Die Akte Kubica: Theissens großer Triumph

Die erste Pole-Position für Robert Kubica in Bahrain war vor allem auch für BMW Motorsport Direktor Mario Theissen eine Sternstunde

(Motorsport-Total.com) - Als das BMW Sauber F1 Team im Dezember 2005 die Verpflichtung von Robert Kubica als Testfahrer bekannt gegeben hat, wunderte sich ein hierzulande sehr bekannter Formel-1-Insider im Gespräch mit der 'Motorsport-Total.com'-Redaktion: "Was die in München da geritten hat, Kubica zu nehmen und einen wie Wurz stehen zu lassen, das muss mir mal jemand erklären!"

Titel-Bild zur News: Robert Kubica und Mario Theissen

Robert Kubica und sein Chef, BMW Motorsport Direktor Mario Theissen

Etwas mehr als zwei Jahre später ist der Poker von BMW Motorsport Direktor Mario Theissen voll aufgegangen: Kubica holte heute beim Grand Prix von Bahrain die erste Pole-Position seiner Formel-1-Karriere, nachdem er vor zwei Wochen in Malaysia als Zweiter hinter Kimi Räikkönen sein bisher bestes Rennergebnis eingefahren hatte. Der schnelle Pole, einst nur ein wenig beachteter Underdog, ist plötzlich in aller Munde.#w1#

Nachfolger von Jacques Villeneuve

"Ich erinnere mich noch an die Kommentare einiger Leute, die Robert gegenüber sehr negativ eingestellt waren." Mario Theissen

Das ist natürlich Balsam auf Theissens Seele, denn der Direktor der deutsch-schweizerischen Truppe setzte sich massiv dafür ein, Kubica auf Kosten von Jacques Villeneuve zum Stammpiloten zu befördern - wofür sich der Pole mit Platz drei in seinem erst dritten Formel-1-Rennen in Monza bedankte. Noch heute wird hinter vorgehaltener Hand gemunkelt, dass Theissen Kubica näher steht als sein Landsmann Nick Heidfeld.

"Es ist sehr befriedigend", freute sich der 55-Jährige daher über den heutigen "Meilenstein" seines Wunderknaben. "Ich erinnere mich noch an die Kommentare einiger Leute, die Robert gegenüber sehr negativ eingestellt waren, selbst zu Beginn dieses Jahres noch. Für ihn und das Team ist dieses Qualifying ein Traum. Das zeigt, dass wir mit ihm die richtige Entscheidung getroffen haben. Robert kann zu einem der Stars der Formel 1 werden."

Was viele nicht mehr wissen: Der ehemalige Champion der Renault-World-Series - damals knackte er unter anderem einen gewissen Markus Winkelhock - tauchte zuerst auf dem Radar von Flavio Briatore auf, aber Renault ließ das Supertalent ohne großen Namen damals ziehen. Als Kubica Anfang 2006 erstmals für BMW testete und Peter Sauber in seinen Augen das gleiche Leuchten erkannte wie einst bei Kimi Räikkönen, war der Fall sonnenklar.

Saison 2007 als Denkanstoß

"Robert ist über den Winter viel positiver, offener und motivierter geworden." Mario Theissen

Doch nach dem sensationellen Formel-1-Einstand 2006 wurde Kubica in der vergangenen Saison auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, weil er das Punkteduell gegen Heidfeld mit 39 zu 61 klar verlor und auch in 13 von 17 Qualifyings das Nachsehen hatte. Doch über den Winter packte den 23-Jährigen der Ehrgeiz, er trainierte härter als je zuvor, speckte sieben Kilogramm ab - und war bei den Tests auf einmal die Nummer eins im Team.

"Robert ist über den Winter viel positiver, offener und motivierter geworden", lobte Theissen. "Das haben wir bei den Tests gesehen und bei der Zusammenarbeit mit dem Team. Er kann sich jetzt sicher sein, dass er ein Rennen gewinnen kann, sobald sein Auto nur gut genug ist. Das gibt ihm Selbstvertrauen, aber es ist auch positiv für das Team. Daher denke ich, dass Robert und das Team auf einem guten Weg sind."