• 30.05.2011 00:28

Button: "Es sah richtig gut aus..."

McLaren-Fahrer Jenson Button ist zufrieden mit Rang drei in Monaco, hadert aber ein bisschen mit der Safety-Car-Phase, die ihn vielleicht den Sieg kostete

(Motorsport-Total.com) - Von Startplatz zwei aus griff Jenson Button beim Großen Preis von Monaco nach dem Sieg, doch eine Safety-Car-Phase und eine Rennunterbrechung machten dem britischen Ex-Champion einen Strich durch die Rechnung. Statt dem Siegerpokal erhielt Button "nur" die Trophäe für Rang drei, kann sich damit aber arrangieren. Der 31-Jährige hadert allerdings ein bisschen damit, dass seine Strategie nicht aufging. In der Pressekonferenz schildert Button seine Eindrücke zum Monte-Carlo-Rennen.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button lag auf Kurs zum Sieg, landete letztendlich "nur" auf Rang drei

Frage: "Jenson, du kamst mit einer Dreistopp-Strategie auf Rang drei. Wie wäre das Rennen deiner Meinung nach ausgegangen, wenn es keine Unterbrechung gegeben hätte? Hat es Spaß gemacht?"
Jenson Button: "Nun, es machte ziemlich viel Spaß - zumindest für ein paar Runden, bis das Safety-Car zum ersten Mal auf die Strecke kam. Bis dahin sah es richtig gut aus."

"Wir hatten uns für eine Dreistopp-Strategie entschieden, denn im ersten Stint stand ich ein bisschen auf Kriegsfuß mit meinen Hinterrädern. Wir dachten eben, wir könnten Seb beim ersten Stopp überholen. Das gelang auch. Danach hatten wir eine richtig tolle Geschwindigkeit auf den superweichen Reifen. Als das Safety-Car herauskam, warf uns das aber zurück, denn wir hatten gerade unseren Boxenstopp absolviert."

"Seb blieb draußen. Es ist halt sehr schwierig, hier zu überholen. Wahrscheinlich muss man in Monaco immer mit einer Gelbphase rechnen, doch du hoffst natürlich, das tritt nicht ein, wenn du dreimal in die Box musst. Ich bin enttäuscht für mich und das Team, denn wir glaubten, eine echte Siegchance zu haben."

"Ich muss meinen Konkurrenten gratulieren, doch wir müssen nicht enttäuscht sein." Jenson Button

"Ich muss meinen Konkurrenten gratulieren, doch wir müssen nicht enttäuscht sein. Es war ein gutes Wochenende, aber die Jungs hätten etwas mehr verdient gehabt. Ich denke, wir boten eine gute Show für die Zuschauer hier in Monaco. Die gute Nachricht ist ohnehin, dass Witali (Petrow; Anm. d. Red.) okay ist."

Frage: "Wie hättest du vor dem Rennabbruch deine Chancen auf den Sieg eingeschätzt?"
Button: "Ziemlich hoch, um ehrlich zu sein. Nicht aufgrund des Überholens, sondern weil die zwei anderen miteinander im Clinch lagen. Es sah ganz danach aus, dass sie in den Leitplanken landen würden."

"Dieses Rennen zu gewinnen ist eine ziemlich große Nummer. Wir haben weniger zu verlieren als der Bursche an der Spitze der Gesamtwertung, auch wenn er einen großen Vorsprung hat. Es war ein interessantes Duell. Ich wartete einfach auf meine Chance und hätte dann zugeschlagen."

"Man weiß halt nie..." Jenson Button

"Fernando nahm sicherlich die ganze Fläche im Rückspiegel von Sebastian ein. In Kurve eins war er ein paar Mal ziemlich nahe dran. Das war auch in der letzten Kurve der Fall. Man weiß halt nie. In den zehn Schlussrunden hätte alles Mögliche passieren können, wenn es keine weitere Safety-Car-Phase mehr gegeben hätte."

Frage: "Als ihr bei der Unterbrechung auf der Zielgeraden warten musstet und bei Sebastian Vettel die Reifen gewechselt wurden, dachtest du da: 'Und da geht meine Chance dahin...'?"
Button: "Ich kannte die Regeln nicht einmal."

"Ich funkte ans Team: 'Er lässt seine Reifen wechseln. Das kann er doch nicht machen.' Das Team antwortete mir: 'Doch, er kann. Jeder kann neue Reifen holen.' Es war etwas frustrierend, denn da war mir bewusst, meine Chancen waren dahin. Zumal wir ja einen fliegenden Start hinter dem Safety-Car hatten."

Das Rennglück ist nicht auf Buttons Seite

Frage: "Es muss enttäuschend sein, die Siegchance just dadurch zu verlieren..."
Button: "Das überraschte mich. Ich wusste nicht, dass man nach einer roten Flagge neue Reifen ans Auto schrauben darf. Es veränderte das Rennen doch beträchtlich."

