Button-Ingenieur: "Sind mit Platz zwei nicht glücklich"
Andrew Shovelin im Interview über den heiß ersehnten ersten Sieg und wie BAR über die Zuverlässigkeit Renault schlagen will
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Die Saison dürfte all eure Erwartungen übertroffen haben, schließlich fährt Jenson regelmäßig auf das Podium und er liegt an dritter Stelle der Fahrerwertung."
Andrew Shovelin: "Absolut. Niemand hätte mit einem so guten Start gerechnet. Sobald man aber solche Resultate einfährt, steigen die Erwartungen und Ambitionen. Jetzt wollen wir unseren ersten Sieg. Obwohl wir glücklich sind mit dem Erreichten, haben wir immer schon den nächsten Schritt im Visier."

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Hauptkriterium bei BAR-Honda ist, die Zuverlässigkeit rasch zu verbessern
Frage: "Woher soll dieser nächste Schritt kommen?"
Shovelin: "Wir arbeiten hart an der Verbesserung des Autos, die Fahrer arbeiten daran, alles aus sich herauszuholen, und wir arbeiten immer eng mit Michelin zusammen, um die Reifen zu verbessern. Um ganz ehrlich zu sein waren wir ein bisschen enttäuscht, nicht als erstes Michelin-Team ein Rennen in diesem Jahr gewonnen zu haben, denn wir dachten, das hätten wir drauf. Hoffentlich sind wir aber das nächste Michelin-Team, dem das gelingen wird."#w1#
Podestplätze werden für BAR "immer weniger aufregend"
Frage: "Vielleicht schon in Kanada oder Amerika?"
Shovelin: "Das Problem ist, dass Ferrari und Bridgestone im Moment sehr stark sind. Wir betrachten aber jedes Rennen als neue Gelegenheit und haben für diese beiden Rennen wieder Verbesserungen in petto, also können wir uns hoffentlich klar von den anderen Michelin-Teams abheben und Ferrari unter Druck setzen. Ich will nicht überheblich klingen, aber das unterste Treppchen des Podiums wird immer weniger aufregend, nicht mehr so, wie es beim ersten Mal in Malaysia war. Wir wollen diesen ersten Sieg und gehen jedes Rennen fokussiert an, um es zu schaffen. Podestplätze sind okay, aber wir geben nicht eher nach, bis wir beginnen, Rennen zu gewinnen."
Frage: "Wie hat sich Jenson verändert, seit er bei BAR-Honda zum Teamleader geworden ist?"
Shovelin: "Er hat sich gut eingewöhnt. Als Jacques noch bei uns war, hat er sich manchmal ein bisschen zurückgelehnt, aber jetzt hat er sich bewundernswert zum Teamleader gemausert. Er war das ganze Jahr bis jetzt konstant und ist dabei sehr entspannt."
Frage: "Welche Aufgaben beinhaltet deine Position als leitender Renningenieur?"
Shovelin: "Mir ist Jensons Auto über und dementsprechend trage ich dafür auch die Verantwortung. Aus ingenieurstechnischer Sicht bedeutet das das Reifen-Management, Rennstrategie, Setup und Datenanalyse. Der Renningenieur ist dafür verantwortlich, gemeinsam mit dem Fahrer das bestmögliche Resultat für das Team zu erreichen."
Frage: "Gebt ihr euch als Team mit dem dritten Platz hinter Ferrari und Renault zufrieden oder ist der zweite Platz ein realistisches Ziel?"
Shovelin: "Eine Saison macht keinen Spaß, wenn man nicht etwas hat, worum man kämpfen kann. Ganz klar, Renault ist ein starker Konkurrent, aber wir können zu ihnen aufschließen und sie überholen. Unser Auto ist schneller als das von Renault und das Fragezeichen ist nur die Zuverlässigkeit und mit beiden Autos gute Resultate zu erreichen. Den dritten Platz würden die meisten als brauchbare Leistung einstufen, aber wir sind nicht glücklich, wenn wir nicht Zweiter werden."
Ferrari und Renault in punkto Standfestigkeit "fast unfehlbar"
Frage: "Jenson hatte bisher in dieser Saison perfekte Standfestigkeit. Damit musst du zufrieden sein, oder?"
Shovelin: "Ja. Die Tatsache, dass wir in jedem Rennen Punkte geholt haben - und in manchen gute Punkte -, ist ein Hauptfaktor für seine Position in der Meisterschaft. Leider Gottes konnte Taku in ein paar Rennen nicht punkten. Man braucht Zuverlässigkeit, wenn man sich mit Teams wie Ferrari und Renault messen will, die in diesem Punkt fast unfehlbar sind. Wenn man nicht genauso gut ist, ist es nicht gut genug. Daran arbeiten wir sehr hart, denn wir wissen, dass das der Bereich ist, aus dem unsere Resultate kommen können - vielleicht mehr als aus verbessertem Speed."
Frage: "Was könnt ihr unternehmen, um öfter beide Autos ins Ziel zu bringen?"
Shovelin: "Wir investieren immer mehr Arbeit in die Testfahrten und die Überprüfungen vor jedem Rennen. Auch Honda strengt sich in diesem Bereich sehr an. Man kann nie zu viel testen und es sind meistens unübliche Defekte, die dich aus einem Rennen werfen. Das Fahren auf einer andersartigen Strecke unter andersartigen Bedingungen kann einzigartige und unvorhersehbare Defekte hervorrufen. So etwas kommt immer wieder vor. Wir haben uns da verbessert, aber die Top-Teams bewegen sich in der Nähe der Perfektion, was das angeht. Noch vor ein paar Jahren sind alle ständig ausgeschieden, da haben die Teams gar nicht erwartet, beide Autos ins Ziel zu bringen. Das ist jetzt aber nicht mehr der Fall. Wie gesagt, wir haben uns stetig verbessert, aber die anderen Teams auch."
Frage: "Wie sehr hilft es, dass ihr für Anthony Davidson am Freitag ein zusätzliches Chassis einsetzen könnt?"
Shovelin: "Wir sind offensichtlich in einer sehr glücklichen Position, über dieses dritte Auto zu verfügen - umso mehr, als wir dieses Jahr neu mit Michelin zusammenarbeiten und noch viel zu lernen haben. Das ist ein Riesenvorteil. Anthony hat sich als Testfahrer wirklich weiterentwickelt. Er hat schon viele Kilometer abgespult, wird immer schneller und schneller und versteht auch technisch besser, was abläuft. Wir sind auch stark darin, dass unsere drei Fahrer sehr gut miteinander arbeiten. Dieses Jahr müssen wir zum Beispiel die Reifenwahl schon am Freitag treffen. Unsere Fahrer setzen sich dann am Abend ohne egoistisches Denken an einen Tisch und diskutieren die möglichen Optionen. Wir müssen aus Anthony das Maximum herausholen, solange wir diese Möglichkeit haben, um diesen Vorteil so gut wie möglich auszuschöpfen."

