Caterham: Zeit für den Anschluss ans Mittelfeld

Bei Caterham sieht man gute Voraussetzungen für einen Sprung nach vorn und will es mit den arrivierten Mittelfeld-Teams aufnehmen

(Motorsport-Total.com) - Das ehemalige Lotus-Team Caterham steht vor seiner dritten Formel-1-Saison. Nach zwei punktlosen Rennjahren ist im Team rund um Tony Fernandes nun die Zeit gekommen, den Anschluss an die Mittelfeld-Teams zu schaffen. Chefingenieur Mike Gascoyne ist überzeugt, dass dieser Schritt in der bevorstehenden Saison dank des neuen CT01 gelingen kann.

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen

Mit dem CT01 peilt Caterham regelmäßig Q2-Platzierungen und WM-Punkte an

Als entscheidende Aspekte sieht Gascoyne beim neuen Boliden vor allem den erstmaligen Einsatz von KERS sowie den regelbedingten Verzicht auf einen heiß angeblasenen Diffusor auf Seiten der Konkurrenz. "Wenn man den zeitlichen Unterschied durch den Diffusor und durch KERS hochrechnet, sollten wir im Mittelfeld liegen. Das ist genau der Bereich, wo wir hin wollen", so Gascoyne gegenüber 'Autosport'.

Der Nachteil des nicht vorhandenen KERS fiel laut Gascoyne speziell gegen Ende der vergangenen Saison ins Gewicht, als die anfänglichen Probleme beim Lotus-Renault T128 des Teams aussortiert waren. "In Brasilien hatte Heikki Kovalainen einen knackigen Start und lag schon auf Platz 13. Während der nächsten fünf Runden fuhren die Gegner dank KERS einfach an ihm vorbei", erinnert der Caterham-Chefingenieur an das Saisonfinale 2011.

KERS als Knackpunkt

Das Positive an der vergangenen Saison war wie schon im Premierenjahr des Teams das Vordringen in die Top 10 der Konstrukteurswertung und die damit in Verbindung stehenden, nicht unerheblichen knapp 20 Millionen Euro für die Teamkasse. Genau wie in der Saison 2010 blieben jedoch auch im Vorjahr WM-Punkte Fehlanzeige.

Einer der Hauptgründe dafür liegt nicht zuletzt wiederum im fehlenden KERS. Ohne die zusätzlichen 80 PS verloren die Lotus-Piloten im Hinblick auf eine Qualifying-Runde gleich zweimal entscheidende Hundertstelsekunden - sowohl bei der Anfahrt auf die schnelle Runde als auch während des gezeiteten Umlaufs selbst. Die Folge war, dass weder Kovalainen noch Teamkollege Jarno Trulli im Verlauf der Saison der Sprung in Q2 gelang, was die Chancen auf WM-Punkte alles andere als erhöht hat.


Fotos: Caterham, Testfahrten in Jerez


So formuliert Gascoyne die Ziele für die Saison 2012 wie folgt: "Wir wollen Punkte einfahren und mit den Teams in der zweiten Hälfte der Startaufstellung ernsthaft mithalten. Dafür müssen wir regelmäßig in Q2 kommen." Neben dem in diesem Jahr vorhandenen KERS (das von Red Bull kommt), sprechen weitere Veränderungen bei Caterham zumindest auf dem Papier dafür, dass die Ziele erreicht werden können.

Alle Zutaten für den nächsten Schritt vorhanden

Der langjährige Gascoyne-Schützling Mark Smith stieß bereits im vergangenen Jahr als neuer Technikchef zum Team. Zudem hat das Team in diesem Jahr die Möglichkeit, den Windkanal von Williams zu nutzen. Auch die Tatsache, dass der Caterham CT01 eine Weiterentwicklung des Lotus T128 ist, spricht laut Gascoyne für einen Sprung nach vorn. Darüber hinaus wird im August der Umzug aus der Nähe des traditionellen Lotus-Standorts Norfolk in die ehemalige Arrows-Fabrik in Leafield abgeschlossen sein.

"Wir haben nun die gewünschte Stabilität", glaubt der Brite und fügt hinzu: "Unter der Leitung von Mark haben wir eine Konstruktionsabteilung aufgebaut, die es hinsichtlich Erfahrung und Mitarbeiterzahl mit den etablierten Teams aufnehmen kann." Dies werde in der Finesse der Konstruktion des neuen CT01 deutlich.

Im nächsten Schritt plant man bei Caterham daher, den Teams Williams, Sauber und Toro Rosso das Fürchten zu lehren. "Wir sind nun keine Neulinge mehr", stellt Gascoyne klar. "Unser Ziel ist eine solide Saison, mit der wir die Basis für die Zukunft zu legen." Die dafür nötigen neuen Sponsoren würden "im Zuge einer gesteigerten Performance von selbst kommen", wie der Caterham-Chefingenieur glaubt.

Teamchef Tony Fernandes hatte bereits im Sommer 2011 angekündigt, dass er im Falle eines regelmäßigen Fernbleibens aus Q2 vor weiteren personellen Veränderungen nicht zurückschreckt. In diesem Zusammenhang bezeichnete der Malaysier auch seine eigene Anstellung im Team als alles andere als sicher.