• 13.06.2001 08:58

  • von Marcus Kollmann

Bernoldi hätte es beinahe nie ihn die Formel 1 geschafft

Ein Unfall bedeutete für den Brasilianer 1997 beinahe das Ende seiner Rennfahrer-Karriere

(Motorsport-Total.com) - Nach seinem Rennen in Monte Carlo musste sich Arrows-Pilot Enrique Bernoldi unlängst viele Vorwürfe gefallen lassen und einige Fahrer und Teamverantwortliche finden sogar, dass der Brasilianer nicht in die Formel 1 gehört. Für den Mann aus Curitiba sind die Diskussionen um seine Person hingegen nur ein Bestandteil des Geschäfts Formel 1.

Titel-Bild zur News: Enrique Bernoldi

Enrique Bernoldi verdient es eigenen Aussagen nach in der Formel 1 zu sein

Wie der 22-Jährige während des Rennwochenendes in Kanada erklärte, hätte er es aber beinahe nie oder eventuell sogar wesentlich früher in die Königsklasse geschafft. 1997 wurde dem mehrfachen brasilianischen Kart- und europäischen Formel-Renault-Champion nämlich ein ganz normaler Unfall zum Verhängnis. Nicht etwa auf der Rennstrecke, sondern auf den Strassen Curitibas.

Bernoldi sagte über den damaligen Unfall und wie dieser sein Leben verändert hat: "Im Januar des Jahres 1997 bin ich durch eine der schwierigsten Phasen meines Lebens gegangen. Ich hatte damals einen Vertrag mit dem Promatecme Team, für das ich in der britischen Formel 3 fuhr und befand mich in einem Kurzurlaub auf Curitiba. Nach einem Familientreffen fuhr mich ein Freund nach Hause. Dabei passierte ein schrecklicher Unfall, als ein anderer Fahrer bei Roter Ampel die Kreuzung passierte und mit unserem Auto zusammenstieß. Ich musste nach diesem Unfall einige Zeit im Krankenhaus verbringen."

Jedoch beeindruckte der damals 18-Jährige mit einer schnellen Genesung, sodass er im März desselben Jahres, nach einer umfangreichen Physiotherapie, wieder nach England fliegen konnte, wo er wieder an Formel-3-Rennen teilnahm.

Den Unfall steckte der heutige Arrows-Pilot, der Dank seines Sponsors Red Bull in diesem Jahr in quasi letzter Minute ein Formel-1-Cockpit fand, aber eigenen Aussagen nach überraschend gut weg und profitierte auch in anderer Hinsicht von dieser Erfahrung: "Die erste Saisonhälfte war für mich wichtig, um mich erneut an das Rennfahren zu gewöhnen und das Vertrauen in die Autos wiederzufinden. Schon bald fuhr ich wieder an der Spitze mit. In Spa-Francorchamps, meiner Lieblingsstrecke, konnte ich sogar gewinnen und beendete die Meisterschaft als Fünfter der Gesamtwertung."

Im Jahr darauf gewann Bernoldi sechs Rennen in der britischen Formel 3 und hätte sich beinahe den Gesamtsieg geholt, was er aber auf Grund eines eigenen Fehlers doch nicht tat.

Auch persönlich hat der Unfall den Paulista stärker gemacht, der unlängst erklärte, dass er es verdiene in der Formel 1 zu sein, egal was die Leute nach dem Rennen in Monaco alles erzählt haben.

"Ehrlich gesagt erinnere ich mich nur noch schemenhaft oder gar nicht mehr an den Unfall und die ersten Tage danach. Ich schätze, dass das der Schock war. Vielleicht hätte ich ohne diesen Crash früher in die Formel 1 kommen können, vielleicht auch nicht. Ich denke, dass ich jetzt viel reifer bin und zum richtigen Zeitpunkt in die Königsklasse eingestiegen bin. Wenn es so etwas wie Schicksal gibt, dann war es mein Schicksal den Unfall zu haben und mich danach wieder aufzurappeln", so Bernoldi, der zusammen mit Jos Verstappen die nächsten beiden Tage in Silverstone die Vorbereitungen des Arrows-Rennstalls auf den kommenden Grand Prix durchführen wird.