• 23.07.2001 18:27

  • von Fabian Hust

Barrichello: Michaels Teamkollege zu sein ist nicht leicht

Im Interview spricht Barrichello ausführlich darüber, wie er sich als Teamkollege von Schumacher bei Ferrari fühlt

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - An diesem Wochenende kehrt Rubens Barrichello an jenen Platz zurück, an dem er vor einem Jahr seinen ersten und bisher auch einzigen Grand-Prix-Sieg gefeiert hat: In Hockenheim. Der Brasilianer wusste die Gunst der Stunde zu nutzen - Teamkollege Michael Schumacher war bereits auf den ersten Metern ausgeschieden und mit den ungewöhnlichen Wetterbedingungen kam der Ferrari-Pilot am besten zurecht. Seit dieser Zeit hat Rubens Barrichello kein Rennen mehr gewinnen können, sein Teamkollege jedoch zehn. Zwar konnte "Rubinho" regelmäßig auf das Podium steigen, doch mit BMW-Williams hat es Barrichello nun noch schwerer, einen Sieg herauszufahren, wenn Michael Schumacher einmal ausfällt.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello fühlt sich in der "Familie Ferrari" wohl

Frage: "Du bist jetzt fast zwei Jahre bei Ferrari, aber ich denke, man muss da eine ganz besondere Sache hervorheben..."
Barrichello: "Ich denke, in den zwei Jahren war das Hockenheim gewesen. Es gibt nichts besseres als mein Gefühl, das ich damals in Hockenheim hatte. Also muss es diese Sache gewesen sein."

Frage: "Genießt du es, in diesem Jahr Teil des Teamerfolges zu sein?"
Barrichello: "Es ist immer gut, Teil eines guten Teams wie Ferrari zu sein. Für mich selbst war es ein schwieriges Jahr. In der ersten Saisonhälfte hatte ich ein paar Probleme, aber alles in allem ist es großartig, für ein Top-Team zu arbeiten und es ist großartig, einen Maßstab zu haben, wie ich ihn mit Michael habe."

Frage: "Du hast die Probleme angesprochen. Was war an diesem Jahr frustrierend?"
Barrichello: "Ich denke besonders Brasilien. Das ist das Rennen, bei dem ich mir immer so viele Dinge erhoffe und es sieht so aus, als würde es noch eine ganze Weile dauern, bis ich in Brasilien schließlich glücklich bin. Es war 1994, als ich als Vierter mit einem Auto ins Ziel kam, das nicht konkurrenzfähig war und jetzt, weißt du, ist das so schwierig, weil der Druck immer größer wird. Auch wenn ich versuche, nicht daran zu denken, dass ich in Brasilien bin, scheint trotzdem irgend etwas mit dem Auto zu passieren."

Frage: "In gewisser Weise scheinst du in diesem Jahr ein härteres Jahr durchzumachen als im letzten Jahr mit ein paar mehr Zuverlässigkeitsproblemen am Auto..."
Barrichello: "Es gibt eine gute Rivalität zwischen den Teams, nicht nur mit McLaren sondern auch mit Williams, die auch vorne mitmischen. Die Teams arbeiten am Limit, um alles zu entwickeln und die Zuverlässigkeit leidet manchmal darunter. Aber man arbeitet den ganzen Tag an der Leistung. Ich hatte ein paar Probleme in diesem Jahr, im Vergleich zum letzten Jahr - ich hatte vielleicht vier im letzten Jahr und ich habe schon jetzt in diesem Jahr drei."

Frage: "Wie ist es, Michael als Teamkollegen zu haben?"
Barrichello: "Das ist nie einfach! Er genießt die ganze Aufmerksamkeit, wir wissen das. Wir verfügen über das gleiche Material und sie unterstützen mich in allen Belangen, aber wir wissen, dass sie am Ende des Tages doch mehr für ihn arbeiten, weil er länger im Team ist. Ich muss mich also konzentrieren, meiner Arbeit nachgehen und zeigen, dass ich es auch verdient habe."

Frage: "Du hast erwähnt, dass er für dich ein guter Maßstab ist. Was kannst du von ihm lernen?"
Barrichello: "Ich denke, dass wir im Leben generell eine Menge lernen. Er ist nur ein normaler Mensch, der einen Rennwagen sehr gut fahren kann. Man lernt die ganze Zeit."

Frage: "Was ist das beste daran, ein Ferrari-Fahrer zu sein?"
Barrichello: "Es ist sehr glamorös, aber für mich zählt es, ein gutes Auto zu haben, das ist die gute Sache daran. Andere Dinge sind mir egal. Manchmal muss man nicht Schlange stehen, wenn man in ein Restaurant geht, aber das ist nicht der Punkt. Das ist mir sogar peinlich! Aber das hängt mit dem Auto zusammen. Ich mag es, wie sie arbeiten und Dinge vorbereiten."

Frage: "Jean Todt hat schon verkündet, dass du nächstes Jahr bleiben wirst. Hat das deiner Zuversicht gut getan?"
Barrichello: "Man muss Tag für Tag, Schritt für Schritt arbeiten. Am Ende des Tages habe ich immer daran geklaubt, dass wir schlussendlich zusammenbleiben werden und da ich so gedacht habe, habe ich nie an Zuversicht verloren. Ich fühle mich hier sehr wohl."

Frage: "Du hattest einmal gesagt, dass du die Zukunft von Ferrari bist. Kannst du schon bald beginnen zu gewinnen?"
Barrichello: "Das hängt sehr stark von der Situation ab. Ich denke, die einzig richtige Siegchance hatte ich in Österreich. Ich hatte ein paar üble Probleme im Qualifying und das Qualifying ist beinahe schon alles. Ich bin zuversichtlich, dass ich besser sein werde und ein paar Rennen mehr gewinnen werde."

Frage: "Hast du dir das Auto von 1951 angesehen, das Michael in Silverstone fuhr?"
Barrichello: "Ich hatte die Möglichkeit, es mir anzusehen und es war einfach nur fantastisch. Ich liebe die Geschichte, aber ich denke, wer auch immer diese Autos gefahren ist, der muss wirklich verrückt sein!"

Frage: "Hättest du es genossen, in der Vergangenheit zu fahren, als man möglicherweise noch mehr Spaß hatte?"
Barrichello: "Vielleicht 1984, als Ayrton diesen Toleman im Regen von Monte Carlo fuhr, aber nicht viel früher als in jener Zeit!"