Kubica: "Noch haben wir nicht gewonnen!"
Der Pole über seine erste Pole Position, seine konsequente Diät, die Hoffnung auf ein starkes Rennen und das Fahren ohne elektronische Fahrhilfen
(Motorsport-Total.com) - Robert Kubica schaffte am Samstag in Manama das, wovon viele Fahrer träumen: Die erste Pole Position für sich und für das Team in einem Rutsch einzufahren. Teamkollege Nick Heidfeld kommt somit nicht in den Genuss, zu beanspruchen, diesen Meilenstein in der Geschichte des Teams aufgestellt zu haben.

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Robert Kubica glaubt nicht so recht daran, dass er im Rennen Ferrari schlagen kann
Überhaupt ist der 23-Jährige im Vergleich zur vergangenen Saison im Verhältnis zu "Quick Nick" deutlich stärker unterwegs als im vergangenen Jahr: "Ich weiß nicht, ob jetzt meine Zeit kommt", wiegelt Kubica ab. "Ich kann nur sagen, dass ich in den letzten drei Qualifyings eine sehr gute Leistung gezeigt habe. Ich habe mir kleine Fehler geleistet, auch hier wieder in der letzten Runde. Zum Glück reichte es dennoch, um auf der Pole zu stehen."#w1#
Und was wird der Schlüssel zum Sieg sein? "Der Schnellste zu sein, wie immer!", lacht der Rennfahrer aus Krakau, der natürlich am liebsten auch diese Premiere für das Team feiern würde. "Wenn man sich das Freie Training am Freitag und auch heute Morgen anschaut, dann ist vor allem Massa sehr schnell. Aber natürlich ist es nicht schlecht, für das Rennen auf der ersten Start-Position zu stehen. Wir werden unser Bestes geben, ich denke jedoch, dass es gegen Ferrari ein hartes Rennen werden wird."
Am Freitag betonte Kubica noch, dass das BMW Sauber F1 Team noch nicht reif für den ersten Sieg ist. Muss man nun umdenken? "Noch haben wir nicht gewonnen!", warnt Kubica. "Wir werden morgen sehen, ob ich Recht hatte oder nicht. Ich denke, dass wir in Bahrain so konkurrenzfähig sein werden, wie wir dies in Malaysia und in Australien waren."

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Wie stark wird Robert Kubica im Rennen sein? Zoom
"In Australien verpasste ich die Pole Position knapp, in Malaysia fuhr ich mit einem sehr schweren Auto ein gutes Qualifying. Im Rennen war ich sehr schnell, langsamer als die Ferrari aber etwas schneller oder auf Augenhöhe mit McLaren-Mercedes. Ich denke, dass es hier dasselbe Szenario geben könnte, dass wir gegen McLaren-Mercedes kämpfen, ich denke jedoch, dass Ferrari etwas stärker ist als wir."
Im Vergleich zum vergangenen Jahr sei er in der Qualifikation "ziemlich ähnlich" gefahren - mit anderen Worten, dieses Jahr ist das Auto einfach besser. Von einem "besonderen Moment für das Team" will der Pole jedoch nicht sprechen: "Das Qualifying ist in der Formel 1 natürlich ziemlich wichtig, aber das Rennen bringt das endgültige Ergebnis hervor. Ich ziehe es vor, bis morgen nach dem Rennen zu warten."
Aber könnte der Speed nicht doch für den ersten Sieg ausreichen? "In Malaysia war er sehr gut, in Australien war er im ersten Abschnitt des Rennens nicht so gut, aber wir wissen warum, wir hatten dort nicht den korrekten Reifendruck", analysiert Kubica. "Mit den Longruns, die wir gefahren sind, war ich sehr zufrieden. In Malaysia war unser Speed sehr konstant. Lasst uns hoffen, dass ich auch morgen diesen Speed an den Tag legen kann."
Kubica auf Crash-Diät
Was viele nicht wissen: Kubica war zu Saisonbeginn nicht ganz in Top-Form, weil er massiv abgenommen hat: "Ich habe innerhalb von sechs Wochen sieben Kilo abgenommen. Das war nicht einfach. Es ist klar, dass leichtere Fahrer schneller fahren können. Ich entschied aus diesem Grund zusammen mit meinem Ingenieur, dass wir uns maximal anstrengen, das Gewicht des Autos und mein eigenes zu reduzieren. Ich strengte mich maximal an, das war für mich selbst sehr hart, aber ich habe es dennoch geschafft."
Im Zusammenhang mit seiner Pole Position sei die Diät jedoch "nicht entscheidend" gewesen: "Ich denke, dass das von den Medien etwas zu sehr hoch gespielt wird. Ich habe ein paar Kilogramm verloren, was beim Fahren hilft und die Rundenzeiten senkt. Aber ich denke nicht, dass dies etwas damit zu tun hat, dass ich bessere Leistungen zeige als im vergangenen Jahr."
"Ich fühle mich nicht fitter oder besser. Ich hatte ein paar schwierige Momente, denn die ersten vier Wochen waren sehr intensiv", erinnert sich der Rennfahrer. "Ich trainierte eine Menge und aß praktisch nichts. Die Kraft ließ deutlich nach, sie ist nun aber viel besser geworden. Ich denke, dass ich für das Rennen fit bin."
"Ich versuchte im Februar und März mein Bestes, schlussendlich war es jedoch nicht einfach, denn ich denke, dass ich nun weniger als normal wiege, selbst für einen durchschnittlichen 1 Meter 85 großen Fahrer. Aber es sorgt für einen guten Vorteil bei der Leistung und ich denke, dass dies auch in gewisser Weise der Schlüssel dafür war, dass ich zu Beginn der Saison so stark gewesen bin", so Kubica, der nun 69 Kilogramm wiegt - immer noch zehn mehr als Teamkollege Heidfeld.
