Watson: David Coulthard spielt wieder die zweite Geige
In den Augen von Ex-Grand-Prix-Pilot John Watson ist nach dem Häkkinen-Sieg in Silverstone wieder alles beim Alten
(Motorsport-Total.com) - Es steht wohl außer Frage, dass David Coulthard in diesem Jahr ein besserer Rennfahrer ist als jemals zuvor, aber man darf diese Aussage wohl in erster Linie nur auf seine Konstanz beziehen, denn vom reinen Speed her - das hat sich in Silverstone gezeigt - ist Teamkollege Mika Häkkinen einfach immer noch der Schnellere. Ex-Grand-Prix-Pilot John Watson, der von 1973 bis 1983 in der Formel 1 aktiv war und seine letzten vier Jahre bei McLaren verbrachte, glaubt, dass nach dem Sieg von Mika Häkkinen in Silverstone nach 322 Tagen der Sieglosigkeit bei McLaren-Mercedes die alte Hackordnung wieder hergestellt ist.

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Mika Häkkinen: Für den Rest der Saison wieder ganz der Alte?
"Silverstone hat gezeigt, dass Mika einfach der schnellere McLaren-Fahrer ist", so der 55-jährige Brite gegenüber dem 'Sunday Mirror'. "Das Rennen hat David in einen anderen Sichtwinkel gerückt. Ich stimme Eddie Irvine nur widerwillig zu, weil einige seiner Einstufungen ziemlich banal sind - aber was er über Coulthard sagt ist richtig. Auch wenn sich David verbessert hat, so ist seine Position in der Weltmeisterschaft hauptsächlich dadurch zustande gekommen, dass Mika nicht seine übliche Vorstellungen geboten hat."
In den Augen von Watson ist es unvorstellbar, dass Coulthard ein Rennen wie Häkkinen in Silverstone fährt, das ihn an Häkkinens "Zenit von 1998 und 1999" erinnert, als der Finne zwei Mal Weltmeister wurde. Das erklärte Ziel von Ron Dennis ist es nun, den Konstrukteurstitel zu gewinnen, und hier scheint Watson nicht sicher zu sein, ob der McLaren-Teamchef Mika Häkkinen für David Coulthard zurückpfeifen wird: "Ron kann noch nicht sicher sein, ob er David als Nummer 1 betrachten kann. Es muss wohl stark hinterfragt werden, ob man David als echte Nummer 1 betrachten kann."
Doch John Watson übt auch Kritik an Mika Häkkinen, der ganz offensichtlich Rennen hatte, in denen er lustlos wirkte oder in denen man an Hand der Leistungen von David Coulthard sehen konnte, dass er nicht das Maximum aus dem Auto geholt hat: "Ron braucht einen immer starken Mika, nicht einen Mika, der die Leistung hier und da einmal bringt." Dass Ron Dennis den Vertrag verlängern möchte, ergibt für Watson Sinn, aber er glaubt, dass es Dennis auch etwas wurmt, dass Häkkinen nur dann Leistung bringt, wenn das Auto zu seiner vollsten Zufriedenheit funktioniert, wie das wegen dem chronischen Untersteuern die meiste Zeit in dieser Saison nicht der Fall war. Nur in Barcelona und in Silverstone - also jenen Strecken, auf denen McLaren viele tausend Testkilometer abgespult hat - hatte man das Untersteuern im Griff und der Vizeweltmeister war bärenstark.
John Watson glaubt, dass Häkkinen nach einigen "fünften und sechsten Plätzen und lustlosen Vorstellungen" es der Welt wieder einmal zeigen wollte. Und aus diesem Grund geht der fünffache Grand-Prix-Sieger davon aus, dass Häkkinen alles daran gesetzt hätte, um einen so großen Vorsprung auf Coulthard herauszufahren, dass er Coulthard nicht mehr hätte vorbeilassen müssen. In den Augen von Watson erfährt Coulthard nicht die gleiche Unterstützung vom Team wie Häkkinen: "Sie haben nur ein geschäftliches Übereinkommen, aber ich denke nicht, dass dort viel Menschlichkeit oder Wärme herrscht."
Ross Brawn, Technischer Direktor des Ferrari-Teams glaubt ebenfalls, dass Silverstone bei McLaren-Mercedes der Wendepunkt in der Saison war: "Bis Silverstone hatte Mika Häkkinen nur neun Punkte und für einen Weltmeister ist es lächerlich, so weit in der Saison so wenig Punkte zu haben. Man kann sehen, wie ihn das beeinflusst. Es gab einige Rennen, da war er lustlos, aber dann hat er in Silverstone gezeigt, was für ein fantastischer Fahrer er ist. Ich denke, dass er im Moment der einzige Fahrer im Formel-1-Feld ist, den Michael als gleichwertig betrachtet."

