Coulthard: "Junge bringen Würze in den Sport"

Saison-Pechvogel David Coulthard über die "jungen Wilden" der Formel 1, Michael Schumacher und seinen "Finnen-Komplex"

(Motorsport-Total.com) - Es ist schon zum Verzweifeln für David Coulthard: Sechs Jahre lang stand er bei McLaren-Mercedes im Schatten von Mika Häkkinen ? und als der zurücktrat, tauchte mit Kimi Räikkönen plötzlich der nächste Finne auf, der ihm seither die Show stiehlt. Angst hat er vor seinem Teamkollegen und dem Rest der jungen Garde aber nicht.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

Dementiert vehement, einen "Finnen-Komplex" zu haben: David Coulthard

"Die jungen Piloten bringen natürlich Würze in den Sport", erklärte der Schotte der 'Welt am Sonntag' in einem Interview. Er betonte aber, zwischen ihnen noch Unterschiede zu sehen: "Kimi hat sich längst etabliert. Bei Alonso muss man noch abwarten. Sicher hat er großes Talent, aber er muss beweisen, dass er ein Auto auch weiter nach vorne bringen kann. Formel-1-Fahren ist das Zusammenspiel von mehreren Komponenten, die Arbeit mit den Ingenieuren, die richtige Wahl der Reifen."

Gestern in Barcelona freilich legte Alonso eine fehlerfreie Fahrt hin, eine echte Talentprobe. Coulthards Interview jedoch wurde in den Tagen davor aufgezeichnet ? und so hatte er am Spanier mehr auszusetzen als zu loben. Besonders übel nimmt der McLaren-Pilot seinem jüngeren Kollegen dessen aggressive Fahrweise in Brasilien: "Er hat den Rennabbruch ausgelöst und trotzdem die Punkte für den dritten Platz kassiert. Das finde ich nicht richtig."

Zum Thema "Finnen-Komplex" hielt er sich kurz: "Ich muss jeden schlagen, zuerst im Qualifying, dann im Rennen. Im Moment führt Kimi zwar die WM an, aber ich fühle mich nicht als Verlierer. In Australien habe ich gewonnen, zugegebenermaßen nicht ganz unglücklich, aber in Malaysia und Brasilien hätte ich den Sieg verdient gehabt." Im Vergleich zu Häkkinen sei Räikkönen "offener", fügte er an: "Bei Mika brauchte ich viel länger, um den Draht zu bekommen, den ich jetzt schon zu Kimi habe."

Auffällig gut versteht sich der 32-Jährige seit einigen Monaten mit seinem früheren Erzrivalen Michael Schumacher. Coulthard und der Weltmeister unterhalten sich regelmäßig bei den Fahrerparaden und waren auch gestern in Barcelona in ein angeregtes Gespräch vertieft, bis sie von einem Moderator unterbrochen wurden. Die früheren Reibereien ? wie beispielsweise nach der Kollision in Spa 1998 ? scheinen aus der Welt zu sein.

"Wir arbeiten als Fahrervertreter in Fragen der Sicherheit zusammen", teilte "DC", wie er im Fahrerlager genannt wird, mit. "Ich glaube, privat ist er ein netter Mensch, der nur an die Familie denkt. Er fährt eben besonders hart, das ist wahrscheinlich auch ein Grund seines Erfolges. Wir alle verändern uns, wenn wir im Auto sitzen. Es ist nämlich unglaublich hart, ein Formel-1-Rennen zu fahren ? sowohl physisch als auch mental."