"Ich würde die Hintergründe dazu doch gerne kennen." Jenson Button

"Man plant doch immer, mit der Taktik so schnell wie möglich ans Rennende zu gelangen. Bei einer roten Flagge darfst du dann aber plötzlich neue Reifen fassen? Das ist seltsam. Meine Bemerkungen werden wohl kaum einen Unterschied ausmachen, aber ich würde die Hintergründe dazu doch gerne kennen."

Frage: "In einer Phase des Rennens sagte dir das Team per Funk, dass du an Sebastian Vettel vorbeigehen müsstest, um den Sieg zu holen. Zwei Runden später gingst du in die Box. Kannst du erläutern, wie es zu dieser Entscheidung kam?"
Button: "Um ehrlich zu sein: Ich kann mich an die Vorgänge gar nicht mehr erinnern. Ich weiß noch, dass ich aufholte."

"Ich war auf der superweichen Mischung unterwegs und Sebastian hatte im zweiten Stint die härteren Pneus am Auto. Das Team sagte mir, ich müsste ihn überholen. Ich dachte erst, dass es eine seltsame Aufforderung war. Ich dachte, er würde eh noch einmal stoppen, also könnten wir ihm ja zuvorkommen. Das war ein großartiger Plan, nur kamen sie eben nicht herein."

"Wir manövrierten uns dadurch in eine schwierige Situation, denn wir waren zum dritten Mal auf superweichen Reifen unterwegs, als das Safety-Car herauskam. Wir mussten also noch einmal stoppen und uns die härtere Variante abholen. Das Rennen war schwierig zu lesen. Ich hätte nicht erwartet, dass Sebastian oder Red Bull so lange mit den härteren Reifen würden fahren können."

"Das Team hat sich bei der Strategie wirklich etwas einfallen lassen." Jenson Button

"Wir müssen uns die Daten noch einmal genau ansehen, um herauszufinden, was geschah. Ich kann mich an den Großteil des Rennens nämlich gar nicht mehr erinnern. Die Autos funktionierten hier aber prima. Das Team hat sich bei der Strategie wirklich etwas einfallen lassen, doch leider ging es sich für uns nicht aus."

Frage: "Hättest du ohne den Safety-Car-Einsatz gewonnen?"
Button: "Ich weiß es wirklich nicht. Es lag noch eine große Distanz vor uns. Die superweichen Reifen fühlten sich sehr gut an. Im zweiten Stint konnte ich einen großen Vorsprung herausfahren."

"Wir wussten aber nicht, was unsere Rivalen bei der Strategie planten. Ich ging ursprünglich davon aus, Sebastian würde zweimal hereinkommen. Wir wollten es einfach ein bisschen anders machen. Ich weiß nicht. Es macht keinen Sinn, diese Frage mit 'ja' oder 'nein' zu beantworten. Wir siegten nicht und Sebastian gelang es. Punkt."

"Wir leisteten dennoch großartige Arbeit und es lief einfach nicht für uns. So ist das in Monaco. Es gibt hier halt Safety-Car-Phasen. Es ist sicherer, weniger Boxenstopps zu machen. Wir mussten aber etwas mehr Risiken eingehen, denn das hier ist Monaco und Überholen ist nicht möglich. Wir mussten etwas anders machen."¿pbvin|512|3732||0|1pb¿

Glück und Pech liegen eng beisammen

Frage: "Würdest du dein Abschneiden in Monaco als unglücklich bezeichnen?"
Button: "Ich weiß nicht, ob man es unglücklich nennen kann. Wir entschieden uns halt für diese Strategie und in Runde 15 hielten wir sie für die richtige Taktik."

"Dieses Gefühl hielt lange an. Wir konnten einen Vorsprung herausfahren, obwohl wir Verkehr hatten. Es war toll, dass ich mich von diesen Jungs absetzen konnte. Das Auto fühlte sich prima an und ich hoffte, es würde so weitergehen. Das Safety-Car brachte die Dinge aber ein bisschen durcheinander."

"Rückblickend hätten wir dabei vielleicht die härteren Reifen aufziehen sollen." Jenson Button

"Rückblickend hätten wir dabei vielleicht die härteren Reifen aufziehen sollen. Zu diesem Zeitpunkt war die Gelbphase aber noch nicht da, denn sie begann erst in der Runde nach meinem Boxenstopp. Es lief einfach nicht für uns. Das ist enttäuschend, denn wir machten keinen Fehler. So läuft es aber manchmal in Monaco. Es machte Spaß."

"Ich hatte meine Freude an diesem Rennen. Vor allem daran, einen Vorsprung auf diese Jungs herauszufahren und sie am Ende vor mir herzujagen. Ich hatte viel Spaß beim Zuschauen, wo ich doch der dritte Wagen war. Überholen ist aber sehr schwierig, denn das zweite Auto kann den verstellbaren Heckflügel ebenfalls nutzen. Ich wartete einfach auf eine Chance."

