GP Brasilien
Brasilien-Freitag in der Analyse: McLaren-Teamorder im Sprint?
Formel-1-Liveticker zum Nachlesen: +++ McLaren dominiert am Freitag in Brasilien +++ Bearman ersetzt kranken Magnussen +++ Verstappen muss fünf Plätze zurück +++
Feierabend
Auch in Brasilien ist der Abend inzwischen angebrochen, und damit drehen wir unseren Ticker erst einmal zu. Für euch geht es wie versprochen aber noch weiter mit der großen Videoanalyse zum Freitag.
Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll begrüßen euch ab 00:30 Uhr auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de und wir melden uns morgen mit einer neuen Tickerausgabe zurück.
Der Sprint startet dann um 15:00 Uhr unserer Zeit, das Qualifying um 19:00 Uhr. Viel Spaß gleich noch mit unserer Analyse und bis dann!
Geldstrafe für Leclerc
Und auch das zweite Urteil des Tages ist da. Charles Leclerc kommt mit einer Geldstrafe davon. Er muss 10.000 Euro zahlen, wovon allerdings 5.000 für zwölf Monate zur Bewährung ausgesetzt sind.
Zwar verwendete er wie auch Verstappen das Wort "Fuck" in einer Pressekonferenz. Allerdings habe er seinen Fehler gleich erkannt, sich entschuldigt und niemanden damit beleidigt. Das seien mildernde Umstände, so die Stewards.
Hier die recht umfangreiche Urteilsbegründung im Wortlaut:
"It is the policy of the FIA to ensure that language used in its public forums, such as press conferences, meets generally accepted standards for all audiences and broadcasts. In particular this is true of statements made by participants in the World Championships and thus being role models both inside and outside the sport."
"This is clear in the regulations of the FIA and has been reinforced through previous cases brought before the Stewards in FIA Formula One World Championship."
"The Stewards reviewed the transcript of the Post-Race Drivers' Press Conference in Mexico and found that Charles Leclerc, the driver of car 16, used language in response to a somewhat leading question asking him 'what did you say to yourself' in relation to the significant moment towards the end of the race when Leclerc was fighting to control the car at the exit of the last corner."
"In response Leclerc used coarse language being the accurate recollection of what he thought to himself at the time. Leclerc immediately realized his error and apologized."
"Such language is not considered suitable for broadcast. This is 'Misconduct' as defined in Article 20 of the International Sporting Code, and is a breach of Article 12.2.1.k. The Stewards noted that the language was not directed at anyone or any group and that Leclerc immediately apologised."
"During the hearing Leclerc expressed his regret for his momentary lack of judgment and shared that he understood his responsibility as a role model for the sport. The Stewards considered the mitigation factor that Leclerc was immediately apologetic."
"The Stewards while noting that the driver’s contrite behavior conclude that a breach has occurred and a penalty is warranted. The Stewards do not consider that this breach reached the same level as the most recent case and as such chose to levy a fine of €10,000 with €5,000 suspended pending no repeat within 12 months."
Keine Strafe für Gasly
Zum Abschluss des Tages können wir noch den Freispruch von Pierre Gasly vermelden. Er bekommt keine Strafe für das Zuspätkommen beim Fahrerbriefing.
Hintergrund ist, dass der Online-Login nicht funktioniert habe. Einen ähnlichen Fall gab es zuletzt bereits bei den Williams-Fahrern und auch damals gab es keine Strafe.
Hier das Urteil im Wortlaut:
"The team representative explained that the driver attempted to log into the video meeting but was unable to do so due to a failure of the wireless connection."
"The team provided a printout of the error messages from the system. The Stewards are satisfied that a genuine attempt was made to attend the meeting."
"The driver and team representative agreed to meet with the Race Director to obtain any information that may have been missed in the first part of the meeting."
"Accordingly the Stewards take no further action."
Noch kein Sprint-Sieg von der Pole
In Brasilien wurde seit 2021 in jedem Jahr ein Sprint ausgetragen. Erstaunlich dabei (und schlecht für Oscar Piastri): Von der Pole aus wurde der Sprint noch nie gewonnen.
Bei der Premiere 2021 startete Max Verstappen von P1, der Sieg im Sprint ging jedoch an Valtteri Bottas, der damals noch im Mercedes saß.
Ein Jahr später siegte Mercedes erneut, dieses Mal mit Bottas-Nachfolger George Russell. Auf die Pole war zuvor aber sensationell Kevin Magnussen im Haas gefahren.
Und 2023 war Lando Norris schließlich der schnellste Mann im Sprint-Shootout, wie es damals noch hieß. Der Sieg im Sprint ging allerdings an Verstappen.
Kann man auch alles in unserer großen Datenbank nachlesen!
Albon: Wäre noch mehr drin gewesen
Der Williams-Pilot schaffte es heute in SQ3 und wurde dort Neunter. Trotzdem ist er nicht ganz zufrieden. "Ich bin ein wenig enttäuscht über P9, denn ich hatte das Gefühl, dass wir heute etwas weiter vorne hätten stehen können", so Albon.
