Schumacher: "Totale Sicherheit wird es nie geben"
Michael Schumacher über den Einsatz des Vorjahres-Ferraris in Melbourne, Reifenpartner Bridgestone und mögliche Kontrahenten
(Motorsport-Total.com) - Die drei vermeintlichen Topteams Ferrari, McLaren-Mercedes und BMW-Williams versuchen seit Tagen, die Favoritenrolle auf die Kontrahenten zu schieben. Doch Michael Schumacher wagte am Donnerstag auf der Pressekonferenz der FIA keinen Gegner zu benennen, der in Australien Favorit ist. "Ich bin neugierig, wie die Situation auf der Strecke aussieht", blickt der Rheinländer gespannt auf das erste Qualifikationstraining der neuen Saison. "Ich habe keine Idee. Wir werden an der Spitze irgendwo bei den drei Topteams sein."
© Ferrari
Michael Schumacher blickt gespannt auf den Australien-Grand-Prix
Als besonders stärk schätzt der vierfache Weltmeister, der in diesem Jahr mit Juan Manuel Fangio gleichziehen will und die Fahrerweltmeisterschaft zum fünften Mal gewinnen will, das Schweizer Sauber-Petronas-Team und Renault ein. "Der Sport ist nie vorhersehbar, aber es sieht so aus, dass die drei Topteams der letzten Jahre es wieder sind, aber Sauber und Renault haben einige interessante Testergebnisse eingefahren", fuhr der 33-Jährige fort. "Aber man kann nicht sagen, wie die Situation wirklich ist."
Das Ferrari-Team wird die Saison mit dem Vorjahresauto beginnen, da der neue F2002 noch nicht zuverlässig genug ist. Ob der neue Wagen schon beim zweiten Saisonrennen am 17. März in Malaysia zum Einsatz kommt, lässt sich aber noch nicht abschätzen. "Es hängt davon ab, wie viel Arbeit wir jetzt bis Malaysia erledigen können", erklärte "Schumi". "Wir haben eine Woche Zeit zum testen und werden so viel Testen wie möglich. Wir sind noch keine lange Distanz mit dem neuen Auto gefahren, da wir nicht genügend Zeit hatten, weil das Wetter schlecht war und es mechanische Probleme gab."
Daher musste die Entscheidung, die Saison mit dem Vorjahres-F2001 zu beginnen, vor dem letzten Test vor dem Saisonstart fallen. "Wir mussten eine Entscheidung treffen, bevor der letzte Test absolviert war, so dass wir uns bei den letzten Wintertestfahrten auf das letzt jährige Auto konzentrieren konnten", erläutert der Familienvater. "In einem gewissen Sinne bin ich darüber nicht glücklich."
Der Unterschied zwischen dem F2002 und F2001 ist groß
Obwohl Ferrari im vergangenen Jahr schon im 13. von 17 Saisonrennen die Meisterschaft gewann und sich so schon frühzeitig auf die Entwicklung des neuen Autos konzentrieren konnte, gelang es dem Team aus Maranello nicht, das neue Auto rechtzeitig fertig zustellen, um mit diesem ausgiebig zu testen. Deshalb hatte sich Ferrari von Anfang an die Möglichkeit offengehalten, mit dem Vorjahresauto in die Saison zu starten. Dies ist dieses Jahr aber nur möglich, weil die Regeln im Vergleich zum vergangenen Jahr fast identisch geblieben sind.
"Wir wussten, dass wir zur Not mit dem alten Auto fahren können", so Michael Schumacher weiter. "Deshalb konnten wir die Entwicklung beim neuen Auto bis ans Limit treiben." Der neue F2002 unterscheidet sich nach Angaben des Wahlschweizers nicht nur in seiner äußerlichen Form deutlich vom F2001: "Es gibt einen großen Unterschied zwischen den beiden Autos. Aber da wir nie einen richtigen Vergleichstest fuhren, kann ich nicht sagen, was der Unterschied in der Performance ist."
Schumacher: "Das Leben ist jetzt viel ruhiger"
McLaren-Mercedes wird in diesem Jahr mit Michelin-Reifen antreten, weshalb Ferrari in diesem Jahr das einzige Topteam von Reifenhersteller Bridgestone ist. "Jetzt kann man sagen, dass Bridgestone nur ein Topteam hat, was ein Vorteil für uns sein könnte", so der 53-fache Grand-Prix-Sieger. "Aber es kann auch ein Nachteil sein, weil es keine andere Mannschaft gibt, die die Entwicklung vorantreibt. Nachdem man das gesagt hat muss man hinzufügen, dass Sauber sehr stark ist."
Da Ferrari nun schon in den letzten beiden Jahren den Fahrertitel gewann und sogar drei Mal den Konstrukteurstitel nach Maranello bringen konnte, ist der Druck in diesem Jahr nicht mehr so groß. "Man muss an die Jahre denken, in denen wir nicht in der Lage waren, die 'Tifosis' mit der Meisterschaft zu beglücken", erinnert sich Michael Schumacher. "Es gab jahrelang großen Druck, aber jetzt ist das Leben viel ruhiger."
Nach dem Tod eines Streckenpostens im vergangenen Jahr in Melbourne wurden für dieses Jahr die Zäune rund um die Strecke im Albert Park verstärk. "Bei der Sicherheit gibt es immer Verbesserungen", weiß der Ferrari-Fahrer. "Hier wurden extra Zäune um die Strecke gezogen. Aber totale Sicherheit im Motorsport gibt es nicht. In der GPDA (Vereinigung der Grand-Prix-Fahrer; d. Red.) suchen wir immer nach Möglichkeiten, die Sicherheit zu verbessern und nach diesem Rennen haben wir vermutlich wieder mehr Vorschläge."