Bleibt Tabakwerbung dauerhaft in der Formel 1?

Weil sich die EU zuletzt ungeschickt angestellt hat, könnte die Formel 1 auch nach 2006 mit Tabakwerbung weiterfahren

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 könnte sich, so warnte FIA-Präsident Max Mosley, ab 2006 fast ganz aus Europa zurückziehen. Hintergrund dieser Drohung ist das ungeschickte Vorgehen der EU in der Frage des Tabakwerbeverbots.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

FIA-Präsident Mosley: "EU hat sich selbst ins Knie geschossen"

Bekanntlich hatte sich die FIA mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) darauf verständigt, ab 2006 ein globales Werbeverbot für Tabakwaren einzuführen. Die Formel-1-Teams stimmten diesem Plan zu, richteten ihre Verträge mit den betroffenen Partnern entsprechend aus. Nun hat die EU all dem aber einen Strich durch die Rechnung gemacht, indem sie unabhängig von der WHO das Gesetz schon Mitte 2005 geltend machen will.

Das wiederum führt zu Komplikationen, wie Max Mosley gegenüber 'Reuters' erklärte: "Wir haben jetzt auf der einen Seite die Teams mit ihren Verträgen bis 2006 und auf der anderen die EU mit dem Tabakwerbeverbot ab 2005." 2005 sollte es damit noch keine großen Probleme geben, weil die betroffenen Rennen einfach in die erste Jahreshälfte, in der das Gesetz noch nicht gilt, verlegt werden können, aber für 2006 sieht es düster aus.

"Die einzige Möglichkeit, wie die Teams ihre Verträge einhalten können, ist, dass wir die Anzahl der Veranstaltungen in Europa so stark reduzieren, dass die Tabakkonzerne damit leben können", so Mosley. Kurzfristig bedeutet das die Streichung von zwei weiteren Grand Prix', nachdem schon Belgien (sofort) und Österreich (nur noch 2003) aus dem Kalender geflogen sind. Ausgewichen werden kann nach Bahrain und China, außerdem bewerben sich Indien und die Türkei ernsthaft um die Formel 1.

Das wiederum könnte für Europa schmerzliche Folgen haben, weil neue Veranstalter langfristige Verträge wollen und eine Rückkehr nicht möglich wäre. Die Teams freilich könnten sich dann wieder um neue Tabakverträge umsehen und noch viele Jahre vom "blauen Dunst" leben. Paradox: Auf den europäischen Bildschirmen würde jeden zweiten Sonntag ein Millionenpublikum der Werbewirkung ausgesetzt, die man sonst gänzlich aus der Formel 1 hätte verbannen können. Mosley: "Die EU hat sich selbst ins Knie geschossen."

Der Brite erläuterte außerdem, dass es der FIA dann nicht möglich sei, in neue Vertragsabschlüsse mit Tabakkonzernen zu intervenieren, weil dies vor einem EU-Gericht möglicherweise als unerlaubter Machtmissbrauch der Sporthoheit gedeutet werden könnte. Ein freiwilliger Verzicht der Teams, die all dem eigentlich schon zugestimmt haben, wäre dann unwahrscheinlich, weil plötzlich die Möglichkeit bestehen würde, auf viele Jahre hinaus die bekannten Sponsoren zu binden.

Noch aber ist Mosley bemüht, eine Einigung mit der EU zu erzielen, was aber schwierig werden könnte, stimmten doch 13 der 15 Mitgliedsstaaten dem vorgezogenen Verbot zu. Außerdem haben sich die Fronten zwischen der FIA und der EU durch einen relativ aggressiven Schriftverkehr inzwischen verhärtet.