• 05.07.2004 09:12

  • von Fabian Hust

Barrichello: Die Formel 1 ist nicht langweilig

Rubens Barrichello über Michael Schumacher, Ayrton Senna, die Konkurrenz und die Dominanz von Ferrari

(Motorsport-Total.com) - Nach zehn von 18 Rennen der Formel-1-Saison 2004 hat Rubens Barrichello 22 WM-Punkte Rückstand auf Michael Schumacher. Nur dem neuen Punkteformat hat es der Brasilianer zu verdanken, dass er überhaupt noch im Windschatten des Weltmeisters liegt. Realistisch gesehen ist der Vorsprung bei noch verbleibenden acht Rennen zu groß, um ihn noch aus eigener Kraft einzuholen, da bräuchte es doch eine Menge Pech bei Schumacher und eine Menge Glück bei Barrichello.

Titel-Bild zur News: Schumacher und Barrichello

Michael Schumacher ist Rubens Barrichello immer einen Schritt voraus

Seit der Saison 2000 fährt der Paulista an der Seite des deutschen Superstars. Eigentlich könnte man meinen, dass Rubens Barrichello in seiner fünften Saison, in der er hinter dem Rekordsieger hinterherfährt, frustriert ist. Hinzu kommt die Tatsache, dass sein Teamkollege natürlich die Nummer eins im Team ist, was der eigenen Motivation sicherlich nicht zuträglich ist.#w1#

Der legendäre Ayrton Senna war ein guter Freund von Rubens Barrichello, die Beziehung zu Michael Schumacher ist anders, wie Barrichello dem 'Guardian' verrät: "Wir gehen fast jeden Abend zusammen essen. Es war schwierig, mit Senna auszugehen, denn er war so beschäftigt. Senna mochte mich, da ich ihn nie um etwas bat. Die Leute verlangten immer große Dinge von ihm. Aus diesem Grund kam er für gewöhnlich rüber, um mich zu sehen, was eine gute Sache war. Aber ich war für ihn immer das Kind. Er war 33 und ich erst 20."

Neun der zehn Rennsiege gingen in dieser Saison bisher an Michael Schumacher und Ferrari, die Italiener holten mit 158 WM-Punkten fast die optimale Punkteanzahl von 180 Zählern. Obwohl viele Fans die Rennen gar nicht mehr verfolgen, weil ihnen die Rennergebnisse zu eintönig sind, empfindet Rubens Barrichello die Formel 1 nicht als langweilig: "Wir wachen am Sonntag auf und wissen nicht mit Sicherheit, wer gewinnen wird."

Bisher musste sich Rubens Barrichello immer hinter seinem Teamkollegen einstellen, frustriert in das? "Wenn du ein Auto hast, das nicht in der Lage ist zu gewinnen und man so nahe kommt, wie ich es tue, dann befriedigt das einen", erklärt Barrichello. "50 Prozent der Rennen waren befriedigend, denn ich konnte nicht mit Michael mithalten und so konnte ich nach Hause gehen und die ganze Nacht durchschlafen. Aber in der Hälfte der Rennen hatte ich die Möglichkeit, ihn zu schlagen, aus diesem Grund sind diese enttäuschender. Aber diese Rennen machen mich stärker und lassen mich härter arbeiten."

Seit seinem Beginn bei Ferrari hat sich für Rubens Barrichello viel verändert. Er habe nicht nur mehr Respekt, sondern er erhalte nun auch mehr Unterstützung von Ferrari, wohingegen zu Beginn das komplette Team auf Michael Schumacher ausgerichtet gewesen sei: "Es war eine harte Situation, aber mit der Zeit und wenn ich entschlossen bleibe, kann ich sie zu meinem Vorteil verändern. Ich kann meine Träume immer noch erfüllen und Weltmeister werden. Die Leute sagen, dass dies für mich zu schwierig wäre. Sie denken, dass die Meisterschaft gelaufen ist. Aber wenn ich drei oder vier Rennen gewinne, dann ist noch alles möglich."

Im Prinzip fährt Ferrari in dieser Saison in einer eigenen Liga und das verblüfft auch Rubens Barrichello, der in diesem Jahr vor allem mit einem stärkeren McLaren-Mercedes-und BMW-Williams-Team gerechnet hatte: "Beide haben sie einen Schritt zurück gemacht. Darüber bin ich überrascht, denn wir sind plötzlich so dominant. Aber Renault hat einen Schritt nach vorne gemacht, und BAR hat einen riesigen Schritt nach vorne gemacht", so der Brasilianer, der hofft, dass sich BAR im Verlauf der weiteren Saison nicht noch deutlicher verbessern wird.

Rubens Barrichello stand in Verhandlungen mit dem Williams-Team, doch ganz offensichtlich hat er die richtige Entscheidung getroffen, bei Ferrari Anfang des Jahres einen neuen Vertrag zu unterschreiben: "Ich hatte andere Angebote und ich unterhielt mich mit Leuten, aber ich entschied mich, dass wenn ich bei Ferrari bleibe, ich die größte Chance habe, die Meisterschaft zu gewinnen. Ich stehe bis 2006 unter Vertrag, aber es ist noch zu früh zu sagen, was dann passieren wird. Ich bin hier glücklich, aber ein Wechsel ist nicht etwas, das ich komplett ausschließen würde."