Nächster Schumacher-Doppelsieg in Kanada

Mit einer strategisch klugen Leistung hat Michael Schumacher heute in Montreal vor Bruder Ralf und Barrichello gewonnen

(Motorsport-Total.com) - Michael Schumacher (Ferrari) hat das Unmögliche möglich gemacht und in Kanada vom sechsten Startplatz aus seinen insgesamt siebenten Sieg in Montreal und in der Saison 2004 gefeiert. Zweiter wurde Polesetter Ralf Schumacher (BMW-Williams) vor Rubens Barrichello (Ferrari).

Titel-Bild zur News: Start in Montreal 2004

Am Start führte Ralf Schumacher, den Sieg trug aber Michael davon

Der Grand Prix begann turbulent: Ralf Schumacher verteidigte seine Pole Position erfolgreich vor Jenson Button (BAR-Honda), Mitfavorit Jarno Trulli musste seinen Renault aber gleich auf den ersten Metern ohne Vortrieb abstellen. Michael Schumacher gab in der ersten Kurve gegen Montoya (BMW-Williams) nach, setzte sich aber gegen Räikkönens "Silberpfeil" durch und lag somit zunächst an fünfter Stelle.#w1#

Wieder einmal Startunfall gleich in der ersten Kurve

Weiter hinten kam es zum fast schon traditionellen Montreal-Crash, in den beide Jaguars und David Coulthard (McLaren-Mercedes) verwickelt wurden, wovon Grand-Prix-Debütant Timo Glock profitierte - der Jordan-Pilot kam als Zehnter aus der ersten Runde zurück, musste dann aber relativ rasch seinen Teamkollegen Nick Heidfeld und Fisichella überholen lassen. In der Folge fuhr der 'F1Total.com'-Kolumnist ein fehlerfreies Rennen.

In der sechsten Runde sorgte Barrichello gegen Räikkönen für das erste Überholmanöver im Spitzenfeld. Ralf Schumacher an der Spitze und der Brasilianer etwas weiter hinten waren zu dem Zeitpunkt die schnellsten Piloten im Rennen, "Rubinho" musste sich dann jedoch hinter seinem Teamkollegen anstellen. Ein paar Runden später begann dann die erste Serie der Boxenstopps, eröffnet von McLaren-Mercedes.

Alonso verlor beim ersten Stopp einige Positionen

Großer Verlierer dieser Serie war Fernando Alonso (Renault), der mehr als 15 Sekunden stand und somit alle Vorteile seiner Zwei-Stopp-Strategie effektiv herschenken musste. Neben den beiden Ferraris war der Spanier der einzige Top-Pilot auf zwei Stopps, was ihn durchaus auf das Podium hätte spülen können. 26 Runden vor Schluss war für ihn der Grand Prix aber beendet. Ausfallsursache: Kein Vortrieb, genau wie bei Trulli.

Ralf Schumacher führte lange und hielt die Piloten, die auf derselben Strategie wie er selbst waren, auch problemlos in Schach, er konnte jedoch nicht ausreichend Vorsprung auf seinen Bruder aufbauen, der wegen der Zwei-Stopp-Strategie sehr bedacht und bremsenschonend agieren musste. Der Weltmeister musste am Ende nichts mehr riskieren, wurde durch die Stopps in Führung gespült und hatte für die letzten Runden sechs Sekunden Vorsprung, die er sich nicht mehr nehmen ließ.

Dritter wurde heute Rubens Barrichello im zweiten Ferrari, der sich allerdings zu Beginn des letzten Renndrittels ein zweites Mal hinter Michael Schumacher anstellen musste und trotz des offensichtlich höheren Speeds nicht überholen konnte oder durfte. Der Brasilianer zeigte sich einige Male im Rückspiegel seines Teamkollegen, attackierte aber nur halbherzig. Als er vor Schumacher zum zweiten Stopp reinkommen musste, war sein Rennen praktisch gelaufen - nach einem Ausritt dann sowieso.

Button hatte Montoya in der Endphase im Griff

Nur zwischen Jenson Button und Juan-Pablo Montoya wurde es am Ende noch einmal spannend, auch in diesem Duell kam es aber zu keinem ernsthaften Angriff mehr. Sechster wurde nach starker Vorstellung Giancarlo Fisichella im Sauber, der Montreal damit weiterhin sein Lieblingsrennen nennen wird. Teamkollege Felipe Massa hatte am Ende Glück, als er nach Abflug wegen vermutetem Bremsdefekt unverletzt blieb.

Zwei WM-Punkte sammelte heute auch das ungewohnt zuverlässige McLaren-Mercedes-Team: Räikkönen musste zwar zweimal das Lenkrad wechseln und eine Durchfahrstrafe wegen Überfahrens der weißen Linie an der Boxenausfahrt über sich ergehen lassen, verlor so in der Endphase den sechsten Platz, blieb aber trotz der zusätzlichen Stopps an siebenter Position vor Toyota-Pilot Cristiano da Matta. Neunter wurde David Coulthard im zweiten "Silberpfeil".

Timo Glock beendete seinen ersten Grand Prix an elfter Stelle, blieb aber bis auf eine Kollision mit Christian Klien (Jaguar-Cosworth) in der Endphase fehlerfrei. Nick Heidfeld wurde Zwölfter, sorgte jedoch für eine Schrecksekunde: Beim ersten Boxenstopp fuhr der Mönchengladbacher zu früh los und verletzte dabei einen seiner Mechaniker leicht. Weil der Motor abstarb, ging so viel Zeit verloren, dass "Quick Nick" am Ende doch deutlich hinter Glock landete.

Völlig verpatzter Nachmittag für das Jaguar-Team

Miserabel verlief das Rennen auch für das Jaguar-Team, das Mark Webber schon nach zehn Runden verlor. Der Australier war bereits in der ersten Runde wegen eines Reifenschadens an die Box gekommen. Klien erwischte vom besten Startplatz seiner Karriere aus eine schlechte Anfangsphase, musste insgesamt viermal an die Box kommen und lag so nie in der Nähe der so heiß ersehnten ersten WM-Punkte.

Das Safety-Car musste heute nie auf die Strecke, auch gab es bei wunderbaren äußeren Verhältnissen überraschend wenige Ausfälle für Montreal-Verhältnisse: Das Renault-Duo Trulli/Alonso verabschiedete sich ohne Vortrieb, Webber blieb an der Box stehen, Bruni (Minardi) erlitt einen weiteren technischen Defekt und bei BARs Kamikaze-Sato platzte nach einigen spektakulären Einlagen nach Start aus der Boxengasse in Runde 48 der Honda-Motor.

In der Weltmeisterschaft setzt sich Michael Schumacher damit weiter ab, er führt nun schon 16 Zähler vor seinem Teamkollegen Barrichello. Wieder ins Spiel gebracht hat sich mit dem heutigen Resultat das BMW-Williams-Team, wohingegen McLaren-Mercedes nicht näher an Sauber-Petronas herangekommen ist, da Fisichella den Hinwilern mit seiner guten Performance drei weitere Punkte beschert hat.