Briatore: "Weiß wirklich nicht, was mit mir passiert ist!"

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Was waren die Auswirkungen des Gewinns der Fahrerweltmeisterschaft für Renault?"
Flavio Briatore: "Wenn du siegst, hast du das Maximale erreicht. Wir sind sehr glücklich. Wir haben 2001 mit dem Formel-1-Programm bei Renault begonnen und nach vier Jahren haben wir die Meisterschaft gewonnen. Fernando hat unglaubliche Arbeit geleistet, besonders letztes Jahr und in diesem Jahr. Und wir dürfen nicht vergessen, dass er erst 24 Jahre alt ist. Er ist sehr reif."

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Flavio Briatore: Ist es das Alter, der Stress...?

"Wenn man sich die Rennen von Australien bis Brasilien anschaut, dann war er wirklich fantastisch. Sein Professionalismus war fantastisch gewesen, er ist cool. Wir hatten eine Menge Druck gehabt, vor allem in den letzten drei oder vier Rennen, denn man weiß ja nie. McLaren war sehr, sehr schnell. Unsere Autos haben während des ersten Saisonteils sehr gute Leistungen gezeigt und nach Barcelona war McLaren wirklich sehr schnell."#w1#

"Aber Fernando hat es geschafft, den Vorsprung auf Kimi zu halten. Ich denke, dass es für die Formel 1 fantastisch war, dass Fernando und Kimi bis Brasilien um die Meisterschaft kämpften. Was Renault betrifft, so ist es das erste Mal, dass ein großer Automobilhersteller die Meisterschaft mit einem jungen Fahrer gewonnen hat - das ist fantastisch. Ich glaube, dass das alle bei uns im Renault-Team genossen haben. Das ist wirklich wahnsinnig."

Frage: "Natürlich wollt ihr auch den Konstrukteurstitel gewinnen, wird irgendetwas in den verbleibenden zwei Rennen anders gemacht?"
Briatore: "Das hoffe ich. Wir wissen, dass die McLaren sehr, sehr schnell sind und nun müssen wir unser Bestes geben, um die Konstrukteursmeisterschaft zu gewinnen. Das ist ebenfalls wichtig. Aber wir versuchen es, Fernando und Giancarlo werden ihr Maximum geben."

"Auf der anderen Seite sind wir sehr, sehr glücklich mit der Fahrermeisterschaft, denn schlussendlich ist es die Formel-1-Fahrermeisterschaft und wir haben sie gewonnen. Wenn wir den Konstrukteurstitel nicht gewinnen, dann gehen unsere Gratulationen an McLaren."

Frage: "Der Konstrukteurstitel wird natürlich durch beide Fahrer gewonnen. Was denkst du über Giancarlos Saison in diesem Jahr?"
Briatore: "Jeder hat Giancarlos Saison gesehen. Er hatte einen sehr guten Start, danach ging dem Team und Giancarlo das Glück aus, wir hatten ein paar Defekte am Auto und dem Motor und Giancarlo hat ein paar Fehler gemacht. Es ist das erste Jahr, dass Giancarlo in einem Top-Team wie Renault ist und man muss sich immer an das Team gewöhnen, wenn man zu einem anderen geht."

"Die Beziehung zwischen uns und Giancarlo ist fantastisch, die Beziehung der Fahrer ist fantastisch. Das ist wichtiger. Beide Fahrer arbeiten für das Team und ich bin mir sicher, dass Giancarlo kommendes Jahr hier sein wird. Die Meisterschaft ist noch nicht gelaufen. Sein Ziel ist es ebenenfalls, Fernando beim Gewinn der Konstrukteursmeisterschaft zu helfen."

Teamkollege von Alonso zu sein, ist kein Zuckerschlecken

"Hinzu kommt, dass es nicht einfach ist, neben Fernando zu fahren, vor allem in diesem Jahr, in dem Fernando keine Fehler gemacht hat, vielleicht in Kanada, aber nur einen. Das Auto ist in jedem Rennen ins Ziel gekommen. Es geht darum, dass man jedes Rennen in den Punkten beendet. Es ist sehr schwierig für einen anderen Fahrer, mit dieser Situation zurechtzukommen. Ich bin alles in allem mit dem Team sehr zufrieden, glücklich für alle. Wenn man gewinnt, dann muss man happy sein, nicht sich beschweren."

Frage: "Ab welchem Moment hast du gedacht, dass das euer Jahr werden könnte?"
Briatore: "Bei den Wintertests waren McLaren und Renault die zwei schnellsten Teams. Wir wussten nichts über Ferrari, weil Ferrari nie mit uns getestet hat. Im ersten Saisonteil war unsere Zuverlässigkeit sehr, sehr gut. Das Team hat diesbezüglich sehr gute Arbeit geleistet. Motor und Chassis waren bis Barcelona wirklich, wirklich gut."

