• 11.06.2010 15:07

  • von Dieter Rencken

Button: "Red Bull sind die Favoriten"

McLaren-Fahrer Jenson Button über das Rennen in der Türkei, seine Aussichten für den Grand Prix in Kanada und seine Begegnung mit der Queen

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button erlebte in den vergangenen Wochen einige besondere Augenblicke: Unmittelbar nach seinem zweiten Platz beim Großen Preis der Türkei wurde der britische Rennfahrer im Buckingham Palace vorstellig, wo er von der Queen mit einer Auszeichnung bedacht wurde. Wie er sich in der Gegenwart seiner Königin fühlte, was ihm diese Ehrung bedeutet und welche Ziele er in Montréal hat, erklärt der 30-Jährige in seiner ausführlichen Medienrunde vor dem Grand Prix von Kanada.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button ist guter Dinge - und will in Kanada einmal mehr Red Bull ärgern...

Frage: "Jenson, in der Türkei hast du einmal mehr viele Punkte abgegriffen. Aber was ist im Rennen eigentlich zwischen dir und Lewis vorgefallen? Es gab in der Zwischenzeit auch eine Diskussion um die Funksprüche im Team. Was hat man dir vor dem Manöver gesagt?"
Jenson Button: "Man sagte mir, dass ich Benzin sparen sollte. Genau das haben wir seit etwa Runde 20 getan. Das Team gab mir eine Richtzeit vor."#w1#

"Das passierte vor Runde 46 und bevor ich einen Angriff auf Lewis wagte. Man bat mich, eine Zeit von 1:31 Minuten zu fahren. Das tat ich. In der Runde, in der ich mein Manöver setzte, brauchte ich 1:31.9 Minuten. Ich habe also nicht aufgedreht, sondern war sogar langsamer unterwegs. Das ist alles."

Frage: "Du hast also nicht erfahren, dass Phil gegenüber Lewis versichert hat, dass du ihn nicht überholen würdest?"
Button: "Nein. Das hätte man sicherlich im Funk gehört, wenn es denn stimmen würde."

"Wir haben zwar Sprit gespart, aber befanden uns natürlich noch immer in einem Rennen." Jenson Button

Frage: "Wie bewertest du diese Situation, in der Lewis davon überzeugt war, du würdest nicht angreifen? Warst du überrascht davon?"
Button: "Ich denke, das war ein Missverständnis. Offensichtlich hat man Lewis etwas gesagt, was nicht zu dem gepasst hat, was man mir durchgegeben hatte. Wir haben zwar Sprit gespart, aber befanden uns natürlich noch immer in einem Rennen."

"Unsere Vorgabe war eine Zeit von 1:31 Minuten und ich glaube, Lewis brauchte 1:33 Minuten oder etwas ähnliches. Vor dir ist einer also etwas langsamer unterwegs. Du bist dir nicht sicher, was genau da vor sich geht, weil du den Grund dafür nicht kennst. Wir sparen Benzin und haben eine vorgegebene Rundenzeit."

"Diese kann man recht einfach umsetzen. Also setzte ich zum Überholmanöver an. Es war ein tolles Duell. Ich hatte viel Spaß dabei. Gerade, weil wir uns gegenseitig sehr schätzen. Das macht es zu etwas Besonderem. Ich habe mit Lewis darüber gesprochen. Auch er hatte seinen Spaß."¿pbvin|512|2812|kanada|0|1pb¿

Button versichert: Bei McLaren kracht's nicht

Frage: "Wie hat dir das Rennen in der Türkei insgesamt gefallen?"
Button: "Nach dem Grand Prix gab es einige Kontroversen, doch das Rennen an sich war klasse. Schon auf der ersten Runde hatte ich ein schönes Duell mit Michael. Ich musste unbedingt an ihm vorbei, sodass ich mit den drei anderen schnellen Autos kämpfen konnte. Anschließend hatte ich noch besagten Zweikampf mit Lewis."

"Das Rennen war aus meiner Sicht also sehr unterhaltsam. Wir brauchen mehr solcher Rennen. Wir hatten in diesem Jahr schon einige großartige Grands Prix, manche waren weniger prickelnd. Unser Auftritt in der Türkei war für mich ein besonders spaßiges Rennen. Das Zuschauen hat sicherlich auch viel Spaß gemacht."

"Mit deinem Teamkollegen willst du natürlich nicht kollidieren." Jenson Button

Frage: "Wie wird sich das Teamduell zwischen dir und Lewis in Kanada gestalten? Lässt man euch weiterhin frei fahren oder habt ihr eine 'Zweikampf-Sperre' erhalten? Nicht, dass es noch eine Neuauflage des Red-Bull-Crashs gibt..."
Button: "Mit deinem Teamkollegen willst du natürlich nicht kollidieren - abgesehen davon, dass du ohnehin keine Unfälle haben möchtest."

