Button: Teamrivalität als McLaren-Vorteil

Weltmeister Jenson Button sieht die teaminterne Rivalität mit Lewis Hamilton als Vorteil für sein McLaren-Team und fühlt sich nicht nur in Sachen Material gleich behandelt

(Motorsport-Total.com) - Es ist ein Balanceakt: Einerseits braucht ein Team zwei starke Piloten, die sich gegenseitig ans Limit treiben, um das volle Potenzial des Autos zu entfalten. Andererseits kann sich eine übertriebene Stallrivalität äußerst destruktiv auswirken, wie die Red-Bull-Kollision zwischen Mark Webber und Sebastian Vettel in Istanbul gezeigt hat.

Titel-Bild zur News: Jenson Button, Lewis Hamilton

Viel Respekt, aber auch Härte im Zweikampf: Button und Hamilton

Kurioserweise hieß es vor der Saison, dass Red Bull von der stabilen Fahrerpaarung profitieren werde und es bei McLaren mit zwei Weltmeistern im Team nur eine Frage der Zeit sei, bis es zum großen Crash zwischen Jenson Button und Lewis Hamilton kommt. Doch davon kann nicht die Rede sein - das bewiesen die beiden in der Türkei, als sie sich zwar hart bekämpften, aber keine Kollision riskierten.#w1#

Unterschiedliche Wahrnehmung bei Button und Alonso

Jenson Button ist der Ansicht, dass eine teaminterne Konkurrenzsituation eine befruchtende Wirkung hat: Würde man Sebastian Vettel jetzt zur Nummer eins machen, "würde man damit beiden schaden". Als Musterbeispiel nennt der Weltmeister sein eigenes Team: "Ich weiß zu hundert Prozent, dass wir gleich behandelt werden. Und damit meine ich nicht in Bezug auf das Material, sondern wie sich die Leute im Team verhalten."

"Ich weiß zu hundert Prozent, dass wir gleich behandelt werden - nicht nur in Bezug auf das Material." Jenson Button

Eine interessante Aussage, zumal es diesbezüglich vor Jahren ausgerechnet bei McLaren massives Konfliktpotential gab. 2007 bestätigte der damalige McLaren-Teamchef Ron Dennis zwar stets, dass Fernando Alonso das gleiche Material wie Team-Liebling Lewis Hamilton bekomme, doch der stolze Spanier fühlte sich vor allem menschlich sträflich im Stich gelassen.

Buttons starker Saisonstart als Schlüssel

Eine Situation, die Jenson Button im Teammatch mit Lewis Hamilton fremd ist: "Meine Mechaniker wollen, dass ich gewinne und seine wollen, dass er gewinnt. Dieser interne Kampf ist wirklich spannend, aber er geht nicht zu weit. So soll es sein - und es funktioniert gut für uns." Dass der Brite nach sieben Rennen bei McLaren dermaßen entspannt in die Zukunft blicken kann, geht durchaus auch auf seine Kappe. Alex Wurz hatte vor der Saison prophezeit: "Schafft es Jenson in den ersten sechs Rennen nicht, Lewis Hamilton zu schlagen, dann ist seine Zeit abgelaufen." Dass er nun im WM-Klassement vor seinem Teamkollegen liegt, hätte wohl kaum jemand erwartet.

Sogar Buttons WM-Chancen sind nach mehr als einem Saisondrittel absolut intakt. Wir es am Ende auf ein Titelduell gegen Lewis Hamilton hinauslaufen? Der 30-Jährige winkt ab: "Man kann sicher nicht sagen, dass es sich zwischen Lewis und mir entscheiden wird, so viel kann noch passieren. Hätte man mit Red Bull nach dem Rennen in Monaco gesprochen, dann hätten sie mit einem Spaziergang gerechnet, weil der Abstand so groß war. In der Türkei haben wir bewiesen, dass wir gleich schnell, wenn nicht schneller sind, obwohl wir uns im Qualifying verbessern müssen."

Button rechnet mit Materialschlacht um WM-Krone

Auch beim Grand Prix von Kanada sind die McLaren-Piloten stark einzuschätzen - der Circuit Gilles Villeneuve kommt den mit dem F-Schacht-System ausgerüsteten silbernen Boliden entgegen. Das weiß auch Button: "Wir sollten hier schnell sein. Der Kurs ist sehr schnell, doch das ist kein Ort, der auch nur den kleinsten Fehler verzeiht, weil die Betonmauern so nahe sind. Deswegen ist dieses Wochenende immer unberechenbar."

"Red Bull bringt bei jeden Rennen neue Teile und verbessern sich ständig. Es wird also darauf ankommen, ob wir mithalten können." Jenson Button

Danach beginnt laut dem Weltmeister die Materialschlacht gegen Red Bull: "Sie bringen bei jedem Rennen neue Teile und verbessern sich ständig. Es wird also darauf ankommen, wieviele Updates man bringen kann, um ständig um Siege kämpfen zu können und nicht den Anschluss zu verlieren."