem Chaos in Brasilien kann man das neue Reifenreglement durchaus in Frage stellen. Durch die Restriktion auf einen einzigen Reifentyp wollen die Teams natürlich bei abtrocknenden Bedingungen schnell sein, weil sie sich darauf verlassen, dass bei starkem Regen das Safety-Car auf die Strecke geht. Das ist aber reines Leistungsdenken und stellt die Sicherheit in den Hintergrund. Prinzipiell erscheint die alte Regel also als besser, aber andererseits befinden wir uns in einer Phase der Kostenersparnis und da würden mit einer neuerlichen Änderung neue Kosten entstehen, weil die Reifenhersteller einen zusätzlichen Reifen mitbringen und davor auch testen lassen müssten. Daher finde ich, es sollten lieber Reifen mitgebracht werden, die für nassere Bedingungen gemacht sind, anstatt einen zweiten Reifen einzuführen. Das würde bedeutet, dass die Reifen zu einem anderen Zeitpunkt gewechselt werden und länger gefahren werden müssen als eigentlich ideal. In so einer Situation wäre die Auswirkung ja für alle Teams gleich, ganz egal bei welchem Hersteller."