• 22.07.2001 16:53

Bruder-Duell in Hockenheim elektrisiert die Massen

Während Michael Schumacher einen weiteren Sieg und Rekord anpeilt, gibt sich "Schumi II" skeptisch

(Motorsport-Total.com/dpa) - Das Duell "roter Schumi" gegen "blauer Schumi" auf dem Hockenheimring elektrisiert die Massen. Seit Monaten ist der Große Preis von Deutschland am kommenden Sonntag ausverkauft. Locker hätten die Veranstalter statt der etwa 100 000 Tickets das Doppelte für den zwölften Saisonlauf zur Formel-1-Weltmeisterschaft verkaufen können. Nur noch für das Training am Freitag und Samstag gibt es ein paar Tausend Stehplatzkarten. Die "Zelter" ziehen bereits seit einer Woche ins Badische. "Wir rechnen mit 20 000 bis 25 000 Campern", teilte Hartmut Tesseraux, der Sprecher der Hockenheimring GmbH, der dpa am Sonntag mit.

Titel-Bild zur News: Michael und Ralf Schumacher

In Hockenheim dürfte ein weiteres Bruder-Duell den Fans garantiert gefallen

Zwar hat der dreifache Weltmeister Michael Schumacher wegen seines
zweiten Platzes beim britischen Grand Prix die historische Chance
verpasst, bei seinem Heimrennen vorzeitig den Titel verteidigen zu
können. Aber auch so ist für genügend Spannung gesorgt. Schließlich
kann der Ferrari-Star aus Kerpen den Fabel-Weltrekord des Franzosen
Alain Prost von 51 Grand-Prix-Siegen einstellen und zugleich die
Weichen für seinen vierten WM-Titel beim anschließenden Rennen am 19.
August in Budapest stellen. Zudem zählt Bruder Ralf dank BMW-Power
auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke wieder zu den Top-Favoriten,
nachdem er zuletzt in Silverstone einen Dämpfer erhalten hatte. Und
für Silberpfeil-Kontrahent David Coulthard geht es um die letzte
minimale WM-Chance.

"Ich kämpfe um den Sieg", kündigte Michael Schumacher Revanche für
seine deutliche Niederlage gegen McLaren-Mercedes-Pilot Mika Häkkinen
vor einer Woche an. Der spektakuläre Unfall bei Testfahrten in Monza
- Schumacher war am Dienstag bei Tempo 300 wegen eines beschädigten
Unterbodens von der Piste geflogen und zwei Mal in die Leitplanken
gekracht - hat keine Spuren hinterlassen. Praktisch unverletzt
trainiert der 32 Jahre alte Rheinländer wieder ganz normal und
bereitet sich ungestört zu Hause in Vufflens-le-Chateau am Genfer See
auf Hockenheim vor. Erst einmal (1995) konnte der 50-malige Grand-
Prix-Sieger den Großen Preis von Deutschland gewinnen.

Auf Teufel komm' raus will Schumacher seine Bilanz allerdings
nicht verbessern. "Wenn ich merke, dass ich keine Chance habe, nutzt
es mir nichts, das Auto ins Kiesbett zu feuern", kündigte er für den
Notfall eine taktische Fahrweise im Hinblick auf den Titel an. "Dann
würde ich das Rennen nach Hause fahren"? Schließlich kann sich das
der souveräne WM-Spitzenreiter (84 Punkte) angesichts von 37 Zählern
Vorsprung auf Coulthard (47) bequem leisten. Sammelt Schumacher in
Hockenheim und Budapest zusammen nur drei Pünktchen mehr als sein
Verfolger, hat er den vierten Titel in der Tasche. "Ich kämpfe bis
zum Ende", versprach das schottische "Braveheart" dennoch tapfer
Widerstand.

Ralf Schumacher ist als Gesamtvierter (31) mit 53 Zählern
Rückstand faktisch aus dem WM-Rennen. Der "Kleine" könnte dem
"Großen" im wieder viel Spannung versprechenden Bruder-Duell
allerdings erneut einen Strich durch die Rechnung machen. Laut BMW-
Motorsportdirektor Gerhard Berger hat Williams-BMW "in Hockenheim und
Monza gute Siegchancen". Ralf Schumacher ist skeptisch. "Tatsächlich
waren sie schon mal höher", beschrieb er in einem Interview mit dem
'kicker' seine inzwischen etwas herunter geschraubten Erwartungen.
"Nach den jüngsten Erfahrungen von Silverstone wäre ich jetzt ein
bisschen vorsichtiger. Zumindest sollten wir aber nahe an McLaren und
Ferrari dran sein, insbesondere dann, wenn die Temperaturen
klettern."

Das bevorstehende Bruder-Duell verschafft "Schumi II" keinen
besonderen Kick. "Mein Ziel ist, so gut zu werden, dass ich die
Weltmeisterschaft gewinnen kann. Aber besser als irgendjemand zu
werden, ist doch immer nur relativ", versicherte er in einem Gespräch
mit der 'Welt am Sonntag'. Sein Bruder sei nicht der Einzige, den es
in der Formel 1 zu schlagen gelte. Dem 'kicker' sagte er zu diesem
Thema: "Ich hatte nie das Gefühl, nicht in derselben Liga anzutreten
wie er."

Letztmals auf dem Hockenheimring in seiner alten Form mit langen
Geraden und verwinkeltem Motodrom werden die Piloten am kommenden
Wochenende dagegen antreten. Der Kurs soll bekanntlich auf etwa 4,5
km Länge gestutzt werden. "Frühestens im Dezember könnten die
Umbauarbeiten beginnen", sagte Tesseraux. "Vielleicht wird es auch
Januar 2002."

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