"Entweder es würde klappen oder beide würden in der Mauer stranden - darauf wartete ich. So weit kam es aber nicht. Wichtig ist ohnehin, dass Witali okay ist. Wir hatten an diesem Wochenende zwei große Unfälle und in beiden Situationen kamen die Piloten im Prinzip unverletzt davon. Das ist schön zu sehen. Der ganze Schlammassel ereignete sich direkt vor uns."

"Wir hatten uns mehr erhofft." Jenson Button

"Wir rasten durch die Tabac-Kurve und die Schwimmbad-Passage, also war das nicht ohne, denn wir folgten einander dichtauf. Es war schwierig, die Scheitelpunkte der Kurven zu sehen. Wir lagen so dicht beieinander und überall lagen Trümmerteile. Ich traf einige dieser Elemente, aber es machte nichts. Wir hatten uns dennoch mehr erhofft."

Frage: "Vor zwei Jahren befandest du dich genau in der gleichen Situation wie Sebastian Vettel in dieser Saison. Du hattest fünf der ersten sechs Rennen gewonnen. Wir groß war deine Zuversicht im Hinblick auf den Titelgewinn nach dem Monaco-Rennen?"
Button: "Ich dachte nicht wirklich an den Titel. Ich dachte vielmehr daran, mit einigen Freunden auf ein paar Drinks zu gehen."

"Ich wünschte, ich könnte mich daran erinnern. Es war wohl ein Glas zu viel dabei. Ich denke, wir alle nehmen es ein Rennen nach dem anderen. Wir alle sagen das und ich denke, es stimmt auch. Sebastian hat im Augenblick einen großen Vorsprung. Hinter ihm schauen alle auf den Punkteabstand und halten ihn für riesig. Als Spitzenreiter denkst du aber immer nur von Rennen zu Rennen."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Monaco


"Du feierst deinen Sieg, so wie es Sebastian machte. Irgendwann später in der Saison beginnst du damit, an den Titel zu denken. Im Moment ist er sehr schnell, fährt ein schnelles Auto und bringt es auf die Reihe. Er braucht jetzt nicht an den Titel zu denken. Ich wünschte nur, er würde es tun und Fehler machen. Das ist aber nicht der Fall."

Red Bull kann die Spitzenposition behaupten

Frage: "Hat Red Bull 2011 einen größeren Vorsprung auf die anderen Autos als Brawn 2009?"
Button: "Im Rennen weiß ich es nicht zu sagen, doch in der Qualifikation ist das der Fall. Dort macht Sebastian in diesem Jahr einen tollen Job."

"Angesichts der Abstände im Zeittraining würde ich aber behaupten, dass wir so etwas schon seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen haben. Wir geben unser Bestes mit dem uns zur Verfügung stehenden Material. In Barcelona lag Red Bull aber eine Sekunde vor dem besten anderen Auto. Ja, das ist eine große Lücke. Die Qualifikation ist jedoch nicht alles."

"Im Renntrimm sind wir recht nahe an ihnen dran." Jenson Button

"Das trifft vor allem in diesem Jahr zu. Im Renntrimm sind wir recht nahe an ihnen dran. In Monte Carlo kämpften drei unterschiedliche Autos um den Sieg. Wir hatten drei unterschiedliche Taktiken und kamen doch so kurz hintereinander ins Ziel. Wir können Rennen fahren und um Siege kämpfen, was großartig ist. Wir befinden uns aber im Hintertreffen und müssen uns verbessern."

Frage: "Was rechnest du dir für die kommenden Rennen aus?"
Button: "Wenn du hier schnell bist, kannst du normalerweise auch beim nächsten Rennen ein gutes Tempo vorlegen. Du brauchst eine gute Effizienz. In Kanada kommt es auf mechanischen Grip an. Es gibt viele lange Geraden, doch wir haben die Leistung."

"Im vergangenen Jahr waren wir dort sehr schnell - vor allem mein Teamkollege. Es ist der Ort, an dem wir damit beginnen müssen, Punkte gutzumachen. Wir hatten gedacht, Sebastian hier ein Schnippchen schlagen zu können. Das klappte nicht. Die Gründe dafür müssen wir nun herausfinden, damit wir im nächsten Rennen erneut kämpfen können."

"Es ist der Ort, an dem wir damit beginnen müssen, Punkte gutzumachen." Jenson Button

Frage: "Ist es möglich, Red Bull einzufangen?"
Button: "In der Qualifikation im Moment sicherlich nicht. Um die Entwicklungen für einen solchen Abstand zu finden, bräuchte man sicherlich fünf bis sechs Rennen."

"Sie werden aber ebenfalls nicht stillstehen. Im Zeittraining wird es also weiterhin schwierig. Im Rennen können wir sie herausfordern. Und nicht nur wir, wie wir gesehen haben. Ferrari ist ebenfalls da. Wir können mit ihnen kämpfen, sind aber schon samstags im Hintertreffen, weil wir hinter ihnen losfahren."