Zur Erinnerung: Er fuhr in SQ3 auf den weichen Reifen langsamer als auf dem Mediums in SQ2 zuvor. "Wir müssen den Soft-Reifen noch etwas besser verstehen", betont er daher.
Aber: "Unser Renntempo scheint ziemlich stark zu sein, und es dürfte ein interessantes Sprintrennen werden. Wir liegen knapp außerhalb der Punkteränge, also werden wir sehen, was wir von dort aus tun können", so Albon.
Teamkollege Franco Colapinto schied als 14. bereits in SQ2 aus und erklärt, er habe dort keine "saubere Runde" erwischt. Mit Punkten dürfte es für ihn im Sprint daher eher schwierig werden.
Alle im Sprint auf Medium?
Zumindest bei Pirelli geht man davon aus. Chefingenieur Simone Berra erklärt: "Der Medium ist der klare Favorit für den Sprint, so dass wir am Sonntag ein Zweistopprennen mit dem Medium und dem Hard vorhersagen können."
"Man sollte bedenken, dass die Mischungen hier eine Stufe weicher sind als im letzten Jahr, das heißt die harte Mischung von heute ist die mittlere vom letzten Jahr und die mittlere von 2024 ist die weiche von 2023", so Berra.
Daher sei es unwahrscheinlich, dass der Soft im Sprint oder Rennen zum Einsatz kommen werde, "auch wenn er gut performt", glaubt Berra. Doch vielleicht kommt auch alles ganz anders.
Denn Berra erinnert: "Derzeit wird für morgen Nachmittag und vor allem für Sonntag eine hohe Regenwahrscheinlichkeit vorhergesagt, die man im Auge behalten sollte."
Sauber ließ Zhou ins offene Messer laufen
Peinliche Panne bei Sauber: Guanyu Zhou schaffte seinen letzten Run in SQ1 nicht mehr, weil das Team ihm am Funk sagte, dass er noch genug Zeit habe.
Doch das stimmte nicht und so kam der Chinese zu spät über die Linie - und wurde schließlich mit rund 1,7 Sekunden Rückstand auf P19 abgeschlagen Letzter.
"In erster Linie müssen wir uns bei Zhou entschuldigen, da wir in SQ1 die falsche Entscheidung getroffen haben und er seinen zweiten Versuch nicht starten konnte", gesteht Alessandro Alunni Bravi.
"Es ist sehr wichtig, zu analysieren, was im Kommunikationsprozess schiefgelaufen ist, um eine Wiederholung eines solchen Fehlers zu vermeiden", so der Teamvertreter.
Immerhin: Teamkollege Valtteri Bottas schaffte es in SQ2, was für Sauber aktuell schon ein Erfolg ist. Dort wurde er allerdings 15. und damit ebenfalls Letzter.
Alpine im Aufwind: Gasly hofft auf Punkte
Pierre Gasly wurde als Siebter heute "Best of the Rest" und ist zufrieden. "Es war ein sehr, sehr starkes Qualifying. Ich fühlte mich gut im Auto", berichtet er.
Das Auto habe "Potenzial" gehabt, und er habe seine Runden zusammengebracht. "Das ist auf jeden Fall ein Zeichen für die guten Verbesserungen der letzten Wochenenden", betont er.
Er sei jedenfalls "sehr, sehr happy", sagt er und betont: "Um ehrlich zu sein, hat sich das Auto in den letzten Rennen wahrscheinlich noch nie so gut angefühlt."
"Es war ein starkes Rennen in Mexiko, und es fühlt sich so an, als würde es auch auf dieser Strecke gut funktionieren", sagt der Franzose.
"Bisher hat das Auto gut funktioniert, und ich bin ziemlich zuversichtlich, dass wir morgen um ein paar Punkte mitkämpfen werden", so Gasly.
Sainz schreibt Wochenende noch nicht ab
P5 heute nur für ihn, doch der Spanier betont: "Ich erinnere mich, dass wir in Austin am Freitag schwach auf dem Soft waren, und für das Qualifying haben wir dann noch etwas gefunden."
Das sei daher auch für morgen das Ziel. Zudem betont er: "Ich denke, dass wir morgen beim Sprint in einer guten Position starten. Ich denke, es wird viel los sein, es gibt viele Unbekannte."
In der Tat qualifizierten sich die Ferrari-Piloten in Austin im Sprint-Qualifying vor zwei Wochen ebenfalls auf P3 und P5 - genau wie heute. Und am Sonntag feierte man dann einen Doppelsieg ...
Hamilton: Bodenwellen und kein Vertrauen
Es sei "ziemlich schlecht" gewesen, berichtet der Brite nach seinem Aus in SQ2 und erklärt: "Für mich ist es dasselbe wie bei jedem Qualifying."
"Ich habe einfach kein Vertrauen in das Auto", verrät er und erklärt zudem, dass er mit der Neuasphaltierung der Strecke nicht gerade zufrieden sei.
