Barrichello: "Habe nicht zurückgezogen"
Der Ferrari-Pilot über sein hartes Duell mit Michael Schumacher, Probleme mit den Bremsen und sein Rennen insgesamt
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Rubens, du hast Michael phasenweise stark unter Druck gesetzt."
Rubens Barrichello: "Es war ein großartiges Rennen. Es hat Spaß gemacht, gegen Michael zu fighten, aber am Ende hat er wieder für Ferrari gewonnen. Ein gutes Resultat. Meine einzige Chance, gegen ihn zu gewinnen, war, ihn auf der Strecke zu überholen oder länger auf der Strecke zu bleiben, aber leider hatte er etwas mehr Benzin an Bord als ich und nach dem Stopp hatte ich das schwerere Auto und mein Bremspedal ist länger und länger geworden. Ich habe wie ein Irrer angegriffen auf der ersten Runde aus den Boxen heraus, meine Bremsen müssen gekocht haben, und dann bin ich in Kurve acht geradeaus gefahren. Dabei habe ich auch Platz zwei verloren, denn sonst wäre ich nahe an Ralf dran gewesen und hätte ihn noch einmal angreifen können."

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Rubens Barrichello wurde nachträglich sogar auf Platz zwei gewertet
Frage: "Hat es deinen Bremsen geschadet, dass du so knapp hinter Michael hergefahren bist?"
Barrichello: "Naja, ich war sehr knapp hinter ihm und die Bremsen konnten nie wirklich abkühlen. Der Punkt ist, dass wir eine Menge Spaß gehabt haben, er hat wieder gewonnen, aber es war unterhaltsam."#w1#
Frage: "Hat sich dein Auto nach dem Ausritt anders angefühlt?"
Barrichello: "Ich glaube nicht, dass es beschädigt wurde. Das Problem war eher, dass mir nicht aufgefallen ist, dass die Bremsen schlechter wurden, als ich hinter Michael fuhr. Sie waren sehr, sehr heiß, das Pedal wurde auch schon unruhig und nach dem Boxenstopp wollte ich attackieren, aber die Bremsen bremsten nicht mehr richtig. Ich wusste, dass Michael auch bald reinkommen würde, also wollte ich weiter attackieren, aber leider ist die Stelle sehr wellig, auf der ich ausgeritten bin, und dadurch habe ich fünf Sekunden verloren."
Frage: "Als du ihn davor so hart unter Druck gesetzt hast, hast du da wirklich alles gegeben?"
Barrichello: "Ich habe angegriffen, ja. Ich hatte zu dem Zeitpunkt ein besseres Setup, ein besseres Auto. Alle sagen immer, ich bin happy hinter Michael, aber das bin ich nicht und ich habe ihn angegriffen. Es war ein guter Fight. Ich dachte schon, ich hätte ihn, aber er war außen und bremste sehr spät und konnte vorne bleiben. Vor ein paar Jahren hatte ich einen ähnlichen Fight mit David und er hat damals die Kurve nicht geschafft. In der Situation heute dachte ich mir, 'Fahr geradeaus, fahr geradeaus', aber Michael ist um die Kurve gekommen. Das war die einzige Chance, die ich hatte."
Frage: "Man hatte den Eindruck, du hast in dieser Situation zurückgezogen. Warum?"
Barrichello: "Ich habe es versucht, ganz ehrlich, habe nicht zurückgezogen. Es gibt einen speziellen Punkt, an dem du die Kurve anbremsen musst, also kannst du nicht einfach reinziehen und das war es dann. Andererseits gibt es so viele Situationen, in denen das klappt, aber meine Bremsen waren nicht mehr ideal. Ich bin also nach innen gegangen und hoffte, dass Michael die Kurve nicht schaffen würde, und selbst für den Fall dass doch hatte ich guten Speed für die nächste Gerade, denn wenn es in einer Kurve nicht klappt, dann vielleicht in der nächsten. Leider Gottes ist der Poller in der Schikane zerbrochen und da waren überall Teile und ich wusste nicht recht, welche Linie ich wählen sollte. Zu hart über die Randsteine zu fahren, ist auch gefährlich, wie ich am Samstagmorgen selbst erfahren musste. Es sah nach außen vielleicht so aus, als habe ich zurückgesteckt, aber in Wahrheit habe ich nur versucht, ihn in der nächsten Kurve zu kriegen."
Frage: "Was denkst du über das heutige Rennen und generell über Montreal als Veranstaltungsort?"
Barrichello: "Wir sollten nie aufhören, hier in Montreal zu fahren. Das ist vielleicht einer der besten Orte, zu denen wir kommen. Die Leute sind sehr nett, die Stadt ist fantastisch, die Rennen sind immer gut, auch wenn man die Strecke sicherer machen könnte. Die Rennstrecke ist fantastisch, man kann hier noch überholen. Selbst in einer Zeit, in der das Überholen schwierig ist, geht es hier noch."
Frage: "Welche Veränderungen wünschst du dir für die Sicherheit hier?"
Barrichello: "Es gibt nichts Spezifisches. Man kann jede Rennstrecke diesbezüglich verbessern und es gibt auch keine spezifischen Probleme. Alle Fahrer wünschen sich einen neuen Asphalt, denn langsam wird es hier recht wellig. Dadurch würde die Strecke schon sicherer. Wie gesagt, jede Verbesserung wäre für die Show gut."

