Boxenfunk: Keine Zensur mehr möglich
TV-Meilenstein in Hockenheim: Die Teams haben ab sofort keine Gelegenheit mehr, die Veröffentlichung von Funksprüchen zu verhindern
(Motorsport-Total.com) - Seit einigen Jahren werden die Formel-1-Übertragungen im Fernsehen durch Mitschnitte aus dem Boxenfunk aufgepeppt, doch bei diesen Mitschnitten handelte es sich bisher nur um von den Teams freigegebene Passagen. Hockenheim stellt diesbezüglich eine Revolution dar, weil laut 'auto motor und sport' nun alle Funksprüche öffentlich zugänglich gemacht werden müssen.

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Wenn der Funkknopf gedrückt wird, kann ab sofort die ganze Welt zuhören
Zwar werden die Funksprüche zwischen Fahrer und Kommandostand weiterhin nur zeitverzögert ausgestrahlt, aber die Teams können eine Ausstrahlung ab sofort nicht mehr verhindern. Auf diese Weise soll der vielfach gepredigte, aber nur selten ernst genommene Grundsatz der Transparenz umgesetzt und den Zuschauern ein Mehrwert geboten werden. In der US-Vorzeigeserie NASCAR ist das sowieso schon seit Jahren Usus.#w1#
Allerdings haben die Teams Vorbehalte angemeldet, was zum Beispiel Funksprüche von Fahrern angeht, die in der Hitze des Gefechts fluchen. So etwas sei für das TV-Publikum nicht angemessen. Andererseits wurde schon 2002 ein legendärer Funkspruch des damaligen Williams-Piloten Juan Pablo Montoya bedenkenlos freigegeben: "Fucking Räikkönen! What a fucking idiot!" Sehr viel deftiger kann es eigentlich nicht mehr werden...
Laut 'auto motor und sport' hat FIA-Rennleiter Charlie Whiting angekündigt, im Zweifelsfall selbst einzugreifen und Funksprüche zu zensieren. Das gilt aber nur für Obszönitäten, nicht jedoch für strategische Unterhaltungen. Das ist nicht allen Teams recht, was dazu führen könnte, dass sich die Teams bald eine Geheimsprache ausdenken könnten, um strategische Entscheidungen mit dem Fahrer im Cockpit zu diskutieren...

