• 27.07.2001 14:58

Berger und Haug über das Duell BMW gegen Mercedes

Gerhard Berger und Norbert Haug sprechen über das Duell zwischen der Marke BMW und der Marke Mercedes in der Formel 1

(Motorsport-Total.com/dpa) - Die Münchner heizen dem Stuttgarter Rivalen im Kampf um die Vize-Weltmeisterschaft kräftig ein, doch BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger kühlt die Gemüter und tritt auf die Euphorie-Bremse. "Wir haben keine Chance auf den zweiten Platz in der Konstrukteurswertung. Obwohl McLaren-Mercedes einige Ausfälle hatte, sieht man, dass sie immer noch sehr viel Potenzial haben. Ich glaube, sie wissen, wie sie ihre Probleme in den Griff bekommen", stellte der Österreicher vor dem Großen Preis von Deutschland in Hockenheim am Sonntag fest. "Die Saison verläuft technisch hervorragend. Das Problem ist nur, man gewöhnt sich so schnell an den guten Verlauf. Aber der Wind kann schnell drehen."

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Gerhard Berger war von Montoyas-Vorstellung wenig begeistert

Schon im zweiten Formel-1-Jahr hat BMW durch die ersten zwei Siege von Ralf Schumacher kräftig an Image gewonnen. Nach zwei Erfolgen durch den Schotten David Coulthard haben die Silberpfeile zuletzt in Silverstone durch den Finnen Mika Häkkinen (Finnland) den dritten Saison-Erfolg gefeiert. Für Mercedes-Sportchef Norbert Haug ist der Prestigekampf der beiden deutschen Automobilkonzerne jedoch nur der "Auftakt dessen, was kommen wird. Ich rechne damit, dass auch die Hondas, Jaguars und wie sie alle heißen mit enormem finanziellen Einsatz nach vorne wollen. Wir stellen und messen uns mit diesen Gegnern. Es ist doch schön, wenn man namhafte große Rivalen hat".

Schließlich hat Mercedes vorgemacht, welchen Wert Erfolge in der Königsklasse des Motorsports haben können. "Wir haben eine Erfolgsstory als Marke geschrieben", sagte Haug. Die Absatzzahlen der Mercedes-Autos wurden binnen sechs Jahren durch die neue Produktpalette und auch durch die "flankierende Maßnahme Formel 1" auf rund 1,1 Millionen mehr als verdoppelt.

"Solange es ein natürliches sportliches Duell ist, das auf höchster technischer Ebene stattfindet, solange das alles realistisch beobachtet wird, sportlich gesehen wird, macht es Spaß und spornt an", so Berger. "Aber in diesem Moment, in dem es ein Duell ist und auch diesen Geschmack kriegt, dann ist es nicht so toll. Das ist auch nicht das, was wir suchen."

Der BMW-Motor gilt als stärkstes Kraftpaket in der Formel 1. Die Schwaben sollen vor dem Rennen auf der Hochgeschwindigkeitspiste in Hockenheim einige PS näher herangerückt sein. Auch Michael Schumachers Ferrari-Triebwerk wurde verstärkt. "Große Sprünge kann man mit einem Motor nicht machen. 20 PS und so weiter - das ist sicher unrealistisch", so der Weltmeister.

Schumacher und Ferrari sind der Maßstab für die beiden deutschen Widersacher, die um Platz zwei streiten. "Man muss einfach mal schauen, wie viele Punkte Ferrari als WM-Spitzenreiter hat. Dann sieht man ganz genau, wie weit der Weg noch ist, um wirklich ein Kandidat für die WM zu sein", betonte Berger. Mit 118 Zähler rangieren die "Roten" klar vor den Silbernen (66). Blau-Weiß liegt weitere 20 Punkte dahinter. Zudem hat BMW-Williams mit Reifenhersteller Michelin einen "Neuling" im Team.

"Es gibt verschiedene Strecken, auf denen Michelin noch nicht so funktioniert wie die Reifen der Konkurrenz, und dann kommt dazu, dass der Regenreifen momentan noch nicht auf dem Stand ist, wie er sein soll", nannte Berger einen weiteren Grund für seine Skepsis. Außerdem sitze mit dem Kolumbianer Juan Pablo Montoya auch ein Formel-1- Neuling im Cockpit, der mit den Ingenieuren erst noch zum blinden Verständnis kommen müsse. McLaren-Mercedes dagegen habe zwei Fahrer, die für die Weltmeisterschaft in Frage kommen.