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Alonso und Button: Von Vettel in Schach gehalten

Fernando Alonso wollte Sebastian Vettel im Finish unbedingt attackieren ("Er hat viel mehr zu verlieren als ich") - Jenson Button nach Führung "enttäuscht"

(Motorsport-Total.com) - 19 Runden lang saß Fernando Alonso im Genick von Sebastian Vettel, 16 Runden lang mischte auch Jenson Button den "flotten Dreier" an der Spitze des Monaco-Grand-Prix auf - aber am Ende verhinderte ein schwerer Unfall samt Rennunterbrechung einen möglichen Showdown. Für diesen hatten die Vettel-Verfolger mit deutlich frischeren Reifen gerade gerüstet.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso und Jenson Button

Knapp geschlagen: Fernando Alonso und Jenson Button nach dem Rennen

Denn während Vettels Satz Soft-Pirellis schon seit der 16. Runde drauf war, hatte Alonsos letzter Stopp in der 34. und Buttons sogar erst in der 48. stattgefunden. Dementsprechend geriet der Führende zunehmend unter Druck: Alonso machte binnen weniger Runden sechs Sekunden Rückstand zunichte, Button hobelte innerhalb von 14 Runden sogar fast 20 Sekunden weg, ehe er sich in Alonsos Heck positionierte.

Alonso hatte eine Attacke vor

Speziell Alonso machte in jener Phase einen entschlossenen Eindruck: "Nun, du weißt nie, was am Ende rauskommt, aber ich war hundertprozentig bereit, es zu versuchen", schildert der Spanier. "Er hatte in den letzten zehn Runden mehr Probleme mit den Reifen. Wir haben ab dem Boxenstopp meine Reifen geschont, also war gegen Rennende unsere Zeit, um zu attackieren. Aber diese letzten zehn Runden kamen wegen der roten Flagge nicht."

Sein Problem: Aus der Zielkurve heraus hatte er die schlechtere Traktion als Vettel, sodass der Red Bull ausgerechnet vor der DRS-Zone immer Vorsprung hatte. Alonso unterstreicht aber: "Ich war bereit, ihn anzugreifen. Hier ist das schwierig, weil nicht viel Platz ist - wenn du es versuchst, stehen die Chancen 50:50 zwischen einem Überholmanöver und einer Kollision. So ist Monaco. Er führt in der Weltmeisterschaft und hat viel mehr zu verlieren als ich, also wollte ich es versuchen."

Der Dreikampf hatte es in sich, zu ernsthaften Attacken kam es aber zehn Runden lang nicht. Vettel konnte sich dank guter Traktion und cleverer Fahrweise trotz der eigentlich schlechtesten Pace routiniert verteidigen, sodass Alonsos DRS-Vorteil nie richtig zum Tragen kam. Bei Button war die Traktion in der Zielkurve dank der neuesten Reifen in Ordnung, dafür hatte er gegenüber Alonso aber de facto keinen DRS-Vorteil - Vettels Windschatten sei Dank.


Fotos: Großer Preis von Monaco, Sonntag


Dabei sah Button schon wie der mögliche Sieger aus, als er in der 17. Runde die Führung übernahm und bis zu seinem zweiten Boxenstopp in Runde 33 fast 20 Sekunden Vorsprung auf Vettel herausfuhr. "Es hat einige Runden lang Spaß gemacht, bis das erste Safety-Car rauskam. Es sah wirklich gut aus", seufzt er. "Ich bin für das Team und für mich selbst enttäuscht, denn ich glaube, wir hatten eine echte Chance, hier zu gewinnen."

Button: Probleme mit den Reifen

"Wir haben drei Stopps gemacht, weil ich im ersten Stint Probleme mit den Hinterreifen hatte. Wir dachten, wir könnten beim ersten Stopp an Seb vorbeigehen, was uns auch gelungen ist. Dann hatten wir auf dem Supersoft-Reifen eine sehr gute Pace", analysiert er. Die Wende brachte das ausgerechnet von seinem Teamkollegen Lewis Hamilton ausgelöste Safety-Car: "Das tat ein bisschen weh, denn wir gingen zur Box, Seb blieb draußen." Und fuhr bekanntlich durch.

Als den McLaren-Strategen am Kommandostand langsam dämmerte, dass Vettel auf eine ungewöhnliche Strategie setzen würde, funkte Renningenieur Jacob Andreasen Button an: "Ich fürchte, Jenson, du musst ihn auf der Strecke überholen." Der Monaco-Sieger von 2009 robbte sich in jener Phase gerade an Vettel heran, lag schon in dessen Windschatten, als er ein drittes Mal an die Box kam und dadurch neuerlich zu einer Aufholjagd ansetzen musste.

Sebastian Vettel vor Fernando Alonso und Jenson Button

Sebastian Vettel leistete sich 19 Runden lang nicht den kleinsten Fehler Zoom

15 Runden vor Schluss war der Dreikampf um die Spitze in vollem Gange, als ein Red-Bull-Funkspruch für Gewissheit sorgte, dass Vettel nicht mehr wechseln würde. Button hatte zu jenem Zeitpunkt die mit Abstand beste Pace. "Auf jeder anderen Strecke würde ich sagen, Button gewinnt", meinte 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer zu jenem Zeitpunkt in seinem Kommentar für den TV-Sender 'Sky'. "Aber wie soll er es denn machen?"

Ob es ohne Unterbrechung gereicht hätte, um in den letzten sechs Runden noch an Vettel und Alonso vorbeizugehen, wagt Button zu bezweifeln: "Es ist hier sehr schwierig, jemanden zu überholen", gibt er zu und zeigt sich selbstkritisch: "Ich schätze, beim Monaco-Grand-Prix musst du mit Safety-Cars rechnen, aber du hoffst immer, dass sie nicht passieren, wenn du auf einer Dreistoppstrategie bist. Ich denke aber, wir haben den Zuschauern eine tolle Show geboten."