• 29.01.2008 15:20

  • von Marco Helgert

Brawn: Mit Freude zur Wende

Der neue Teamchef bei Honda erkennt "erstklassiges" Potenzial und möchte mit Ruhe und guter Koordination zurück an die Spitze

(Motorsport-Total.com) - Ein Jahr Pause von der Formel 1 war für Ross Brawn genug. Bei Ferrari übergab er Ende 2006 den Staffelstab an den selbst herangezogenen Nachwuchs und tauchte ab. Vor allem im Sommer gab es immer wieder Gerüchte, ob Brawn in die Formel 1 zurückkehrt und vor allem: wohin. Letztlich sicherte sich Honda die Dienste des einstigen Ferrari-"Superhirns".

Titel-Bild zur News: Ross Brawn (Teamchef)

Vor Ross Brawn liegen bei Honda noch große und schwere Aufgaben

Dort könnte die Aufgabe vor 2008 kaum schwieriger sein: 6 WM-Punkte in der gesamten Saison, nur Rang acht in der Herstellermeisterschaft. Doch die vor ihm stehenden Herausforderungen üben auch einen ganz speziellen Reiz aus. Als "extrem positiv" bezeichnete er sein bisheriges Wirken bei Honda. "Die Einstellung der Leute hier ist erstklassig", fuhr er fort. "Es ist meine Aufgabe, jedem die richtige Richtung zu geben."#w1#

Genau hier entdeckt er auch das potenzielle Problem des Vorjahres. "Es gab auch schon in der Vergangenheit einen großen Enthusiasmus, aber die Anstrengungen wurden wohl nicht so gut koordiniert, wie man es hätte machen sollen", erklärte er. Gemeinsam an einem Strang - damit sollen die Japaner wieder den Kurs finden.

Nur ein Basismodell

Die Entscheidung pro Honda fiel 2007 nicht sonderlich schwer. "Nach Beendigung der Gespräche mit Ferrari habe ich mich auf das Angebot von Honda konzentriert", wird er von 'auto, motor und sport' zitiert. "Ich wollte mich nicht verzetteln, indem ich eine Option mit der anderen vergleiche. Honda zeigte mir von allen möglichen Teams das ernsthafteste Interesse."

Der erste Schritt ist dabei bereits formuliert. "Wir müssen zurück in eine solide Position", gab er als Parole aus. "2007 war für das Team ein sehr schwieriges Jahr, unsere Ziele sind daher, dass wir uns zu jeder Phase positiv entwickeln. Solange wir uns verbessern, solange bin ich zufrieden. Wir müssen 2008 wieder in der Lage sein, Punkte zu holen, und von dort aus aufbauen."

Als Basis für die regelmäßige Rückkehr in die Punkteränge soll der Honda RA108 dienen, der nicht nur beim Shakedown in Valencia, sondern auch bei der Präsentation in Brackley äußerst einfach gehalten war. "Das Auto ist ein Basismodell, so wie es im Oktober und November des Vorjahres entstand", so Brawn. "Bis Melbourne wird es noch einige dramatische Änderungen geben. Wir haben bis dahin ein gut strukturiertes Entwicklungsprogramm."

Auf den ersten Metern des RA108 in Valencia passierten wenige Überraschungen. "Das Hauptziel war, die Systeme zu testen und mit dem Zuverlässigkeitsprogramm zu beginnen", fuhr er fort. "Wir sind sehr zufrieden. Ich muss sagen, dass es für ein neues Auto weniger Probleme gab, als ich in den Jahren davor erlebt habe."

Gewollt spät dran

Dass viele Konkurrenten ihr neues Material schon früher vorstellten, beunruhigt den 53-Jährigen nicht. "Wir sind später dran als andere Teams, weil wir die Fehler verstehen und abstellen wollten", erklärte er. "Deshalb haben wir uns darauf geeinigt, eine Basis des neuen RA108 möglichst schnell auf die Teststrecke zu bringen, und die Aerodynamik nachzuschieben."

Auch die Fahrerwahl wurde dem Ziel des Wiederaufstiegs untergeordnet. Jenson Button und Rubens Barrichello sind das genaue Gegenteil einer jugendlichen Fahrerpaarung, und mit Alex Wurz als Testfahrer kommt ein weiterer Fahrer der Sparte "gereift und erfahren" hinzu. Genau dies wollte Brawn aber so.

"Wir brauchen in unserer Situation erfahrene Piloten im Cockpit. Da sind Jenson Button und Rubens Barrichello die Idealbesetzung", erklärte er. "Und deshalb habe ich mir auch Alexander Wurz als Testpilot geholt. Ein junger Fahrer, der beweisen will, dass er schneller ist als Button und Barrichello bringt uns nicht weiter. Wir müssen das Auto entwickeln."