• 22.07.2010 21:29

  • von Dieter Rencken

Buemi: Vom Rookie zum Etablierten

Sébastien Buemi über seine Erwartungen mit Toro Rosso, die Vertragsverlängerung bei den "kleinen Bullen" und seine persönliche Entwicklung

(Motorsport-Total.com) - In der vergangenen Woche gab es etwas Verwirrung im Hause Toro Rosso. Teamchef Franz Tost hatte in einem Interview öffentlich verkündet, dass man 2011 mit Jame Alguersuari und Sébastien Buemi weitermachen werde, nur der Schweizer wusste zunächst nichts davon. Buemi hatte sich offensichtlich Hoffnungen auf ein besseres Cockpit gemacht, bei Renault stand er auf der Liste. Red Bull stellte aber schnell klar, dass er weiterhin bei Toro Rosso eingesetzt wird.

Titel-Bild zur News: Sébastien Buemi

Sébastien Buemi wird auch 2011 für das kleine Red-Bull-Team fahren

Frage: "Sébastien, du wirst ein weiteres Jahr für Toro Rosso fahren. Was erwartest du für 2011?"
Sébastien Buemi: "Ich denke, dass wir besser werden können. Wir lernen noch. Vor allem dieses Jahr ist ein Jahr des Lernens. Wir mussten erstmals ein eigenes Auto bauen, mussten den Windkanal kennenlernen. Es wird in Zukunft alles etwas einfacher, weil wir einige Dinge einfach besser kennen. Wir werden den Bau des Autos besser hinbekommen, die Zusammenarbeit klappt besser und die Arbeit im Windkanal wird auch einfacher."#w1#

"In diesem Jahr geht es darum, gewisse Dinge auszuprobieren und zu testen. Wir müssen zum Beispiel schauen, ob sich alle Ergebnisse aus dem Windkanal auch auf die Strecke übertragen lassen. All diese Erkenntnisse fließen dann in den Bau des neuen Autos mit ein. Außerdem können wir dann selbstbewusst herangehen."

"Wir haben schon Teams gesehen, deren Windkanäle deutliche Verbesserungen versprochen haben, die man dann auf der Strecke aber nicht erkennen konnte. Wir müssen eben lernen, die Dinge passend zu interpretieren, um sie dann entsprechend umzusetzen und voranzubringen. Dieses Jahr geht es wirklich hauptsächlich darum, viele wichtige Dinge zu lernen."

Frage: "Bist du langfristig an Red Bull gebunden?"
Buemi: "Ja, mein Vertrag ist mit Red Bull. Die haben entschieden, dass ich für Toro Rosso fahre. Wenn ich mich bei Toro Rosso gut schlage, dann fahre ich vielleicht eines Tages im großen Team."

¿pbvin|512|2943||0|1pb¿Frage: "Also ist der Weg klar?"
Buemi: "Ich wollte so schnell wie möglich in ein gutes Auto. Das sollte doch jedem klar sein. Ich hatte zu Beginn des Jahres keine guten Ergebnisse, aber mittlerweile läuft es deutlich besser. Ich muss einfach zum passenden Moment am passenden Ort tolle Leistungen zeigen."

Frage: "Wie siehst du dich in deiner Entwicklung als Nachwuchsfahrer, der nun bald sein drittes Jahr bestreiten wird?"
Buemi: "Ich sehe mich langsam nicht mehr als Junior, sondern ich will bald mal weiterkommen. Als Junior wäre ich noch in der Anfangsphase. Ich will nicht verneinen, dass ich noch viel mehr lernen muss. Aber ich bin kein Rookie mehr, sondern muss nun Leistung zeigen. Wenn das Auto gut genug ist, dann kann ich einen ausreichend guten Job machen. Das war in den zwei vergangenen Rennen der Fall."

"Wir liegen zwar im Bereich Performance etwas hinter Williams und Sauber zurück, aber wir konnten trotzdem punkten. Wir haben als Team einen guten Job gemacht. Ich sehe mich selbst als einen Fahrer, der nun ein bisschen Erfahrung hat und nun bereit ist, mit den großen Jungs mitzuhalten."

Frage: "Kannst du dem Team dabei helfen, an bessere Zeiten anzuschließen. Immerhin war Toro Rosso schon öfter mal in der zweiten Saisonhälfte gut unterwegs..."
Buemi: "Ja, da wollen wir so schnell wie möglich wieder hin. Mein Ziel ist es, möglichst schnell die Chance zu bekommen, mich für die Top 10 zu qualifizieren. Wenn das klappt, dann kann man ordentlich Punkte holen, ein schönes Rennen fahren. Wir müssen daran arbeiten, dass wir öfter die Chance auf den Einzug in Q3 bekommen. Für die nächsten Rennen sieht es ganz gut aus, denn es kommen eine Menge neuer Teile. Es sieht wirklich nicht so schlecht aus."

"Man muss hier sehr präzise sein, kann schon in der ersten Kurve ziemlich viel verlieren." Sébastien Buemi

Frage: "Welches Verhältnis hast du zur Strecke in Hockenheim?"
Buemi: "Ich bin mit der Formel BMW, der Formel 3 und GP2 hier gefahren, aber bisher noch nie mit einem Formel-1-Auto. Man muss hier sehr präzise sein, kann schon in der ersten Kurve ziemlich viel verlieren. Die Bremspunkte müssen gut passen und man braucht einen feinen Kompromiss zwischen viel und wenig Abtrieb."

"Man darf auf den zwei schnellen Abschnitten nicht zu viel verlieren, muss aber auch hinten im Motodrom schnell sein. Gerade dort ist der Abtrieb wichtig, es zählt also der gute Kompromiss. Wenn du auf der Geraden zehn km/h verlierst, dann wirst du überholt. Wenn du im letzten Abschnitt langsamer bist, dann kommt keiner so einfach vorbei. Aber trotzdem musst du auch dort schnell sein. Die Entscheidung ist nicht ganz einfach. Wenn du zu wenig Abtrieb hast, dann musst du dort ganz schön kämpfen, um nicht zu viel zu verlieren."

Frage: "Magst du den engen Streckenteil?"
Buemi: "Ja, da sind immer unheimlich viele Leute. Es macht Spaß, mit dem Auto dort ins Motodrom zu fahren. Es ist sowieso ganz gut, denn hier gibt es immerhin zwei Stellen, wo man überholen kann. Das war in Silverstone nicht so und das wird auch in Budapest nicht so sein. Es ist wirklich eine nette Strecke."