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  • 12.06.2001 10:20

  • von Marcus Kollmann

Bernoldi geht zum Gegenangriff über

Viele Formel-1-Kenner sind der Meinung, dass der Brasilianer nur der mitgebrachten Sponsorgelder wegen im Arrows sitzt

(Motorsport-Total.com) - Er ist gerade einmal 22 Jahre alt, hat acht Formel-1-Rennen bestritten und zuletzt beim Großen Preis von Monaco seiner Fahrweise wegen für heftige Reaktionen gesorgt. Die Rede ist von Enrique Bernoldi. Der in Curitiba geborene junge Rennfahrer gehört für viele Kenner der Szene spätestens seit seinem rundenlangen Blockiermanöver von McLaren-Pilot David Coulthard in Monte Carlo nicht mehr in die Formel 1. Und schon gar nicht, weil er ja angeblich nur Dank der Sponsorengelder von Red Bull am Anfang der Saison in das Team von Tom Walkinshaw kam. Dort hatte Bernoldi überraschend den Spanier Pedro de la Rosa, mittlerweile wieder für Jaguar Racing aktiv, seines sicher geglaubten Cockpits beraubt, nachdem Peter Sauber lieber den jungen Finnen Kimi Räikkönen nach mehreren Testfahrten anstatt Bernoldis verpflichtet hatte.

Titel-Bild zur News: Enrique Bernoldi

Enrique Bernoldis Platz in der Formel 1 ist bei den Fans nicht unumstritten

Die oftmals vor allem an jungen Fahrern geäußerte Kritik, sie seien nur wegen des vielen Geldes, welches ihnen entweder ihre reichen Familien gegeben haben, oder nur wegen eines Sponsors - der es sehr gut mit dem jeweiligen Piloten meint - in der Formel 1, findet Bernoldi in seinem Fall unangebracht. Schließlich kann der 22-Jährige nicht nur auf eine äußerst erfolgreiche Motorsportkarriere in den Karts, der Formel Renault und der Formel 3 zurückblicken, sondern auch auf eine bislang für einen Neueinsteiger gut verlaufenen ersten Formel-1-Saison, soweit man das nach 8 von 17 Rennen schon sagen kann.

So konnte der Brasilianer in diesem Jahr seinen wesentlich erfahrenen Teamkollegen Jos Verstappen immerhin vier Mal im teaminternen Duell bezwingen und beeindruckte vor allem in den letzten Rennen durch eine clevere, wenn auch nicht unumstrittene Fahrweise.

Schaut man sich einmal die Qualifikationsergebnisse von Verstappen und Bernoldi genauer an, dann wird offensichtlich, dass der Brasilianer bis auf die Qualifikation in Brasilien rund eine halbe Sekunde langsamer fuhr als sein niederländischer Teamkollege - allerdings kennt er den Großteil der Formel-1-Strecken auch noch nicht. In Anbetracht dieser Tatsache also eine respektable Leistung.

Was die Zielankünfte anbelangt, so liegt Verstappen in dieser Hinsicht jedoch weit vorne, kam der Niederländer doch bislang fünf Mal ins Ziel. Zwei Mal fiel er wegen technischer Defekte aus, ein Mal schied der 29-Jährige nach einem Rennunfall aus. Seine Unerfahrenheit bezahlte Bernoldi bei zwei Rennen mit einem Fahrfehler, vier Mal sah er nicht die Zielflagge weil sein Arrows streikte, zwei Mal kam er ins Ziel.

Die nun laut gewordenen Äußerungen, der Brasilianer verdanke nur Red Bull sein Cockpit in der Formel 1 lassen Bernoldi fasst kalt: "Ich bevorzuge es, meine Antworten auf Vorwürfe auf der Rennstrecke zu geben. Ich habe mit Jos einen Teamkollegen im Team, welcher als sehr schnell eingestuft wird und auch sehr viel mehr Erfahrung als ich hat. Im internen Duell steht es jetzt vier zu vier. Ich denke, dass sich diese Leistung in meinem ersten Jahr in der Formel 1 sehen lassen kann."

Auch seine Vorstellung in den engen Straßen von Monte Carlo empfindet der Mann aus Curitiba, der Ayrton Senna als sein Vorbild ansieht, als Beweis, dass er auf Grund seiner fahrerischen Fähigkeiten im Arrows sitzt und nicht des Geldes seines Sponsors wegen: "In Monaco bin ich ein Rennen mit einem sehr, sehr schnellen Piloten hinter mir gefahren. Ich habe eine Stunde lang nicht den geringsten Fehler gemacht und bin meiner Meinung nach zurecht in der Formel 1. Vielleicht haben alle Leute vor meinem Rennen in Monaco gedacht, ich verdiene es nicht, aber jetzt sind 80 Prozent von denen der Meinung, dass ich zurecht in der Formel 1 bin."