"Dieses Team will Weltmeister werden. Dieses Ziel könnte McLaren gar nicht haben, wenn sie nicht wollten, dass wir Rennen fahren. Genau das werden wir an diesem Wochenende wieder tun. In einer solchen Situation sollten sich alle Teams wiederfinden."

"Wir sind schließlich hier, um ein Rennen zu bestreiten. Unfälle sollten zwar eigentlich nicht passieren, doch sie kommen hin und wieder nun eben doch vor. Das musst du hinter dir lassen und weitermachen. Ich freue mich auf dieses Wochenende. Hoffentlich können Lewis und ich wieder an der Spitze mitmischen und erneut ein Duell austragen."

Die Qualifikation als Schwachpunkt

Frage: "Kanada könnte ein sehr gutes Pflaster für McLaren sein. Was erwartest du dir vom Rennen in Montréal? Wie stark kann McLaren hier auftreten?"
Button: "Dieser Kurs sollte unserem Auto sehr gut entgegen kommen - vor allem aufgrund der langen Geraden. Technisch gesehen dürften wir richtig stark sein. Red Bull ist hingegen speziell in schnellen Kurven prima unterwegs, weil sie eine gute Aerodynamik haben."

"Nur: In Kanada gibt es keine schnellen Kurven. Sie werden aber sicherlich versuchen, den F-Schacht zum Funktionieren zu bringen. Dieses System dürfte auch hier wieder ein Vorteil sein, wie schon in der Türkei. Im vergangenen Jahr hatten sich auf Strecken, bei denen es auf mechanischen Grip ankam, so ihre liebe Not."

"Wir dürften zu ihnen aufgeschlossen haben." Jenson Button

"In Kanada sollte Red Bull aber doch ziemlich konkurrenzfähig sein. Ich hoffe nicht, dass sie wieder einen solchen Vorteil haben werden, wie in der Qualifikation in der Türkei. Wir dürften zu ihnen aufgeschlossen haben. Wenn wir es im Zeittraining mit ihnen aufnehmen können, dann sollten wir auch ein gutes Rennen haben."

Frage: "Was braucht es in Montréal, um richtig schnell zu sein und um ein erfolgreiches Wochenende zu haben?"
Button: "Ich denke, die Bedingungen werden dieses Mal eine große Rolle spielen. Es wird darum gehen, alle Verhältnisse genau zu verstehen. Am Sonntag könnte es regnen. In diesem Fall kann freilich alles Mögliche passieren."

"Für uns ist wichtig, ruhig zu bleiben und das Programm abzuarbeiten. Wir müssen uns einigen technischen Veränderungen widmen und auch sehen, wie schnell wir auf den Geraden sein können. Ich bin mir sicher: Die Teams werden hier mit unterschiedlichen Abtriebsniveaus unterwegs sein."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis der Türkei


"Einfach aus dem Grund, weil man sich eben gewisse Gedanken hinsichtlich des Wetters am Sonntag macht. Wir müssen einfach schauen, wo wir am Samstag stehen. Lasst uns die Ruhe bewahren. Wir sollten uns von den anderen nicht verrückt machen lassen."

Button hält Red Bull für die Spitzenreiter

Frage: "Machst du dir Sorgen um deine Leistung in der Qualifikation? Bisher konntest du noch nicht in die Top 3 vordringen..."
Button: "Naja, so oft stand Lewis ja nun auch wieder nicht derart weit vorne. Bei den jüngsten Rennen lag ich jeweils ein bis zwei Zehntel hinter Lewis, weil er in der Qualifikation den besseren Job gemacht hatte. Ich muss mich also noch ein kleines bisschen steigern."

"Mit dem Auto bin ich zufrieden. Beim letzten Rennen hatten wir einige Teile am Fahrzeug, mit denen ich deutlich besser zurecht kam. In Q3 drehte sich Michael aber leider unmittelbar vor mir. Mit meiner diesjährigen Leistung bin ich bislang sehr zufrieden. Wir wollen uns allerdings natürlich immer steigern."

"Ich hoffe auf trockenes Wetter. Wir wollen schließlich wissen, wo wir mit dem Auto stehen." Jenson Button

"Ich will mich in Kanada gut qualifizieren, weil ich die Strecke sehr mag. Gewonnen habe ich hier zwar noch nie, konnte aber immerhin schon einmal in die Top 3 vordringen. Ich freue mich schon darauf, in Montréal zu fahren. Ich hoffe auf trockenes Wetter. Wir wollen schließlich wissen, wo wir mit dem Auto stehen."