"Danach war es wichtig, dass Fernando den Vorsprung auf Kimi von 22 bis 24 Punkte vom Beginn der Saison aufrechterhält. McLaren ist sehr stark zurückgekommen, aber der Abstand war schon auf 23 bis 24 Punkte angewachsen. Wir haben uns tatsächlich etwas darauf verlassen. Das ist ein wenig wie im Fußball, wenn man die erste Halbzeit mit 3:0 gewinnt, braucht man nicht mit 4:0 gewinnen."

Frage: "In Brasilien sind drei seltsame Dinge passiert. Zunächst einmal hast du Fernando nach dem Rennen in Brasilien nicht begrüßt, zum zweiten warst du auf keinem der Teambilder zu sehen und drittens warst du nicht auf der Feier. Warum? Hattest du persönliche Probleme?"
Briatore: "Ich war an diesem Tag nicht photogen! Nein, es ist nicht sehr einfach, wenn man während eines Rennens immer mit sich selbst und Fernando mitkämpft - ich war wirklich, wirklich müde und setzte mich in mein Büro. Fernando ist etwas jünger als ich und Fernando und die Mechaniker hatten ihren Spaß."

"Ich weiß nicht, was mit mir passiert ist. Ich habe auch die Boxengasse verlassen, das habe ich in 15 Jahren Formel 1 nie getan. Ich weiß nicht, was passiert ist, vielleicht waren es die Emotionen. Ich habe darüber nachgedacht, was in meinen 15 Jahren Formel 1 passiert ist. Ich denke, ich brauchte einfach etwas Privatsphäre."

"Was die Party betrifft - es dreht sich ja nicht nur alles um das Rennteam sondern alle in der Fabrik und ich sagte mir, 'Okay, ihr habt heute eure Party, ich hatte so viele Partys in meinem Leben, eine mehr macht keinen Unterschied. Was aber einen Unterschied ausmacht ist, wenn ich den Leuten in Frankreich und England persönlich für das danke, was wir in diesem Jahr erreicht haben'."

Briatore wollte dem gesamten Team danken

"Ich kam in London an, ich flog nach Paris und die Leute warteten in der Fabrik auf mich. Alle waren sehr emotional und jubelten. Für mich lag die Priorität darauf, auf den Leuten in England und Frankreich, denn wenn wir die Meisterschaft gewonnen haben, dann haben wir das der Tatsache zu verdanken, dass die Zuverlässigkeit unserer Autos fantastisch war und ich wollte mich bei diesen Leuten bedanken, so einfach ist das. Am nächsten Tag stieß Fernando in Enstone zu mir hinzu und wir verbrachten den Tag zusammen."

"Manchmal scheint es so zu sein, als wäre auch ich emotional. Man denke nur an den ersten Tag, als ich Fernando traf, sein erstes Rennen, als er sein erstes Rennen gewann. Alle Medien sagten, dass ich einen großen Fehler mache, als ich sagte, dass Fernando Jenson (Button; d. Red.) ersetzt und alle sagte, dass das für mich ein Desaster ist. Wenn du mich also auf die Fotos ansprichst, es war alles in Ordnung, mit dem Team, mit Fernando und mir. Ich fühle mich einfach nur gut."

Frage: "Wie lang wirst du bei Renault bleiben?"
Briatore: "Ich weiß es nicht. Ich möchte nicht darüber sprechen, was wir in der Zukunft tun. Im Moment genieße ich dieses Team sehr, wir haben es seit 2001 aufgebaut und Fernando ist in diesem Film ein Hauptdarsteller, den wir geholt haben. Wir haben Spaß im Team, die Fahrer und das Team genießen das wirklich. Die Atmosphäre im Team ist fantastisch."

"Ich habe das Gefühl, dass wir das Beste für unser Team geben und wenn du das Gefühl hast, dass du nicht mehr die Motivation hast, dann gibst du auf, denn es braucht viel Zeit und viel Energie. Aber ich genieße es, ich genieße die Leute. Renault ist eine Marke, es sind die Leute, die das Team formen, es ist nicht die Marke. Und ich genieße das Team sehr. Es ist ein sehr besonderes Team."

Frage: "Vor zwei Tagen wurden wir mit der News überrascht, dass es ein elftes Team geben soll. War das für dich auch eine Überraschung oder wusstest du mehr?"
Briatore: "Nicht wirklich. Keine Ahnung, es ist sehr schwierig, in fünf oder sechs Monaten ein Team zusammenzustellen. Ich weiß es nicht, um ehrlich zu sein. Ich kann dazu keinen Kommentar abgeben. Wir wissen da nichts drüber."

Frage: "Wirst du Fernando nun eine Gehaltserhöhung zahlen, jetzt, wo er den Titel gewonnen hat?"
Briatore: "Das ist ein Problem und ich möchte nicht mit den Medien besprechen, was ich mit Fernando tue! Das ist nicht etwas, das man mit euch Jungs bespricht."

Frage: "Das ist also ein 'Nein'?"
Briatore: "Jein, ha, ha."