Briatore begeistert von Fisichellas Blockadefahrt

Nur eine Woche nach Suzuka konnte sich Giancarlo Fisichella in China rehabilitieren, indem er den Auftrag seines Teams perfekt ausführte

(Motorsport-Total.com) - Als Giancarlo Fisichella in der letzten Runde in Japan einen sicher scheinenden Sieg noch abgeben musste und dabei auch noch ziemlich alt aussah, fühlten sich viele an den Grand Prix von Frankreich 2004 erinnert: Damals verlor Jarno Trulli wenige Meter vor der Ziellinie eine Position gegen Rubens Barrichello - und bekam wenige Wochen später den blauen Brief von Teamchef Flavio Briatore.

Titel-Bild zur News: Giancarlo Fisichella und Flavio Briatore

Nun doch wieder ein Herz und eine Seele: Flavio Briatore und Giancarlo Fisichella

Fisichella hingegen konnte sich nur eine Woche später beim Saisonfinale in Shanghai mit einem strategisch perfekten Rennen rehabilitieren, indem er anfangs beide "Silberpfeile" clever in Schach hielt und es so Fernando Alonso ermöglichte, an der Spitze einen komfortablen Vorsprung herauszufahren. Der Italiener landete in China schlussendlich zwar nur auf dem vierten Platz, doch da die Konstrukteurs-WM ohnehin schon entschieden war, spielte dies keine Rolle mehr.#w1#

Fisichella musste in Shanghai "noch nicht einmal schwitzen"

"Fragt einfach Flavio, was er über mein Rennen denkt, und dann werdet ihr sehen, was er zu sagen hat", meinte der in Suzuka noch so geknickte Fisichella strahlend zu einigen Journalisten, nachdem er aus dem Auto gestiegen war. "Ich habe heute meinen bestmöglichen Beitrag zum Teamresultat geliefert - und ich schätze, dass es eines meiner besten Rennen für das Team überhaupt war. Ich musste dabei noch nicht einmal schwitzen."

Unsere Kollegen von 'Autosprint' kamen seiner Aufforderung nach und fragten Briatore nach dessen Meinung. In der Tat zeigte sich der Renault-Teamchef von der Leistung seines Schützlings angetan: "Wir sind um die Weltmeisterschaft gefahren, haben nicht herumgespielt", bestätigte er, selbst den Auftrag zur Blockadetaktik gegeben zu haben. "Ich habe 'Fisi' gebeten, die zwei McLarens aufzuhalten. Das hat er bestmöglich gemacht - und damit gleichzeitig Japan wieder gutgemacht."

Fisichella blockierte die "Silberpfeile" nicht nur bis zur ersten Safety-Car-Phase, sondern er fuhr während der zweiten Safety-Car-Phase auch extrem langsam in die Boxengasse ein, wodurch Kimi Räikkönen, der ja nicht überholen durfte, viel Zeit verlor, während der führende Alonso von der Renault-Crew in aller Ruhe abgefertigt werden konnte. Für diese Aktion gab es zwar eine Durchfahrstrafe, die Fisichella den dritten Platz kostete, doch das trübte das Gesamtbild kaum.

Briatores Lob lässt Fisichella entspannt in die Zukunft blicken

Der Sieger von Australier war mit sich selbst jedenfalls zufrieden: "Wenn mich mein Chef so verteidigt, wie er das getan hat, weil er die Qualität meiner Arbeit kennt, dann muss man im Kopf cool bleiben", sagte er. "Es ist offensichtlich, dass das Glück meistens nicht auf meiner Seite war, aber ich habe dem Team nie Vorwürfe gemacht. Ich habe mich sogar immer bedankt, weil ich weiß, dass sie immer ihr Bestes getan haben, um mir zu helfen."

Giancarlo Fisichella vor Kimi Räikkönen

Giancarlo Fisichella hielt Räikkönen und Montoya in China geschickt hinter sich Zoom

"Ich habe ein starkes Rennen gezeigt, beide McLarens locker hinter mir gehalten", fuhr der 32-Jährige fort. "Mein Auto war diesmal großartig, sodass ich attackieren konnte und die McLarens vielleicht auch abgehängt hätte, aber ich musste ja nur vor ihnen bleiben, um die Interessen des Teams zu vertreten. Ich fuhr langsamer als ich gekonnt hätte. Bis zur Durchfahrstrafe lag ich die ganze Zeit 500 bis 700 Touren unter dem, was möglich gewesen wäre."

Kovalainen zu Renault, Fisichella zu BMW?

Damit sind wohl auch Spekulationen vorerst vom Tisch, wonach Fisichella durch Heikki Kovalainen ersetzt werden soll. Letzterer - Vizemeister hinter Nico Rosberg in der GP2-Meisterschaft - gilt als Renaults heißes Eisen für die Zukunft, soll zunächst aber in einem weiteren Jahr als Testfahrer an die Formel 1 herangeführt werden. Außerdem verfügt Fisichella über einen wasserdichten Zweijahresvertrag bei der französisch-britischen Truppe.

Indes freute sich Briatore wie ein Kind über den zweiten Titel: "Als ich gesagt habe, dass der Konstrukteurstitel zwar ein Ziel, aber kein fundamentales sei, war das die Wahrheit", teilte er schelmisch mit. "Aber es waren Ron Dennis mit seinen Aussagen über die echte Weltmeisterschaft und die Medien mit ihren Geschichten, die mich auch auf den Konstrukteurstitel scharf gemacht haben. Wir haben das mit einer unvergleichlichen Machtdemonstration geschafft."

"Es ist zum ersten Mal, dass ein großer Automobilhersteller mit einem eigenen Team beide Titel gewonnen hat - und wir haben das mit geringeren Ausgaben als die anderen Teams erreicht, worauf ich sehr stolz bin. Seit ich in die Formel 1 gekommen bin, gab es immer eine imaginäre Meisterschaft für das Team, das gemessen am Budget den besten Job verrichtet, und in diesem Bereich bin ich immer der Sieger", fügte der Italiener abschließend an.