"Sie haben keine besonders gute Arbeit geleistet", so Hamilton, der aber auch gesteht, dass die Bodenwellen für alle Fahrer gleich seien.
"Das erste Training war für uns wie Baku 2022. Auf der Geraden schlug es so hart ein, dass wir das Auto anheben mussten", berichtet er.
Es sei einfach sehr schwierig, das Auto unter diesen Umständen zu fahren.
Bearman bleibt im Haas
Keine große Überraschung, und nun ist es auch offiziell bestätigt: Oliver Bearman wird auch für das restliche Wochenende im Haas sitzen. Kevin Magnussen ist komplett raus. Das Team vermeldet kurz und knapp:
"Haas kann bestätigen, dass Kevin Magnussen beim Großen Preis von Sao Paulo nicht antreten wird und Oliver Bearman für den Rest des Wochenendes für das Team fahren wird."
Alonso: Sprint ist uns sowieso egal
Beide Aston-Martin-Piloten schieden heute bereits in SQ1 aus, und Fernando Alonso stellt klar: "Wir mussten uns mehr auf den Sonntag konzentrieren als auf den Samstag."
"Es ist unwahrscheinlich, dass wir im morgigen Sprintrennen in die Punkte fahren, also ist es für uns eher ein Freies Training", so der Spanier.
Er betont: "Der Sprint ist für uns eigentlich bedeutungslos, denn es gibt nur acht Autos, die Punkte holen. Und selbst wenn man Achter oder Siebter ist, bekommt man nur einen oder zwei Punkte."
Daher sei das ganze Sprint-Wochenende vor dem Qualifying zum Hauptrennen am Samstagabend aus seiner Sicht "etwas nutzlos", so Alonso.
Untersuchung gegen Leclerc
Übrigens: Gegen den Monegassen wurde nun doch noch eine Untersuchung eingeleitet, weil er in der offiziellen FIA-Pressekonferenz in Mexiko das Wort "Fuck" verwendet hat.
Er muss sich deshalb um 21:45 Uhr MEZ, also genau jetzt, bei den Rennkommissaren verantworten. Könnte eine ähnliche Strafe wie für Max Verstappen zuvor geben.
Und eine zweite Untersuchung läuft auch noch, nämlich gegen Pierre Gasly. Der Franzose ist gestern zu spät zum Fahrerbriefing erschienen. Die Teilnahme dort ist verpflichtend.
Leclerc: Mehr war nicht drin
P3 heute für den Monegassen, der damit erster McLaren-Verfolger war. Er betont: "Ich bin glücklich, weil wir das Ergebnis heute maximiert haben."
"Ich glaube nicht, dass heute mehr drin war. Die McLaren sind so schnell. Wir sind an diesem Wochenende ein bisschen im Hintertreffen", gesteht er.
Immerhin: Weil es noch "früh" am Wochenende sei, heiße das nicht zwangsläufig, dass McLaren auch an den beiden kommenden Tagen außer Reichweite sei.
"Wir werden also alles geben, um sie herauszufordern", so Leclerc kämpferisch.
Norris genervt von Verstappen-Fragen
Der Brite steht zwei Plätze vor seinem WM-Rivalen - hat aber keine große Lust, darüber zu sprechen. "Ist mir egal", sagt er, als es um die Position von Verstappen geht.
"Ich hasse diese Frage so sehr", winkt er ab und betont: "Es ist mir egal, wo er sich qualifiziert. Ich konzentriere mich nur auf meinen eigenen Job. Das ist alles."
"Es ist jedes Mal die gleiche Frage. Aber es spielt keine Rolle. Ob er Erster ist oder Letzter, ich werde mein Bestes geben", stellt Norris klar.
Zu seiner eigenen Performance sagt er, dass er "etwas überrascht" sei, dass es so gut gelaufen sei, denn zuvor in FT1 habe man noch Probleme gehabt.
Ihm sei dann in SQ3 "eine gute Runde" gelungen, doch auf seinem zweiten Umlauf habe er "zu viele Fehle" gemacht und den Versuch schließlich abgebrochen.
Deswegen zog der Teamkollege dann noch an ihm vorbei.
Hülkenberg: Hatte keinen Grip
Während es Rookie-Teamkollege Oliver Bearman in SQ3 schaffte, schied Nico Hülkenberg in SQ2 aus. Bei Sky erklärt er, dass das einfach "am fehlenden Grip" gelegen habe.
"Ich bin eigentlich sehr zufrieden mit meiner Runde und dachte, das sollte reichen", betont er und stellt klar, dass sich die Runde "gut angefühlt" habe.
"Aber das Gefühl von letzter Woche aus Mexiko hat sich irgendwie weiter fortgesetzt heute und speziell im Infield, im zweiten Sektor, fehlt mir der Grip, fehlt der Rhythmus", erklärt er.
Morgen werde es "ein harter Sprint für alle. 24 Runden hier in Sao Paulo sind nicht einfach. Es ist zwar eine kurze Runde, aber eine, die es in sich hat, was die Reifen angeht"
"Von daher wird das, glaube ich, eine harte Partie morgen", kündigt er an.