Der Schwerpunkt des Autos liegt nun bedeutend tiefer
Willy Rampf, Technischer Direktor des Teams, spricht übrigens davon, dass Kubica "nur" fünf Kilogramm abgenommen hat: "Besonders wichtig war, dass wir zwar einen Gewichtsverlust erreichen, dass aber Robert seine Konditionswerte halten kann", wir der Deutsche von 'motorsport aktuell online' zitiert. Man habe den Schwerpunkt bei Kubicas Auto dadurch um sensationelle 15 Zentimeter senken können: "Wir haben das im Winter besprochen, wir haben die Vorteile des Gewichtsverlusts erwogen, und so hat sich Kubica an die Arbeit gemacht."
Ohne Zweifel setzte Kubica vor dem Saisonstart alles daran, um dieses Jahr besser abzuschneiden als in seiner ersten vollen Saison: "Wie ich schon gesagt habe, ich habe das vergangene Jahr komplett aus meinem Gedächtnis gelöscht. Für mich war es ein enttäuschendes Jahr und ich habe versucht, mich so gut wie möglich auf diese Saison vorzubereiten."
"Schlussendlich hat mir auch das Team das gegeben, was ich wollte. Ich habe begonnen, mit 100-prozentiger Motivation zu arbeiten, um mich so gut wie möglich vorzubereiten. Ich denke, dass sich meine Vorbereitung zusammen mit meinem neuen Renningenieur durch gute Leistungen bemerkbar macht."
Sieht sich Kubica in der internen Hackordnung nun schon vor seinem Teamkollegen? "Ich weiß nicht, ob dieser Eindruck nach zwei Rennen der richtige ist. In Australien stand ich in der ersten Reihe, verpasste die Pole Position, wurde in Malaysia im Rennen mit einer ordentlichen Strategie Zweiter."
"Ohne das Pech von Australien wäre ich also wohl in der Meisterschaft Erster. Ich fühle mich nicht als Nummer eins oder als Nummer zwei, ich versuche einfach bestmögliche Arbeit abzuliefern. Das habe ich auch vergangenes Jahr probiert, da lief es aber etwas schlechter als dieses Jahr."
Kubica hat derzeit drei WM-Zähler weniger auf dem Konto als Heidfeld, hat sechs Punkte weniger auf dem Konto als der WM-Leader: "Wir hatten eine gute Möglichkeit, mehr Punkte zu haben als acht. Das würde ausreichen, um zusammen mit Lewis Erster zu sein", rechnet Kubica vor. Ich denke nicht, dass ich in Australien vor ihm ins Ziel gekommen wäre, aber auf dem Podium."
Ferrari ist noch zu gut für BMW Sauber
"Wir sind auch hier konstant, aber nicht die Schnellsten, denn Massa hat das gesamte Wochenende über einen sehr guten Speed gezeigt. Aber mit Konstanz kann man häufig auch sehr gute Ergebnisse erzielen. Lasst uns also hoffen, dass wir die Konstanz während dem Rest der Saison aufrecht erhalten können. Unser Ziel ist es nicht, um die Weltmeisterschaft zu fahren, sondern so schnell wie möglich zu entwickeln und so viele Punkte wie möglich zu holen."
Wer auf der Pole Position steht, möchte natürlich auch nach der ersten Kurve vorn liegen. Also muss der Start funktionieren: "Dieses Jahr sind die Starts ohne die Elektronik etwas unvorhersehbarer. Man weiß nicht, was passiert."
"Es ist wichtig, alles perfekt hinzubekommen, wenn man ein kleines Problem hat, dann kann man eine Menge Meter und einige Plätze verlieren. Morgen wird es sehr wichtig sein, einen guten Start hinzulegen und vorne wegzuziehen. Lasst uns mal abwarten, wie das Rennen laufen wird."
Kubica ist regelrecht froh, dass mit dem Verbot der elektronischen Fahrhilfen auch die Motorbremse abgeschafft wurde: "Ich war vergangenes Jahr nicht zufrieden, wie das Auto sich beim Bremsen verhalten hat. Als nun die Motorbremse entfernt wurde, haben wir wohl für mich eine bessere Haftung und Reaktion des Autos beim Bremsen erhalten. Da hat uns vergangenes Jahr bei diesem System wohl etwas gefehlt, da es nicht 100-prozentig perfekt zu meinem Fahrstil passte."
Das Verbot der Traktionskontrolle geht Kubica im wahrsten Sinn des Wortes am Allerwertesten vorbei: "Ich denke nicht, dass dies wirklich einen Unterschied ausmacht. Gute Fahrer passen sich sehr schnell an neue Bedingungen an. Wenn du mich fragst, wie es vergangenes Jahr in Bahrain mit Traktionskontrolle war, dann kann ich mich gar nicht mehr daran erinnern."
"Nachdem ich im Winter zwei Runden ohne Traktionskontrolle gefahren war, hatte ich bereits vergessen wie es ist, mit Traktionskontrolle zu fahren. Ich denke nicht, dass es mir hilft. Es ist einfach ein anderes Fahren, aber das ist für alle so. Wenn man vergangenes Jahr die Traktionskontrolle weggenommen hätte, dann hätte ich kein besseres Ergebnis erzielt, ich hätte dieselben Ergebnisse erzielt."

