BMW will sich am Vorbild Renault orientieren

Mit fast 700 Mitarbeitern will das neue Werksteam von BMW langfristig auf Titeljagd gehen - Renault dient als konzeptionelles Vorbild

(Motorsport-Total.com) - Als BMW 2000 mit einem sensationellen dritten Platz durch Ralf Schumacher beim Grand Prix von Australien in die Formel 1 einstieg, träumte man in München schon vom WM-Titel. 2001 folgte der erste Sieg, 2002 eine eher schwierige Saison im Schatten der Ferrari-Dominanz - doch 2003 hatte Juan-Pablo Montoya bis zum vorletzten Rennen Chancen auf die Fahrerkrone. Dass 2004 und 2005 der Totalabsturz des BMW WilliamsF1 Teams folgte, führte diesen Sommer zum Beschluss, das Sauber-Team zu kaufen und mit einem eigenen Rennstall an den Start zu gehen.

Titel-Bild zur News: Mario Theissen

Bald Teamchef bei BMW? Theissen ist der Drahtzieher der Sauber-Übernahme...

Hinter den Kulissen sind die Vorbereitungen auf die erste Saison als Chassis- und Motorenhersteller voll angelaufen. Prinzipiell ändert sich an der Aufgabenverteilung gegenüber der aktuellen Saison nicht viel, denn in Deutschland sollen weiterhin nur der Motor und die komplette Kraftübertragung entstehen, während die Sauber-Truppe in Hinwil das Chassis bauen wird, doch die engere Vernetzung dieser beiden Ressourcen soll gegenüber dem gerade auslaufenden Projekt den Unterschied ausmachen.#w1#

Theissen weiß, dass BMW vor einer Herausforderung steht

Dass BMW gerade im Chassisbereich noch viel zu lernen hat, ist BMW Motorsport Direktor Mario Theissen dabei aber durchaus bewusst: "Wir können auf jeden Fall mehr von Sauber lernen als Sauber von uns", erklärte er in einem Interview mit der 'Welt'. "Die Probleme und Möglichkeiten beim Chassis mit all seinen Varianten bis hin zur Aerodynamik sind ein sehr komplexes Thema, das man nur mit viel Erfahrung in den Griff bekommt."

Zwar dürfe man im ersten Jahr noch keine Wunderdinge erwarten, war zuletzt aus München zu vernehmen, aber "das Budget wird sich im Rahmen der Topteams bewegen", so Theissen, "und was die Personalstärke betrifft, ist in Hinwil eine Erhöhung von 110 Mitarbeitern geplant. Mit dem Standort München sind das an die 700 Angestellte." BMW wird damit nicht ganz das Niveau von McLaren-Mercedes oder Toyota erreichen, plant aber ohnehin eine andere Vorgehensweise.

Konkret möchte sich der Automobilhersteller am Konzept von Renault orientieren, welches heute in Monza - zwar noch nicht mathematisch, aber doch mit hoher Wahrscheinlichkeit - zum ersten Fahrertitel durch Fernando Alonso geführt hat. Flavio Briatore übernahm für Renault nämlich im Jahr 2000 das Benetton-Team, frisierte bestehende Strukturen auf und trimmte seine Mannschaft auf Effizienz, wodurch er heute mit wesentlich weniger Geld und Personal auskommt als seine direkten Konkurrenten.

BMW will auch ohne Megabudget erfolgreich sein

Theissen findet, dass man bei BMW einen ähnlichen Weg einschlagen sollte: "Renault hat nur bewiesen, dass wir mit unseren Überlegungen auf dem richtigen Weg sind. Wir sind 2000 als Motorenhersteller in die Formel 1 gekommen, und Renault hat seitdem mit Erfolg zwei Teams - Benetton und Renault - integriert", verwies der 53-Jährige darauf, dass ein hohes Budget gerade in der Formel 1 nicht automatisch Erfolg bedeuten muss.

"Am Ende hat es immer mit den Personen zu tun..." Mario Theissen

Dafür fand er erstmals seit der Bekanntgabe der Trennung von WilliamsF1 recht harte Worte über den ehemaligen Partner aus Grove. Zwar betonte Theissen dezidiert, dass es mit Frank Williams und dem Technischen Direktor Sam Michael keine Probleme gibt, aber: "Patrick Head ist seit ein paar Rennen nicht mehr an der Strecke gewesen", nahm er den ewigen Nörgler aus seiner Aufzählung aus. "Am Ende hat es immer mit den Personen zu tun, mit der Frage, nach welchen Vorstellungen man arbeitet."

Dass die Chemie zwischen BMW und WilliamsF1 nie richtig gestimmt hat, äußert sich alleine schon daran, dass die beiden Unternehmen am Rennplatz keine gemeinsame Hospitality haben, sondern zwei getrennte Abschnitte, während in diesem Bereich andere Teams wie McLaren-Mercedes oder BAR-Honda betont Einigkeit demonstrieren. Nicht zuletzt deshalb hat sich BMW ausgerechnet ein deutschsprachiges Team als Kaufobjekt ausgesucht...