Honda-Präsentation: Keine Ausreden mehr!

Honda hat in Brackley den neuen RA108 samt Lackierung offiziell enthüllt - Konzept radikal anders als beim Vorgängermodell RA107

(Motorsport-Total.com) - In Brackley wurde heute der neue Honda RA108 offiziell präsentiert, der bereits vergangene Woche bei den Testfahrten in Valencia debütiert hatte. Nach der völlig verkorksten Saison 2007 mit gerade mal sechs Punkten und dem achten Platz in der Konstrukteurs-WM fand der Launch diesmal in einem recht bescheidenen und zurückhaltenden Rahmen statt.

Titel-Bild zur News: Honda RA108

Honda enthüllte heute in Brackley den neuen RA108 für die kommende Saison

Honda setzt mit dem RA108 auf ein komplett neues technisches Konzept, denn mit der Basis von 2007 konnte man ohnehin nichts mehr anfangen. Die größte Schwachstelle des RA107 war die Stabilität beim Anbremsen der Kurven, aber wenn Gegenmaßnahmen unternommen wurden, verlagerte sich das Problem nur in andere Bereiche - steiler eingestellte Flügel hatten beispielsweise einen positiven Effekt auf das Handling, führten aber zu katastrophalen Topspeeds.#w1#

Viele Neuzugänge in Brackley

Also schickte der damalige Teamchef Nick Fry bereits im Frühjahr 2007 seine Headhunter los, um nach neuen Technikern zu suchen - und im Zuge dieser Bemühungen wurden unter anderem Chefdesigner Loïc Bigois von Williams und der Aerodynamiker John Owen vom BMW Sauber F1 Team abgeworben; auch der Deutsche Jörg Zander kehrte nach Brackley zurück. Außerdem gelang es Fry, Ross Brawn als Teamchef unter Vertrag zu nehmen.

"Ich kann das nur einmal akzeptieren." Yasuhiro Wada

"Die vergangene Saison", erklärte Honda-Sportchef Yasuhiro Wada anlässlich der heutigen Präsentation, "war sehr schwierig und enttäuschend für uns. Wir bei Honda wollen, dass unsere Leute nach den höchsten Zielen streben und sich keine Sorgen über etwaige Fehler machen müssen, aber ich kann das nur einmal akzeptieren. Wir müssen aus unseren Fehlern lernen, uns nach vorne entwickeln. Dieses Auto ist ein großer Schritt."

Shuhei Nakamoto, als Technischer Direktor hauptverantwortlich für den RA107-Flop, ist inzwischen nur noch in übergeordneter Funktion tätig und hält sich aus dem Design weitgehend heraus, genau wie auch Mariano Alperin-Bruvera, der das Team aufgrund der vielen Neuzugänge sogar verlassen hat. Geoff Willis, Vater der Erfolge von 2006, ist ja schon lange nicht mehr für Honda tätig, sondern arbeitet nun für Red Bull.

Jedes einzelne Teil ist neu

Doch ungeachtet dieser Abgänge fordert auch Fry eine Trendwende: "2007 haben wir unsere Erwartungen nicht erfüllt", analysierte der Geschäftsführer. "Folglich hat es in den vergangenen sechs Monaten große Veränderungen im Team gegeben. Ich nenne das beschleunigte Evolution. Die ganze Designphilosophie des Autos ist anders, nämlich in jedem Aspekt. Wenn wir nach Melbourne kommen, wird jedes einzelne Teil anders sein als vor einem Jahr."

"2007 haben wir unsere Erwartungen nicht erfüllt." Nick Fry

Und Brawn fügte an: "Unser Ziel ist, stetig Fortschritte zu machen. Solange uns das gelingt, sind wir zufrieden. Wir wollen uns wieder in respektablen Punktepositionen etablieren. In verschiedenen Bereichen liegt bei uns gewaltiges Potenzial brach, man muss sich nur die Ressourcen in Japan und Brackley anschauen. Meine Aufgabe ist es, diese Ressourcen zu bündeln und entsprechend zu nutzen", so der Ex-Ferrari-Mann.

Komplett neues Auto

Der RA108 unterscheidet sich auch rein optisch stark von seinem Vorgänger, verfügt unter anderem über eine nach vorne hin deutlich verjüngte Nase, über seitliche Luftleitelemente, die ein wenig an den BMW Sauber F1.08 erinnern, und über eine ungewöhnliche Form der Motorabdeckung. Dafür kommt der Bolide zumindest im Moment noch ohne Doppeldecker-Frontflügel daher, aber das kann bis zum 16. März ja noch anders werden.

"Wir wollen uns wieder in respektablen Punktepositionen etablieren." Ross Brawn

Auf Fahrerseite gibt es bei den Japanern nur eine kleine Rotation: Alexander Wurz löst seinen Landsmann Christian Klien als Testfahrer ab. Jenson Button soll indes - zumindest hinter vorgehaltener Hand - die Position der Nummer eins einnehmen, während sich das Team von Routinier Rubens Barrichello im Spätherbst seiner Karriere noch einmal eine Steigerung gegenüber der vergangenen Saison erwartet.

Übrigens: Die Earth-Car-Lackierung mit Satellitenaufnahmen der Erde wurde nicht komplett verworfen, aber im Gegensatz zum Vorjahr tauchen nun auch weiße Flächen auf dem Honda-Renner auf. Grundsätzlich wurde jedoch am Umweltkonzept festgehalten, schließlich hat Honda dafür einen prestigeträchtigen Preis der Vereinten Nationen erhalten. Nun gilt es, dieses innovative Sponsoring mit Erfolgen ins Rampenlicht zu rücken.