• 16.11.2004 13:58

  • von Marco Helgert

Berger: "Die meisten Teams sind krank"

Warum auch Gerhard Berger beim Jaguar-Angebot zugeschlagen hätte und welche Herausforderungen auf 'Red Bull' warten

(Motorsport-Total.com) - Im Zusammenhang mit der Jaguar-Übernahme durch 'Red Bull' fiel auch häufiger der Name Gerhard Berger. Der Ex-Formel-1-Pilot ist eng mit 'Red Bull'-Chef Dietrich Mateschitz befreundet, doch konkrete Pläne, Berger als Teamchef zu Red Bull Racing zu holen, gibt es derzeit nicht. Für den Österreicher war die Übernahme des Jaguar-Rennstalls dennoch der richtige Schachzug, auch wenn die Situation in der Formel 1 momentan schwierig ist.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Gerhard Berger: "Es ist höchste Zeit, die Kosten zu senken"

"Ich neige dazu, solche Zyklen auszunutzen. Es ist doch wie auf dem Aktienmarkt, man soll kaufen, wenn Aktien im Keller sind", so Berger in der 'Motorsport aktuell'. "Momentan ist jeder Formel-1-Einstieg ein Sprung ins kalte Wasser. Aber die Formel 1 bleibt eine tolle Bühne." Doch um diese Bühne zu erhalten, müssten die Kosten gesenkt werden, denn oftmals halten allein die Automobilhersteller ein Team am Laufen.#w1#

"Die meisten Teams sind krank und werden nur noch durch die Therapie der Autowerke am Leben erhalten. Wenn das nicht geändert wird, fährt die Formel 1 in den nächsten Jahren in extremem Gegenwind", fuhr der 45-Jährige fort. Somit schwebt die Gefahr eines weiteren Ausstiegs eines Herstellers wie ein Damoklesschwert über der Formel 1. "Wenn man sich vor Augen hält, welche Budgets die Formel 1 verschlingt, und dass übermorgen die Unterstützung der Zigarettenhersteller fehlt, ist es höchste Zeit, die Kosten zu senken."

Doch neben diesen allgemeinen Problemen der Formel 1 wird 'Red Bull' auch mit den Besonderheiten der britischen Unternehmenskultur konfrontiert werden. Bereits Niki Lauda konnte dies als Jaguar-Teamchef persönlich erleben. "Man darf es einfach nicht zulassen, dass man auf Leute in England angewiesen ist. Man muss da radikal vorgehen", so Berger. "Wenn man so ein Team übernimmt, muss man mit Gegenwind rechnen. Man muss dem Team eine Vorlaufzeit von drei Jahren geben, bis es auf gesunden Beinen steht."

Mateschitz erklärte bereits, dass er sich über die Hilfe von Gerhard Berger freuen würde, konnte sich aber selbst nicht vorstellen, dass er den Tiroler als Teamchef verpflichten kann. "Ob ich das machen würde? Ich bezweifle es", so der Angesprochene persönlich. Der "Formel-1-Urlaub" von Gerhard Berger dürfte damit auch künftig fortgesetzt werden.