Frage: "Seit deinem bis dato letzten Besuch in Montréal hat sich einiges für dich verändert..."
Button: "Allerdings. Als ich zum letzten Mal hier war, hatte ich kein besonders konkurrenzfähiges Auto. Jetzt habe ich aber ein sehr konkurrenzfähiges Fahrzeug. Ich denke, das konnten wir beim jüngsten Rennen in der Türkei durchaus unter Beweis stellen."

"Hoffentlich können wir es mit Red Bull aufnehmen. Dieser Kurs könnte uns einen Tick besser liegen. Ich bin diesbezüglich guter Dinge. Generell freue ich mich, wieder in Montréal zu sein - auch wenn das Wetter gerade nicht der Hit ist. Der Grand Prix von Kanada ist immer ein tolles Rennen und die Atmosphäre ist oberklasse. Ich freue mich auf besseres Wetter und ein gutes Ergebnis."

Frage: "Die Rennen in Montréal sind immer besonders turbulent und actionreich. Könnte dieser Grand Prix einen Wendepunkt darstellen, wo die Gesamtwertung derzeit doch so eng beisammen ist?"
Button: "Jedes Rennen ist wichtig. Ich denke nicht, dass man einen Event als für den weiteren Saisonverlauf besonders bedeutsam herausgreifen kann. Ich freue mich auf dieses Rennen. Das Wichtigste ist, dass wir uns verbessern und auf Red Bull aufholen."

"Hoffentlich können wir sie an diesem Wochenende herausfordern." Jenson Button

Frage: "Siehst du dich und McLaren an diesem Wochenende in der Favoritenrolle?"
Button: "Noch haben wir Red Bull in der Qualifikation nicht geschlagen. Sie sind also noch immer die Favoriten - speziell auf die eine schnelle Runde. Wir liegen unmittelbar dahinter. Hoffentlich können wir sie an diesem Wochenende herausfordern."

Frage: "Verliert man mit der Zeit die Fähigkeit zu überholen, wenn man zu lange von der Pole-Position aus vorneweg gefahren ist?"
Button: "Nein, keineswegs. Das ist eine Frage des Instinkts. Außerdem macht man das ja schon seit so vielen Jahren - in verschiedenen Rennserien und natürlich auch in der Formel 1. Du vergisst also nicht, wie man überholt. Ganz sicher nicht."

Zu Gast im Buckingham Palace

Frage: "Du hast vor Kurzem eine Ehrung durch die britische Königin erfahren. Beschreibe uns, wie es dir dabei ergangen ist..."
Button: "Das war ein erstaunliches Erlebnis. Ich war schon die ganze Zeit über aufgeregt, weil ich ja wusste, dass ich der Königin begegnen würde. Das war eine überaus besondere Erfahrung. Ich wurde mit einem MBE ausgezeichnet und bin nun also ein Member of the British Empire - aufgrund meiner Errungenschaften in der Formel-1-Saison 2009."

"In den Buckingham Palace zu gehen und gemeinsam mit vielen verdienten Personen, die einiges für ihr Land getan haben, eine solche Ehrung entgegen zu nehmen, war großartig. Ich fühlte mich etwas fehl am Platze, wenn man das Engagement dieser Leute bedenkt."

"Das ist eine Privatsache. Sie wusste aber recht viel über die Formel 1." Jenson Button

Frage: "Man konnte diese Szenen im Fernsehen verfolgen. Die Queen hat sich recht lange mit dir unterhalten. Über was habt ihr gesprochen?"
Button: "Das ist eine Privatsache. Sie wusste aber recht viel über die Formel 1. Man hat sie wohl sehr gut unterrichtet. Es war angenehm, mit ihr zu sprechen. Sie ist eine nette Person. Es war ein schöner Moment, der sich etwas länger anfühlt, als er eigentlich war."

"Man macht sich ja auch vorab so seine Gedanken, was man sagen möchte. Dann steht die Königin aber schließlich vor dir und lächelt dich an. Und plötzlich weißt du gar nichts mehr. Ich bin ja normalerweise nicht auf den Mund gefallen. Sie hat mich dann aber angesprochen und wir haben uns nett unterhalten."

Frage: "Meinst du, die Queen hat verfolgt, wie du im vergangenen Jahr den Titel geholt hast?"
Button: "Das will ich doch hoffen. Einige Mitglieder der königlichen Familie sind wohl recht begeistert vom Rennsport. Es ist ein schöner Gedanke, dass sie mein Abschneiden 2009 verfolgt haben könnte. Abgesehen davon war es eine schöne Geschichte, bei der Queen zu sein. Auch für meine Eltern, die ebenfalls mit dabei waren. Das war ein besonderer Tag für unsere gesamte Familie."

Frage: "Hat sie dir etwas für den restlichen Saisonverlauf mit auf den Weg gegeben?"
Button: "Ja."