• 07.07.2005 19:05

Coulthard: "Ich bin enttäuscht"

Der Red-Bull-Pilot über die Leistungsfähigkeit seines Autos, seine Vertragsverlängerung, Max Mosley und die Arbeit der GPDA

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Es scheint, als ob die Leistungen von Red Bull Racing stark schwanken würden. Ist dieser Eindruck richtig?"
David Coulthard: "Ja, die Pace im Rennen in Magny-Cours war mit der am Nürburgring (wo Coulthard Vierter wurde; Anm. d. Red.) vergleichbar, aber wegen unserer Leistung im Qualifying haben wir uns in eine schlechte Ausgangslage manövriert. Ich denke, ich fuhr die sechsschnellste Rennrunde. In meiner bisherigen Karriere hätte ich dem nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt, aber auffällig ist, dass wir schneller als die Williams waren, teilweise auch schneller als Ferrari. Das Auto zeigt bei gewissen Umständen also eine gute Pace."

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard ist vom Verhalten von Max Mosley enttäuscht

Frage: "Können hier diese 'gewissen Umstände' wieder auftreten?"
Coulthard: "Bei den Tests waren wir hier nicht sonderlich schnell, also wird es wohl auf die Reifen und die Streckentemperaturen ankommen. Wir werden erst am Sonntag ein klareres Bild erhalten."#w1#

Frage: "Nicht schon vorher?"
Coulthard: "Nein, denn selbst wenn man einen guten Test hatte, so gibt es dafür keine Punkte. Nur im Rennen kann man das einschätzen."

Coulthards Bett für die Saison 2006 ist gemacht

Frage: "Wichtig ist vielleicht auch, dass du einen Vertrag für 2006 unterschrieben hast. Ist das eine Erleichterung?"
Coulthard: "Nein, eine Erleichterung war es im Dezember des Vorjahres, als ich für dieses Jahr unterschrieben habe. Ich freue mich einfach, dass Christian (Horner, Teamchef von Red Bull Racing; Anm. d. Red) so früh etwas unternommen hat. Das geschah viel früher als in den Vorjahren. Das gibt uns eine klare Richtung vor. Wir haben unser Bett gemacht, nun müssen wir vorangehen und unser Bestes geben."

Frage: "Momentan scheint es einen kleinen Konflikt zwischen der FIA und den Fahrern zu geben. Möchtest du darüber etwas sagen?"
Coulthard: "Was davon bereits in der Öffentlichkeit gesagt wurde, ist recht eindeutig, das muss man nicht interpretieren. Die Briefe liegen vor. Dass die Fahrer etwas geschrieben haben, zeigt die Enttäuschung nach den Vorfällen in Indianapolis. Wir möchten uns zusammensetzen und das diskutieren. Wir dachten, dass der beste Weg dafür ein Treffen Angesicht zu Angesicht wäre, aber das ist leider nicht möglich. Ich bin schon ein wenig davon enttäuscht (FIA-Präsident Max Mosley sagte das Treffen ab, nachdem Coulthard Kritik an den Regeln übte; Anm. d. Red.), denn es war ja nur meine Meinung zu den Regeln. Das hatte mit den Sicherheitsbemühungen der GPDA (Fahrergewerkschaft; Anm. d. Red.) nichts zu tun. Jeder hat seine Meinung darüber, was das beste Qualifyingformat ist und was alles passieren sollte, daher ist das enttäuschend. Aber immerhin können wir uns später irgendwann treffen und es diskutieren."

Frage: "Michael Schumacher fuhr in Magny-Cours im Rennen mit einem leicht geöffneten Overall. Gibt es da Vorschriften, oder ist es gar gefährlich?"
Coulthard: "Es ist ja logisch, dass die Overalls geschlossen eingesetzt werden sollten, aber manchmal geht er vielleicht einfach auf, schätze ich. Auch die Gurte muss man nachspannen, denn wenn man im Rennen schwitzt, dann rutscht man im Auto herum. Also muss man sie im Rennen anpassen. Ich habe so viele Rennen erlebt, in denen alles Mögliche passierte. Ich habe schon Rennen mit halb offenen Gurten absolviert, weil sie einfach aufgingen. Da hat man keine Wahl. Es sollte nicht passieren, geschieht aber von Zeit zu Zeit."

Frage: "Stimmt es, dass ihr Michael Schumacher als einer der Direktoren der GPDA ablösen wollt?"
Coulthard: "Die Mitglieder der GPDA haben eine genaue Vorstellung. Michaels Rolle als Direktor ist klar und da gibt es keine Änderung. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen."

Coulthard sieht Einheitsreifen mit Skepsis

Frage: "Kannst du vielleicht kurz erklären, was die GPDA bei Sicherheitsinspektionen auf jeder Strecke vor einem Treffen macht?"
Coulthard: "Von Zeit zu Zeit schauen wir uns den Kurs an. Die FIA und Charlie (Whiting, der Sicherheitsdelegierte der FIA; Anm. d. Red.) machen das auch.Seit einigen Jahren schauen wir uns aber an, wenn es eine größere Änderung einer Absperrung gibt. Wenn man zehn Jahre zurückblickt, dann flog ein GPDA-Mitglied bereits im Voraus zu den Strecken. Auch nach Kanada, was dann schon ein großes Engagement ist. Heute ist das aber nicht mehr notwendig. Nach jedem Rennen stellen wir einen Bericht zusammen, der dann an die FIA, an Charlie und an Bernie Ecclestone geht. Wenn wir dann auf der Strecke etwas sehen, was wir beim Ablaufen nicht entdeckten, dann besprechen wir das während des Fahrerbriefings am Freitag."

Frage: "Nun gibt es konkrete Bemühung, einen Einheitsreifen in der Formel 1 einzuführen. Wie sind deine Gedanken hierzu?"
Coulthard: "Das ist schwer, denn auf der einen Seite sollte die Formel 1 schon die Spitze der Technologie sein, das beinhaltet natürlich auch die Reifen. Ich bin schon mit Einheitsreifen gefahren, dennoch erkennt man Unterschiede zwischen den Teams. Wenn man also von einem wettbewerbsmäßigen Grand-Prix-Sport spricht, dann gehört mehr als ein Reifenhersteller dazu. Aber um die Geschwindigkeiten zu kontrollieren und Vorfälle wie in Indianapolis zu vermeiden, ist ein einziger Reifenhersteller natürlich besser."