• 31.01.2008 11:34

  • von Pete Fink

Brawn über Ferrari, Schumacher und Button

Wie Ross Brawn die Ferrari-Magie - auch ohne Michael Schumacher - bei Honda installieren will und welche Rolle Jenson Button dabei spielen soll

(Motorsport-Total.com) - Das neue Lastenheft von Ross Brawn könnte eigentlich ein einfaches Stück Papier sein, in dem steht: "Bringe Honda dahin, wo Ferrari das vergangene Jahrzehnt stand." Denn natürlich ist sein Name eng verbunden mit der Erfolgsgeschichte der Scuderia, die im Spätsommer 1996 begann und elf Jahre dauern sollte.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn

Ross Brawn will bei Honda viele Ferrari-Elemente installieren

Der neue Honda-Teamchef ist sich dessen bewusst und macht auch gar keinen Hehl aus der Tatsache, dass er versuchen wird, viele Erfolgselemente aus Maranello in Brackley zu installieren. Denn als er und Konstrukteur Rory Byrne vor über einer Dekade bei Ferrari aufschlugen, fanden die beiden keineswegs ein weltmeisterliches Formel-1-Team vor.#w1#

"Es fing damit an, dass Rory und ich das beste Formel-1-Auto gebaut haben, das wir konnten", erinnerte sich Brawn am Rande der Honda-Präsentation. "Aber dann haben wir darüber hinaus die gesamte Organisation weiterentwickelt. Und genau das müssen wir auch hier angehen. Wenn wir das nicht tun, dann werden wir einen kurzen Lichtblick setzen können und das wird es dann gewesen sein."

Dieses Phänomen war bei Honda schon wiederholt zu beobachten: 2004 war Jenson Button hinter den beiden roten Brawn-Autos Dritter und damit bester Nicht-Ferrari, nur um 2005 in ein tiefes Loch zu fallen. 2006 berappelte man sich wieder, der Brite gewann in Ungarn seinen ersten Grand Prix, doch der Aufwärtstrend wurde 2007 jäh gestoppt. Konstant inkonstant könnte man sagen, oder auch ganz das genaue Gegenteil zur Scuderia.

"Eines der Dinge, worauf ich bei Ferrari stolz war, war die Konstanz über viele Jahre" erklärte Brawn. "Und sie sind immer noch konstant, denn sie haben die notwendigen Methoden und Philosophien. Genau das müssen wir auch hier schaffen. Es geht nicht darum, dass ich hier auftauche und sage: 'Dreh mal ein wenig hier, dreh mal ein wenig da und wir werden besser aussehen'. Das würde vielleicht funktionieren, aber viel wichtiger ist die ganze Methodik."

Button als Schumacher-Nachfolger?

Jenson Button und Ross Brawn

Wird Jenson Button der neue Lieblingsschüler von Ross Brawn? Zoom

Eine ganz entscheidende Zutat in der Ferrari-Erfolgsstory hat er jedoch bei Honda nicht zur Verfügung, nämlich den Fahrer Michael Schumacher. Auch dies ist ihm bewusst: "Michael war eine Ausnahme, das weiß jeder. Ich würde in Zukunft liebend gerne wieder so eine enge Beziehung mit einem oder mehreren Fahrern genießen, aber das war schon einzigartig und solche Dinge geschehen leider nicht allzu oft."

Das Schlüsselwort in diesem Verhältnis definiert Brawn als Vertrauen: "Mit Michael gab es ein bedingungsloses Vertrauen. Wenn ich über irgendetwas eine Meinung hatte, oder fühlte, dass irgendetwas in einer bestimmten Art und Weise getan werden musste, dann hat er mir vertraut. Und ich vertraute ihm, das Auto zu fahren."

Rubens Barrichello ist für Brawn in diesem Zusammenhang eine bekannte Größe, schließlich arbeitete man sechs Jahre zusammen. Sein diesbezüglicher Kandidat bei Honda heißt also Jenson Button, den er bisher nur als Konkurrent kannte. "Ich bin zuversichtlich, dass ich dieses Vertrauen mit Jenson aufbauen kann, das irgendwann in einer erfolgreichen Partnerschaft enden wird."

Seinen 28-jährigen Landsmann schätzt er übrigens sehr hoch ein: "Wenn die Leute nicht das Equipment haben, sieht man oft Leistungen in Bereichen, die traditionell alles gleichmachen: Regenrennen, schwierige Rennen. Jenson hat in solchen Situationen oft geglänzt. Einige Fahrer gewinnen für dich Rennen, die du eigentlich nicht gewinnen solltest. Michael war so einer. Ich weiß nicht, auf welchem Level Jenson genau ist, aber es gibt keinen Grund zur Annahme, dass er nicht auf diesem Level ist."