Barrichello: "Werde mich nicht mehr beklagen"
Der Brasilianer spricht über seine neue Einstellung zu seinem Beruf und über die Vor- und Nachteile auf den F2001 zu setzen
(Motorsport-Total.com) - Ausgeruht, zuversichtlich und fit präsentierte sich Rubens Barrichello bei einem Treffen mit den Medien bei seiner Ankunft im Albert Park Circuit. Der 146-fache Grand Prix-Teilnehmer nutzte die Gelegenheit, um noch einmal seinen Standpunkt bezüglich verschiedener Punkte klarzustellen.

© Ferrari
Barrichello startet hoch motiviert in die Saison 2002
"Dieses Jahr habe ich entschieden, dass ich mich nicht beschweren werde, wenn die Dinge nicht perfekt verlaufen", kündigte der Brasilianer an. "Man lernt im Leben eine Menge Sachen und ich liebe nun einmal das Rennfahren am meisten. Nach zwei Monaten Pause habe ich das schmerzlich vermisst, denn die Formel 1 bereitet mir sehr viel Freude. Ich werde auch nicht mehr nach Entschuldigungen dafür suchen warum ich ein Rennen nicht gewonnen habe und verschiedene Gründe dafür benennen", kündigte der "Paulista" an, dass er seine ihm zuletzt von Jean Alesi als Schwäche ausgelegten Äußerungen sein lassen wird. Zumindest nach außen wird er seinen Unmut und seine Unzufriedenheit, sollte es denn Grund dafür geben, nicht mehr tragen. Der Grund für den Sinneswandel des sich im letzten Jahr mehrfach beklagenden Piloten dürfte wohl sein bei Ferrari in diesem Jahr auslaufender Vertrag sein.
"Mein persönliches Ziel ist, mich zu verbessern, besser zu sein und Rennen zu gewinnen", erklärte der WM-Dritte der letzten Saison weiter.
Bezüglich Ferraris Entscheidung, beim Eröffnungsrennen auf den bewährten F2001 anstatt das neue 2002er-Auto zu setzen, meinte Barrichello: "Wir haben natürlich hohe Erwartungen, doch wir werden abwarten müssen wie stark die anderen Teams mit ihren neuen Autos sein werden. Wenn alle mit ihrem Auto des letzten Jahres fahren würden, dann könnte ich mir sicherer sein dass wir gut sein werden. Aber wie dem auch sei, wir sind davon überzeugt, dass unser Auto hier konkurrenzfähig sein wird. Es sind ja alle Bereiche weiterentwickelt worden - inklusive des Motors, der Elektronik und den Reifen. Und von den anderen Teams kennt doch niemand sein neues Auto so gut wie wir unseres kennen", glaubt Barrichello sogar unter gewissen Umständen von der Entscheidung seines Teams profitieren zu können. Denn während die restlichen zehn Teams ihre Boliden in Australien zum ersten Mal unter Rennbedingungen testen werden, ist der F2001 in dieser Hinsicht durch die 17 Grand Prix der letzten Saison vollkommen erprobt und sein Verhalten den Fahrern und Ingenieuren bestens bekannt.
"Ich kann denen, die unsere Entscheidung als Fehler bezeichnen, nicht zustimmen. Es ist nun einfach mal eine Tatsache, dass zu Saisonbeginn sich das Auto des Vorjahres und das neue Auto nicht stark unterscheiden. Der neue Bolide wird doch erst im Laufe der Saison mit der Weiterentwicklung besser. Aber es stimmt natürlich auch, dass der F2001 dieses Programm zur Verbesserung und Weiterentwicklung schon hinter sich hat. Wir werden vermutlich deshalb nicht mehr so viel an neuem Potenzial freilegen können."
Genauso wie die Konkurrenten der Scuderia Ferrari nicht genau wissen wie Sie die Roten und vor allen Dingen sich selbst im Vergleich zu den Gegnern einordnen sollen, geht es auch Barrichello: "Rein von den Ergebnissen der Wintertests Rückschlüsse auf unsere härtesten Gegner zu schließen, ist schwierig. Klar ist jedoch, dass McLaren einen Schritt nach vorn gemacht hat. Williams wird aber auch ziemlich stark sein. Rein von den Äußerungen der Fahrer her betrachtet, so scheinen die McLaren-Piloten doch wesentlich zufriedener mit ihrem Auto zu sein."
Obwohl sich Barrichello seinem Teamkollegen in der letzten Saison 16 Mal geschlagen geben musste und noch vor kurzem lautstark mehr Unterstützung durch Ferrari eingefordert hatte, sieht er keine Probleme was die Zusammenarbeit mit Michael Schumacher in diesem Jahr anbelangt. Durch ihre Vaterschaft haben beide Piloten auch abseits der Rennstrecke Gemeinsamkeiten und "Rubhino" glaubt, dass er durch die Geburt seines Sohnes sogar noch stärker als Rennfahrer geworden ist: "Wir hatten immer eine gute Beziehung zueinander und Vater zu sein hat mich als Mensch gefestigt, denn es hat mich sehr glücklich gemacht. Und wir alle wissen, dass man, wenn man glücklich ist, bessere Arbeit leisten kann."

